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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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glatt, bevor sie einen besorgten Blick mit Elizabeth tauschte.
    » Was wollt Ihr jetzt tun? «
    » Es besteht die Möglichkeit, dass die Indianer noch in ihrem Dorf sind. Vielleicht konnte Edmond sie gar nicht mehr warnen, weil… « Elizabeth schüttelte den Kopf, denn sie wollte es nicht aussprechen. » Wie dem auch sei, ich gehe davon aus, dass Deirdre noch lebt. Wir müssen sie da rausholen, bevor der Colonel mit seinen Leuten dorthin aufbricht. «
    » Vielleicht ist er schon da gewesen! « , sagte Jerry.
    » Nein, das ist er nicht « , erklärte Miss Jane. » Anderenfalls hätten wir ihn gesehen, denn es gibt nur einen passierbaren Weg zu dem Dorf, und der führt den Fluss hinauf. «
    » Außerdem braucht er noch die Freiwilligen, die er unter den portugiesischen Seeleuten rekrutiert hat. Die warten schon darauf, dass er zurückkommt. « Sid deutete auf die Galeone, die am Rand der Bucht ankerte. » Hab heute Morgen mit einem der Burschen geredet. Die sind voller Blutdurst, sie brennen förmlich darauf, das Dorf niederzubrennen und die Indianer aufzuspießen. Ihr habt recht, Mylady, wir müssen denen zuvorkommen. « Er warf Oleg einen fragenden Blick zu. » Was meinst du? Wäre das eine gute Jungfernfahrt? «
    » Mit dem Boot? « , vergewisserte Elizabeth sich. » Aber es geht flussaufwärts! «
    » Der Fluss ist salzig. «
    » Was heißt das? «
    » Kaum Strömung. Kein Gefälle. Wir können rudern. «
    » Dann sollten wir uns aber beeilen « , warf Sid ein. Mit seiner dreifingrigen Hand zeigte er zum südlichen Ende der Bucht, wo der Umriss einer Barkasse unter Segeln aufgetaucht war. » Wenn mich nicht alles täuscht, ist das da drüben der Kahn, mit dem vorgestern der Colonel hier war. «
    » Dann müssen wir schneller sein « , sagte Elizabeth. » Wir brechen sofort auf. Miss Jane, kann ich darauf zählen, dass Ihr Euch meiner Kinder annehmt? «
    » Du liebe Güte, Mylady, Ihr wollt doch nicht etwa… « Die Witwe starrte sie erschrocken an.
    » Doch « , sagte Elizabeth. Entschlossen eilte sie zum Haus.
    Jerry folgte ihr und überholte sie.
    » Was habt Ihr vor, Mylady? «
    » Mich rasch umziehen. Und meine Pistole holen. Wir brechen sofort auf. «
    » Soll das heißen, Ihr wollt mitkommen? « , erkundigte er sich entgeistert.
    » Selbstverständlich werde ich das « , teilte Elizabeth ihm mit, während sie die Stufen der Veranda hinaufstieg. Vor der Tür wandte sie sich zu ihm um. » Macht sofort das Boot klar. Wir fahren, sobald ich hier fertig bin. Und ich will keine Widerrede hören. «
    » Aber Mylady! « , rief Jerry. » Ihr könnt auf keinen Fall… Das wäre viel zu… Master Duncan wird uns umbringen, wenn wir… « Den Rest seiner gestammelten Einwände hörte sie nicht mehr, denn sie befand sich bereits in der Kammer, wo sie ihren Kopf tief in die aufgeklappte Kiste steckte und zwischen der Wäsche nach der Steinschlosspistole suchte. Mit der Waffe hatte sie schon einmal ein Leben gerettet, denn wenn sie Harold Dunmore in der Nacht des großen Sturms nicht damit niedergeschossen hätte, wäre Anne durch seine Hand gestorben. Er hatte schon mit dem Dolch zum tödlichen Stich ausgeholt. Sie hatte ihn mit einem Bauchschuss niedergestreckt, so wie Duncan es ihr eingeschärft hatte, als er ihr den Umgang mit der Waffe erklärt hatte.
    » Ziel immer auf die Mitte, denn der Kopf ist schwer zu treffen. Von allen Schützen, die ich kenne, schafft nur Oleg es jedes Mal. Bauch oder Brust sind leichtere Ziele, und auch wenn der Schuss nicht sofort tödlich ist– er hält den Feind in jedem Fall auf. «
    Ihr Schuss hatte Harold aufgehalten, sodass Celia ihm mit seinem eigenen Dolch den Garaus hatte machen können. Elizabeth hatte lange das Bild des Sterbenden vor Augen gehabt, ebenso wie bei dem Seemann, den sie erstochen hatte. Aber sie wusste genau, dass sie jederzeit wieder töten würde, wenn sie damit das Leben eines ihr nahestehenden Menschen retten konnte. Etwa das von Deirdre.
    Sie fand die Pistole und schob sie in das dazugehörige Futteral. Pulverhorn, Zündsteine und Kugeln packte sie in einen Beutel. Laden konnte sie die Waffe auf dem Boot. Hastig machte sie sich daran, sich umzuziehen. Viel Zeit blieb ihnen nicht bis zum Aufbruch.
    Natürlich hatte Jerry recht, Duncan würde gewaltigen Ärger machen, wenn er davon erfuhr. Aber es würde schon alles gut gehen, darauf baute sie. Sollten sie das Dorf verlassen vorfinden, würden sie einfach wieder heimkehren und getrost Deirdres und Edmonds

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