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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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bei ihm, während er es verzehrte, weil sie wusste, dass er lieber in Gesellschaft aß. Mittags und abends hielten sie es genauso, es war wie ein vertrautes Ritual zwischen ihnen geworden. Sie kümmerte sich um seine Wäsche und beaufsichtigte die Hausdiener, die sie selbst unter den Schwarzen ausgesucht hatte, als das neue Herrenhaus bezugsfertig gewesen war. Er hatte darauf bestanden, dass sie mit ins Haus zog. Ihren Widerspruch hatte er im Keim erstickt und betont, dass er nicht die geringste Lust habe, allein die vielen Zimmer zu bewohnen, und außerdem wolle er keine Haushälterin, die in einer ärmlichen Hütte hause. Das sei seines Standes unwürdig. Letzteres hatte er hinzugedichtet, rein vorsorglich, um etwaige Vorbehalte, die sie noch hätte äußern können, gleich zu unterbinden. Celia hatte sich die kleinste Kammer im Obergeschoss ausgesucht, den Raum, der eigentlich als Nähzimmer gedacht war. Doch da Anne, die daran Bedarf gehabt hätte, weit weg war und vielleicht nie mehr zurückkommen würde, spielte es keine Rolle, dass die Kammer nun anderweitig Verwendung fand. Das Haus war ohnehin viel zu groß mit all den leeren Räumen. Seufzend schob William das Weinglas weg.
    » Ich muss noch einmal bei der Zuckermühle nach dem Rechten sehen « , sagte er.
    » Ihr habt schon genug gearbeitet, Mylord. Für heute solltet Ihr es gut sein lassen. «
    » Das klingt, als wolltest du mich bevormunden « , meinte er schmunzelnd.
    » Wenn das wirklich so klingt, dann ist es wohl auch so gemeint. « Ein wenig ungeduldig strich sie sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. » Der Aufseher kann genauso nach dem Rechten sehen. Er macht seine Sache doch gut, das habt Ihr selbst gesagt! Immer müsst Ihr alles selber erledigen, egal wie lange Ihr auf den Beinen seid! Ihr arbeitet härter und länger als jeder Schwarze auf Summer Hill. Ihr esst nicht genug und schlaft Euch niemals richtig aus. Wenn Ihr nicht besser auf Euch achtgebt, wird es noch ein schlimmes Ende mit Euch nehmen. Eines Tages trifft Euch der Schlag, und Ihr fallt tot um. Dann werdet Ihr sehen, wie recht ich hatte. «
    Er warf den Kopf zurück und lachte, was ihr ein Kichern entlockte. Fasziniert sah er, wie sich dabei ihr Gesicht veränderte. Sie wirkte mit einem Mal übermütig wie ein Kind, so mitreißend fröhlich und entzückend, dass ihm für einen Moment der Atem stockte, ohne dass er den Grund dafür kannte. Er räusperte sich, um seiner plötzlichen Verlegenheit Herr zu werden.
    » Du hast vergessen, dass ich ab und zu ausreite. Es ist also nicht so, als täte ich überhaupt nichts zu meinem Vergnügen. «
    » Das macht Ihr nur, weil Ihr Lady Elizabeth versprochen habt, die Stute regelmäßig zu bewegen. «
    Er entschloss sich, auf diese Bemerkung nicht einzugehen.
    » Vielleicht sollte ich es tatsächlich für heute gut sein lassen. « Er streckte sich, dann lehnte er sich zurück. » Bleibst du noch ein bisschen bei mir sitzen, oder bist du schon zu müde? «
    » Ich bleibe hier. « Sie schenkte ihm Wein aus der Karaffe nach.
    » Nimm dir auch noch welchen. «
    » Ich hatte schon ein ganzes Glas. Er ist nicht verdünnt, und ich vertrage nicht so viel. «
    » Und ich trinke nicht gern allein. «
    » Na gut. « Sie füllte ihr Glas. » Aber dann seid Ihr schuld, wenn ich morgen nicht aus dem Bett komme. «
    » Vielleicht solltest du deine eigenen Worte beherzigen und mal ausschlafen « , schlug er gutmütig vor.
    Sie kicherte, und er merkte, dass sie tatsächlich nicht viel vertrug. Und dass sie reizend war, wenn sie ein bisschen beschwipst war. Er beschloss, ab sofort häufiger einen kleinen geselligen Umtrunk auf der Veranda einzuplanen. Die harmlosen Freuden des Feierabends mussten einem hart arbeitenden Mann erhalten bleiben, das wollte er beherzigen. Und ihr tat es auch gut, nach der vielen Arbeit ein wenig auszuspannen.
    » Ich sitze gern hier mit dir zusammen, Celia. «
    » Ich auch mit Euch, Mylord. «
    » Celia, ich möchte, dass du aufhörst, mich Mylord zu nennen. Wir sind zusammen aufgewachsen. Es wäre mir lieb, wenn du mich duzt. «
    » Es käme mir… seltsam vor, Mylord. «
    » Versuch es. Sag du zu mir. Das ist eine Bitte. Ich hoffe, du kannst sie mir erfüllen. «
    » Du « , sagte sie vorsichtig.
    » Sehr gut. Und dabei bleiben wir jetzt. « Langsam trank er sein Glas leer und betrachtete sie, während sie von ihrem Wein nippte. Sie hatte das Glas mit beiden Händen umfasst. Ihre Finger waren lang und schlank. Die vollendet

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