Wind - Das Bündnis der Elemente (German Edition)
Kiste zu springen. Was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass ich nicht möchte, dass dir weh getan wird.“ Er versuchte es diplomatisch. Und es wirkte. Sie hörte auf, sinnlos in der Schüssel zu wischen und sah ihn an. „Weil du mir wichtig bist. Und weil ich nicht will, dass du an den Falschen gerätst.“
Sie sagte noch immer nichts und langsam wurde es ihm peinlich. Deshalb straffte er seine Schultern. „Gut, das war dann auch alles. Ich wünsche dir eine Gute Nacht.“
„Danke.“, rief sie ihm hinterher. Und er wusste, dass sie damit nicht den Gruß gemeint hatte.
„Gehen wir zum Spielplatz?“
Elijah blickte von seinem Buch auf. Er lag lang ausgestreckt auf seinem Bett. Neben ihm war die Tür aufgegangen und Mark schob seinen Kopf in sein Zimmer. Das Veilchen war inzwischen herrlich blau.
„Kannst du denn überhaupt gehen?“ fragte er den Wind, halb im Scherz, halb ernst. Er hatte bereits seine Seite markiert und das Buch auf seinen Nachtisch gelegt. Dann besann er sich anders und schob die Schublade auf, um es darin zu verstauen. Leider hatte er vergessen, dass er öfter mal seine Sachen einfach in dieses Fach stopfte. Deshalb hatte er auch den Stoffbären vergessen.
Doch Mark sah ihn sofort. Ehe Elijah die Schublade wieder schließen konnte, hatte der Wind seine Finger hinein geschoben und den Bären herausgeholt. Das Stofftier war etwa so groß wie seine Hand und fand darin gemütlich Platz. Seine schwarzen Knopfaugen lächelten Mark an. Grinsend zupfte der an dem roten Bändchen, das der Bär um den Hals hängen hatte. „Den hast du noch?“, feixte er.
„El, manchmal glaube ich, du bist sentimental.“
Mit hochrotem Kopf schnappte Elijah nach dem Bären und steckte ihn unsanft zwischen die Socken von gestern auf dem Boden. Mark sah ihn gekränkt an. Er schritt hinüber zu den Socken und zog den Bären hervor. „Sei nicht so respektlos.“, meinte er, nun nicht mehr schadenfroh grinsend, sondern ehrlich verletzt.
„Das war das erste Geschenk, das ich dir je gemacht habe.“ Er strich zärtlich über den abgenutzten Rücken des Bären.
„Mark, du warst zehn Jahre alt und ich elf!“ schnaufte Elijah und nahm sich eine frische Hose aus dem Schrank. „Das Ding ist überreif. Eigentlich hätte ich es schon lange wegschmeißen sollen.“
Nun streichelte Mark dem Tier über den Kopf. Dann bettete er es auf Els Kopfkissen. „Sieh ihn dir an!“ meinte er fröhlich. „Weißt du, wie lange ich dafür gespart habe? Und dann musste ich Frau Haje auf Knien anflehen, mich mit dem Bus in die Stadt fahren zu lassen, damit ich ihn kaufen konnte. Du hattest damals immer vor dem Schaufenster gestanden und ihn betrachtet. Und doch hast du ihn dir nie kaufen können!“ Er lachte auf. „Und Frau Haje dachte, ich müsse für dich ganz besondere Medizin holen gehen. Sie gab mir sogar noch ein wenig Geld für den Bus. Und von dem habe ich mir damals diese Lutschfinger gekauft, kennst du die noch?“
Natürlich kannte Elijah die noch. Es waren höchst ungesunde und deshalb sehr beliebte Bonbons gewesen, in Form eines Fingers und in knallgelber Farbe. Sie waren sehr süß gewesen und so ziemlich das einzige, was sie sich am Kiosk hatten leisten können. Gerne waren sie nach draußen gegangen und hatten im Schuppen des Waisenhauses die Lutschfinger gegessen während Frau Haje nach ihnen gesucht hatte.
Mark blickte nun nachdenklich drein während er den Bären betrachtete. „Solche Sachen sollte man nicht wegwerfen, weißt du?“ sagte er mit einer für ihn untypischen Ernsthaftigkeit. „Es hängen viele Erinnerungen daran.“
El lachte auf und knöpfte seine Hose zu. Er warf einen Blick auf den Bären, der ihn unschuldig betrachtete. „Ich habe ihn doch nicht weggeworfen.“ meinte er grinsend. „Weißt du was? Mit diesem Bären verbinde ich einen Pakt. Solltest du mich jemals ins Gesicht schlagen, wandert der Kleine auf den Scheiterhaufen.“ Mark musste nun ebenfalls lachen. „Na, dann hoffe ich, dass ihm dieses Schicksal erspart bleibt. Am besten ist, wenn du mich nicht aufregst, El. Dann passiert das garantiert nicht. Bist du jetzt endlich fertig?“
„Nun hetz’ doch nicht so!“ erwiderte Elijah. Er nahm seinen Schlüssel und seine Geldtasche vom Schreibtisch und lief in den Flur. Weder Collin, noch Margarete waren in der Wohnung. „Wo sind eigentlich die anderen beiden?“, wollte El wissen während sie die Haustür hinter sich zuschlossen.
Mark deutete mit dem Daumen nach oben.
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