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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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mit einem geschwächten Gegner zu tun zu haben. « Der Kommandant deutete auf die hoch aufragenden Berge oberhalb der Bucht. » Noch ist dies neutrales Land, aber wenn wir uns nicht vorsehen, kann sich das bald ändern. « Er betrachtete Duncan ein wenig herablassend. » England könnte seinen Einfluss in der Karibik schneller verlieren, als so manch einer glauben möchte, der hier auf der Insel lebt und nichts von den blutigen Schlachten in der Heimat weiß. «
    Duncan setzte zu einer verärgerten Erwiderung an. Der Ton des Mannes gefiel ihm nicht. Doch dann schwieg er lieber. Was kümmerte es ihn, welche Taktiken die englischen Bürokraten am anderen Ende der Welt ausgeheckt hatten? Sollte der Bursche doch ruhig die verlassene Garnison beziehen. Er würde bald merken, dass es nichts zu bewachen gab, weil weder Spanier noch Holländer oder Franzosen herkommen und die Insel besetzen würden.
    » Ob es hier in der Nähe wohl frisches Wasser gibt? « , wollte Arthur Howard wissen. » Ich sollte meinen Männern zu trinken geben, bevor wir das letzte Stück unseres Weges zurücklegen. «
    » Frisches Wasser müsst Ihr nicht lange suchen. « Duncan wies auf eine gut sichtbare Flussmündung, die keine Viertelmeile entfernt war. » Dort drüben findet Ihr welches. « Er gab sich Mühe, seine Stimme nicht spöttisch klingen zu lassen. Der Mann war ihm aus unerfindlichen Gründen suspekt– einer jener Menschen, die auf den ersten Blick ein Gefühl von Abneigung in ihrem Gegenüber hervorriefen.
    Nach einem weiteren höflichen, aber nichtssagenden Wortwechsel beendeten sie das Gespräch. Duncan kümmerte sich wieder um das Verladen des restlichen Holzes, während Arthur Howard leere Wasserfässer von seinem maroden Schiff an Land holen ließ.
    » Eigenartiger Bursche « , sagte John Evers, während er Arthur Howard nachschaute, der mit schnarrender, weithin hörbarer Stimme seinen Männern Anweisungen erteilte. » Sieht aus, als hätte er einen Stock verschluckt. Den er aber gern rausholen und damit auf andere eindreschen möchte. «
    » In der Karibik werden die seltsamsten Glücksritter an Land gespült « , stimmte Duncan zu. » Der Kerl wird beizeiten wieder verschwinden, wenn er erst merkt, dass er sich hier als tapferer Streiter für das Commonwealth weder Ruhm noch Ehre erwerben kann. Diese Insel taugt nicht dazu, umkämpft zu werden oder einen Kriegshafen zu unterhalten. Was soll hier auch verteidigt werden? Es wäre viel zu mühselig, das Land für den Zucker urbar zu machen. «
    » Und wäre das für dich ein Grund, hier sesshaft zu werden? Keine Sklavenwirtschaft, keine Pflanzergesellschaft, keine englische Bürokratie? « John musterte ihn neugierig. » Die Männer reden darüber, dass du ein Zuhause für deine Familie suchst. Denkst du darüber nach, dich hier niederzulassen? «
    » Vielleicht. « Mehr sagte Duncan nicht dazu. Elizabeth hatte schon die eine oder andere Bemerkung in dieser Richtung fallen lassen. Es gefiel ihr auf der Insel. Er selbst konnte sich nicht recht entscheiden. Dominica lag an einer günstigen Stelle, der Wind trieb die Schiffe auf ihrer Passage in die Karibik fast von allein her. Doch für seine Pläne eignete sich Antigua ebenso gut, wenn nicht besser. Dort gab es, in einer tiefen Bucht gelegen, einen natürlichen Hafen, der vor den häufigen Tropenstürmen wesentlich besser geschützt war als Dominica. Für den Bau einer Werft würde sich diese Bucht hervorragend eignen. Und Elizabeth würde die Strände von Antigua lieben. Duncan hatte in der gesamten Karibik noch nie so viele feine weiße Sandstrände allein auf einer einzigen Insel gesehen.
    Bald würde er eine Entscheidung treffen müssen, doch zuvor musste er Anne und Felicity sicher nach England bringen. Und dann dafür sorgen, dass Ayscue das unsägliche Todesurteil aus der Welt schaffte. Ein Hauch von Düsternis erfüllte ihn, wenn er an dieses Vorhaben dachte. Der zupackende, kühne Optimismus, der ihn sonst immer durchströmte, wenn er eine Überfahrt vorbereitete, hatte sich im Laufe der letzten paar Tage zusehends verflüchtigt. Was blieb, war das wehe Gefühl im Herzen– der Preis für den bevorstehenden Abschied von seiner Familie.
    Am Abend saßen sie bei Kerzenlicht auf Miss Janes Veranda. Sie tranken spanischen Rotwein, den die Witwe ihnen ausgeschenkt hatte. Sie hatte ihn von einem Tauschhändler bekommen, der ihn ihr für ein Fass Kokosfett überlassen hatte, welches sie wiederum bei den Kariben eingetauscht

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