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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Herren gebracht und von denen zu Tode geschunden. Nur auf Summer Hill hätten sie die Hoffnung auf Freiheit und vielleicht sogar eines Tages auf eine Heimkehr. Sie müssten hart arbeiten, aber sie bekämen zu essen und würden nicht ausgepeitscht oder gequält.
    » Wer, wenn nicht Ihr, würde auf diese Weise für sie sorgen? « , hatte sie ihn gefragt. Darauf hatte er nichts zu sagen gewusst und sie nur angesehen, ihr schmales zimtbraunes Gesicht mit den lohfarbenen Augen und diesem schön geschwungenen Mund, von dem er sich wünschte, er möge öfter lächeln.
    Der Schaukelstuhl bewegte sich in einem einschläfernden Rhythmus vor und zurück. William schloss die Augen und atmete den Duft der Frangipani ein, der sich mit dem Geruch seines Schweißes vermischte. Unerwartet legte sich ein sattes Aroma von Rum darüber, scharf und angenehm. Überrascht öffnete er die Augen. Celia stand neben ihm und hielt ihm ein Glas hin.
    » Hier, trinkt. Sonst schlaft Ihr noch ein. Das Essen bringe ich Euch auch sofort. « Mit gleitenden Schritten verschwand sie wieder im Haus.
    William nippte von dem Rum und genoss die leicht beißende Wärme des Alkohols auf der Zunge. Ein paar Schlucke, und er fühlte sich wohlig entspannt. Celia kam mit einem Tablett voller Speisen, alles appetitlich angerichtet. Dünn aufgeschnittener Schinken, frisches, krosses Brot, kleine, würzig gefüllte Pasteten, eine Schale gebratener Krabben in scharfer Tunke. Es roch köstlich, William seufzte erwartungsvoll.
    » Ich könnte einen ganzen Ochsen essen « , bekannte er.
    Sie servierte ihm das Essen auf dem Verandatisch und schenkte ihm kühlen Weißwein dazu ein, dann nahm sie sich selbst ein Glas davon und setzte sich zu ihm. Er hasste es, allein zu essen, und hatte sie schon vor geraumer Zeit gebeten, ihm bei den Mahlzeiten Gesellschaft zu leisten. Vor allem die Abende konnte er sich ohne sie nicht mehr vorstellen. Die Gespräche mit ihr waren abwechslungsreich und anregend. Sie konnte zu allen Themen bedenkenswerte Ansichten beisteuern und hatte ihre eigene Meinung, die sich durchaus nicht immer mit der seinen deckte. Ob sie nun über die Plantage redeten oder über Politik oder über den neuesten Klatsch auf der Insel– die Unterhaltungen mit ihr waren nie langweilig.
    » In der nächsten Zeit solltet Ihr Euch vorsehen « , sagte sie. » Sonst kann es sein, dass Ihr plötzlich vor dem Traualtar steht, bevor Ihr wisst, wie Euch geschieht. «
    » Wie das? « , wollte er perplex wissen.
    » Oh, Miss Janice Caruthers hat schon lange ein Auge auf Euch geworfen. « Celia lächelte und trank von dem Wein. » Seit Monaten liegt sie ihrer Mutter in den Ohren, endlich ihren Dad dazu zu bringen, bei Euch vorzusprechen und eine anständige Mitgift anzubieten. «
    » Oje! Woher weißt du das schon wieder? «
    » Amy hat’s mir erzählt. Das ist ihre Haussklavin. Janice hatte einen Tobsuchtsanfall, weil ihr Vater behauptet hat, für solche Sperenzchen kein Geld übrig zu haben. «
    » Gott sei Dank. «
    » Soll das heißen, Ihr mögt die süße kleine Janice nicht? «
    » Lieber Himmel, sie ist noch ein Kind. «
    » Sie ist sechzehn. «
    » Sag ich doch– ein Kind. « William lachte und aß ungerührt weiter. Wie immer schmeckte es köstlich, Celias Kochkünste waren unübertroffen. Er lobte sie.
    » Diese Pasteten sind fabelhaft. Keiner kocht so gut wie du, Celia. «
    » Ihr wisst ja, wer es mir beigebracht hat. «
    » Mutter hat sicher sehr gut gekocht, aber du kannst es noch etwas besser. «
    » Unsinn. «
    » Sie hat es selbst gesagt, Celia. «
    » Wenn es so gut ist, solltet Ihr mehr davon essen. «
    » Das würde ich gern, aber leider bin ich schon satt. « Bedauernd schob er den Teller weg. » Was täte ich nur, wenn du mich nicht versorgen würdest! «
    Ihr Gesicht verschloss sich, doch sie ließ ihn nicht aus den Augen.
    » Irgendwann werdet Ihr Euch eine Frau nehmen müssen. «
    » Die mich statt deiner bekocht? «
    » Nein. Weil Ihr eine Familie haben solltet. Sonst wäre alles, was Ihr hier tut, letztlich umsonst. Ohne einen Erben, der Summer Hill eines Tages weiterführt, schuftet Ihr Euch doch für nichts und wieder nichts ab. «
    Er trank sein Glas leer, um sie nicht ansehen zu müssen. Celia hatte einen wunden Punkt berührt. Wem nützte es, wenn er Jahr um Jahr diese riesige Plantage bewirtschaftete, ohne die Aussicht, das Erreichte irgendwann einem Sohn und Erben übergeben zu können, so wie sein Vater es bei ihm getan hatte?
    Er war jetzt

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