Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
aber nicht ungewöhnlich für uns. Sasha geht es gut, keine Sorge. Das, was sie eben durchgemacht hat, hat jeder von uns schon einmal erlebt. Wir nennen es Visionen. Sie helfen uns, die verlorenen Seelen zu sammeln. Sie zeigen uns Bilder und Gefühle von den Seelen, damit wir wissen, wo sie sind und dass sie Hilfe brauchen. Wir sind mit unseren Elementen so sehr verbunden, dass sie uns auf diese Art zeigen, wie wir den Seelen helfen können. Ich denke, es hat einen Unfall an dem Tunnel gegeben. Und mit Sicherheit auch mit Toten. Und irgendjemand hat wohl nicht mal gemerkt, dass er tot ist. Nun spukt er dort umher.“
Collin nickte. Man sah ihm an, dass er die Neuigkeiten erst einmal verdauen musste. „Und warum hat ausgerechnet Sasha das gesehen und nicht du... oder ich?“ fügte er nach langem Zögern hinzu.
Mark blinzelte einen Moment. Dann nickte er und nahm die Teller entgegen, die Mar ihm reichte. Während er sie auf dem Tisch verteilte, fuhr er fort. „Wahrscheinlich gab es ein Unglück an dem Tunnel und es sind Menschen verschüttet worden. Das bedeutet, die Erde war die Todesursache. Deshalb musste die Erde auch Sasha Bescheid geben, verstehst du? Hätte es einen Brand gegeben, dann hätte Elijah die Vision gehabt. Wäre jemand ertrunken, dann Mar. Sterben die Menschen eines natürlichen Todes, dann kann es irgendjemanden von uns treffen.“ Der Junge nahm das Messer vom Tisch, das Mar eben hingelegt hatte und spielte damit herum. „Und... ich werde das auch dann haben? Ich meine, irgendwann mal. Wenn du auch der Wind bist, dann haben wir das vielleicht zusammen, oder? Und wie erfahren eigentlich die Windler von den Seelen?“
Mar stellte die Butter auf den Tisch. Dann lief sie ins Bad. Sasha schnitt Brot ab und über das Surren des Schneidemaschine hallten in Mark die Worte des Schülers wider. Wenn du auch der Wind bist, dann haben wir das vielleicht zusammen, oder? Ihm fielen Elijahs Worte von letzter Nacht wieder ein und er gab ihm einmal mehr recht. Er sollte sich nicht dazu hinreißen lassen, in Collin einen Konkurrenten zu sehen. Er sollte den Jungen unterstützen. Doch Mark wusste, dass es ihm schwer fallen würde. Er hatte gelernt, sich durchzusetzen. Als Kind im Waisenhaus von dem großen und starken Ben unterdrückt, musste er im Internat einen Weg finden, sich zu behaupten. Und er wusste, dass ihn das verändert hatte. Ständig hatte er Angst, unterlegen zu sein. Er sollte sich bemühen, das einzudämmen. Collin war nun wirklich keine Gefahr.
„Die Windler spüren die Verbitterung einer Seele.“, erklärte Sasha an Marks Stelle, weil der solange geschwiegen hatte. Sie ordnete das Brot in der Schale an.
„Je dunkler die Farbe einer Seele, umso mehr Verbitterung beherrscht sie. Und das spüren die Windler. Deshalb müssen wir schnell handeln. Wir müssen herausfinden, wie wir die Seele besänftigen können und sie retten ehe die Windler kommen.“ Sie wandte sich um und stellte das Brot auf den Tisch. „Das ist alles, was wir haben.“, sagte sie und ihre Augen huschten über den gedeckten Frühstückstisch.
„Ich hoffe, es reicht. Möchtest du Eier, Collin?“ Der Junge schüttelte den Kopf.
Mar kehrte wieder und hatte sich bereits angezogen. Als sie sich niederließ, begannen sie zu frühstücken. Gerade als Mark sein Ei aufschlug, kehrte Elijah wieder.
„Es regnet.“, sagte er missmutig und ließ einige Tropfen aus seinen Haaren auf den Boden fallen. Er hatte sich in aller Eile nur eine Jacke über gezogen und war pitschnass. Die feuchte Zeitung klatschte er zwischen Käse und Marmelade, dann wandte er sich um, um sich im Bad zu föhnen.
Mark schlug die Zeitung auf und schüttelte sie, damit das Regenwasser nicht in das Papier zog. „Klatschpresse.“, murrte er. „Was besseres hat er nicht bekommen?“
„Was steht drin?“, fragte Margarete und biss von ihrem Brot ab.
Mark überflog einige Artikel. Die Zeitung tropfte auf seinen Teller. Dann endlich fand er die Liste mit Unfällen. „Hier steht etwas über den Tunnel.“ Dann las er vor und seine Augenbrauen hoben sich merklich je mehr er las:
Einsturzunglück im Benjamin-Franklin-Tunnel
Am gestrigen Samstag ereignete sich auf der Baustelle des neuen Benjamin-Franklin-Tunnels am Ortsausgang Hockenfeld ein Unfall. Nach Sprechern der Baufirma Barnabas und Co. stürzte der Tunnelabschnitt hinter der Baustelle ein, nachdem eine Sprengung zehn Meter entfernt durchgeführt wurde. „Die Sprengung diente der Erschließung
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