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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Riemen und ruderte das Boot an Land.
    » Der eine trägt Uniform « , sagte John Evers leise und warnend zu Duncan. » Er könnte geradewegs von Barbados kommen! «
    » Dann würde er wohl kaum so unbefangen in unmittelbarer Reichweite unserer Kanonen ankern « , gab Duncan zurück. Er hatte denselben Gedanken wie John gehabt, ihn aber sofort verworfen. Nicht nur das Schiff, sondern auch die Männer sahen aus, als hätten sie eine monatelange Seefahrt hinter sich. Sie wirkten abgerissen, ausgelaugt und verhärmt. Gleich darauf sollte sich sein Eindruck bestätigen.
    Der älteste der drei Männer, ein schmächtiger Mittvierziger mit blassen Augen und grauem, im Nacken zusammengebundenem Haar, setzte als Erster den Fuß an Land, gefolgt von seinen Männern. Er trug eine schmuddelige, vielfach geflickte Jacke, die trotz der ausgeblichenen Farbe noch als Uniform der Parlamentsflotte zu erkennen war. Die beiden anderen waren wie normale Seeleute angezogen, zerlumpt, verdreckt und ungepflegt.
    Duncan hakte entspannt die Daumen in den Gürtel und blickte den Männern entgegen. Vor ihm angekommen, blieb der Schmächtige stehen und musterte ihn fragend.
    » Sir, könnt Ihr mir vielleicht sagen, auf welcher Insel wir hier sind? « Seine Stimme klang leicht schnarrend, ohne Höhen und Tiefen und ebenso emotionslos wie sein Blick.
    » Auf Dominica. «
    Erleichterung zeigte sich in den Zügen des Mannes.
    » Gott sei Dank. Keine spanische Insel. « Er wies über die Schulter zurück zu der heruntergekommenen Fregatte. » Und ich dachte, ich müsste diesem Trottel von Kapitän noch die letzte Haut vom Rücken peitschen wegen seiner erbärmlichen Navigation. Ich war sogar so weit zu glauben, dass wir niemals mehr Land sehen. Eine Flaute hat uns viele Wochen ziellos umhertreiben lassen. Wir haben keinen Tropfen Wasser mehr. «
    » Das passiert in diesen Breiten häufig « , sagte Duncan mit abwartender Höflichkeit.
    Der Mann nahm Haltung an. » Vergebt mein schlechtes Benehmen, Sir. Ich vergaß, mich vorzustellen. Mein Name ist Arthur Howard. Ich bin Befehlshaber dieses Schiffes und Truppenkommandant. «
    » Seid Ihr hier, um Wasser und Vorräte aufzunehmen? « , fragte Duncan, der es wohlweislich unterließ, sich ebenfalls vorzustellen. Für den Fall, dass der Mann vorhatte, nach Barbados weiterzufahren, brauchte keiner zu wissen, wem er hier begegnet war.
    » Oh nein, ich bleibe hier. Genauer, ich will mit meinen Leuten die Festung bemannen. « Sein suchender Blick glitt über die Hügel. » Ist sie vielleicht hier irgendwo? «
    » Es gibt nur eine Garnison hier auf der Insel, und die befindet sich einen halben Tagesmarsch südlich von hier. Ihr könnt sie sehen, wenn Ihr die Küste entlangsegelt. Allerdings ist sie verlassen. Früher waren dort englische Soldaten stationiert, danach Franzosen. Der letzte Kommandant war ein besonnener und umsichtiger Mann, wie ich hörte. Die Besatzung der Garnison hatte jedoch schlicht nichts zu tun, und das über lange Zeit. Irgendwann wurden die Soldaten abgezogen. Die meisten kehrten in ihre Heimat zurück, ein paar ließen sich auf der Insel nieder. Soweit ich weiß, sind England und Frankreich schon vor etlichen Jahren übereingekommen, die Insel als neutralen Boden zu betrachten, zum einen, weil sie sich nicht sonderlich für den Plantagenanbau eignet, zum anderen, weil es hier zu viele Kariben gibt. Von denen immer mehr herkommen, weil sie von den anderen Antilleninseln vertrieben werden. Irgendwo müssen sie ja bleiben und ein friedliches Leben führen können. «
    » Die Zeiten des Friedens sind vorbei « , sagte Arthur Howard. » Zwischen England und den Niederlanden herrscht Krieg. Es hat in den letzten Monaten zahlreiche Scharmützel auf See gegeben. «
    » Ich hörte davon. Aber was hat das mit Dominica zu tun? «
    Arthur Howard richtete seinen blassen Blick auf Duncan.
    » Das Commonwealth will seine Besitztümer in der Karibik besser bewachen. «
    » Erhebt das Parlament wieder Anspruch auf die Insel? Davon ist mir nichts bekannt. «
    » Es geschieht viel in Europa in diesen Monaten. Es kann gut sein, dass Frankreich in dem derzeitigen Krieg Partei ergreift, so wie es in der Vergangenheit schon häufig geschehen ist. Auch den Spaniern ist das zuzutrauen, wie wir aus leidvoller Erfahrung wissen. Dass England sich mächtiger Feinde erwehren muss, kann leicht andere Widersacher auf den Plan rufen, die diese Gelegenheit nicht ungenutzt vorübergehen lassen wollen, weil sie glauben, es

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