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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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geschnappt hatten. William verfluchte sich rückblickend immer noch, weil er ihre Verhaftung nicht verhindert hatte. Alle Welt hatte geglaubt, sie habe Robert Dunmore getötet, nachdem er sie belästigt hatte. Man hatte bei ihren Sachen ein billiges Schmuckstück von ihm gefunden. William hatte versucht, ihr die Zeit im Gefängnis so angenehm wie möglich zu machen, außerdem hatte er Eingabe um Eingabe beim Rat eingereicht und seinen ganzen Einfluss geltend gemacht. Und dabei nicht ahnen können, dass sadistische Wärter ihr die grausamsten Dinge antaten. Akin war schließlich derjenige gewesen, der sie ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben befreit und die Wärter umgebracht hatte. Hinterher hatte William sich mehr als einmal gewünscht, selbst zur Stelle gewesen zu sein.
    Schmerzhafte Zuneigung weitete seine Brust, während er auf Celia hinabsah. Bedauern um die verlorene Zeit stieg in ihm auf. All die Jahre… Wie verblendet er gewesen war, sich eine Zukunft mit Elizabeth vorzustellen, obwohl doch von Anfang an klar gewesen war, dass sie zu Duncan gehörte. Warum hatte es so lange gedauert, bis er begriffen hatte, dass ihn mit ihr nichts verband als Freundschaft?
    In diesem Moment öffnete Celia die Augen. Traumverloren schaute sie ihn an, ihre Lippen bewegten sich.
    » William « , murmelte sie. Als er sie seinen Namen sagen hörte, brach etwas in ihm auf, und zaghafte Hoffnung begann sich in seinem Inneren auszubreiten. Unversehens begriff er, warum er ihr ins Waschhaus hatte folgen müssen. Es war nicht geschehen, weil er roh oder gewissenlos war, sondern weil sie ihn beim Namen genannt hatte– zum allerersten Mal! Sein Körper hatte dieses Zeichen sehr wohl verstanden und sofort die Befehlsgewalt an sich gerissen, nur sein Kopf hatte bis gerade eben gebraucht, um es zu erfassen.
    » Celia « , sagte er rau. Er hielt ihren Blick fest. Unverwandt sah er sie an, endlose Augenblicke, bis sie auch ohne Erklärungen wusste, wie es um ihn stand. Es konnte jedoch nichts schaden, für klare Verhältnisse zu sorgen. Sein Herz schlug stürmisch, als er sich zu ihr auf die Bettkante setzte und sie sanft auf den Mund küsste. Sie zögerte einen Moment, aber dann schlang sie die Arme um ihn, und er umarmte sie so fest, dass er ihren Herzschlag spüren konnte. Er hielt sie lange umschlungen, von berauschenden Glücksgefühlen erfüllt. Alle Bedrückung war von ihm abgefallen. Nach einer Weile hob er sie auf seine Arme und stand vom Bett auf. Sein Blick fand den ihren und sah darin schweigendes Einverständnis. Zeit, dass sie gemeinsam nach Hause gingen.

29
    D ie Wochen, die Duncan bis zu seiner nächsten Abreise auf Guadeloupe verbrachte, gehörten für Elizabeth mit zur schönsten Zeit ihres bisherigen Lebens. Unbeschwert und leidenschaftlich lebte sie in den Tag und verbrachte jede freie Minute mit ihm. Anders als auf Dominica nahm er sich viel Zeit für sie und die Kinder, sodass sich die Tage aneinanderreihten wie kostbare Perlen. Seine Mannschaft vertrieb sich derweil mit Fischen und Faulenzen die Zeit. Dem einen oder anderen der Matrosen gefiel es so gut auf der Insel, dass manche daran dachten, sich hier niederzulassen. John Evers fing ein Techtelmechtel mit einer Witwe an, die eine kleine Indigoplantage ihr Eigen nannte und alles daransetzte, ihn in den Hafen der Ehe zu lotsen. Duncan meinte dazu scherzhaft, John solle sich diese Option offenhalten, denn sobald sie erst auf Antigua gelandet wären, käme die Elise wahrscheinlich sowieso ins Trockendock und John aufs Altenteil.
    Elizabeth und Duncan vertrieben sich die Zeit auf ihre Weise. Gemeinsam unternahmen sie Segeltörns die Küste entlang, erkundeten wandernd besonders schöne Teile der Insel und gaben sich den Freuden der Liebe hin, wenn die Gelegenheit günstig war. Duncan fand rasch seine alte Form wieder. Reichliches Essen und viel Bewegung sorgten dafür, dass sein Körper bald wieder vor Muskeln strotzte. Seine Augen blitzten wie eh und je aus dem sonnenverbrannten Gesicht, und sein verwegenes Lachen, bei dem sich neben seinem rechten Mundwinkel jenes tiefe Grübchen bildete, das Elizabeth so liebte, war immer häufiger zu hören. Er küsste und umarmte Elizabeth, wann immer ihm danach war, ob nun Leute in der Nähe waren oder nicht. Auf Konventionen hatte er nie viel gegeben und tat es auch weiterhin nicht.
    Immerhin besuchten sie die Sonntagsmesse in der Dorfkirche, jedoch eher aus Höflichkeit gegenüber den Inselbewohnern als aus gläubiger

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