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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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und ich dachte nur, dass irgendjemand bei Gott ein gutes Wort für mich eingelegt haben musste, sonst hätte er mir nicht diese Gnade erwiesen. « Seine Brust hob sich, als er tief einatmete. Seine Stimme war rau, während er weitersprach. » Lizzie, dabei zuzusehen, wie du unserer Tochter das Leben geschenkt hast, war das größte Wunder, das mir in meinem ganzen bisherigen Leben widerfahren ist. Nichts kann das je übertreffen. Ich wünschte, ich hätte auch sehen können, wie unser Sohn auf die Welt kam. Das, und nur das hat mich an der ganzen Sache wirklich gewaltig gestört– dass ich bei Johnny nicht dabei sein konnte. Alles andere… Mein Liebling, nichts von dem, was da auf dem Tisch in meiner Kajüte geschehen ist, könnte je deine Schönheit und deine unwiderstehliche Anziehungskraft mindern. Ich bin so verrückt nach dir wie eh und je. Und das, was wir vorhin getan haben, war grandios. « Einschränkend fügte er hinzu: » Abgesehen davon, dass es viel zu schnell vorbei war. Aber die Nacht ist ja noch jung. «
    Sie seufzte erleichtert auf.
    » Dachtest du wirklich, ich würde dich weniger begehren, weil ich bei Faiths Geburt zugesehen habe? « , wollte er wissen.
    » Ja, das dachte ich. Offenbar habe ich mich geirrt. « Voller Zärtlichkeit strich sie über seine Brust und seinen flachen, harten Bauch. Als ihre Finger auf seine anschwellende Männlichkeit trafen, durchlief sie ein Schauer.
    » Siehst du? « , meinte er mit leiser Ironie. » Es reicht sogar schon, wenn wir nur darüber reden. « Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. » Lizzie, du bist mein Alles. Ich liebe dich so sehr, dass meine Männer hinter meinem Rücken schon Witze darüber reißen und Wetten darauf abschließen, wann ich die letzte Fahrt auf der Elise mache, bevor ich mich endgültig in eine Landratte verwandle. «
    » Aus dir wird niemals eine Landratte werden. « Sie musste kichern. Dann wurde sie unvermittelt wieder ernst. Es lag ihm nicht, über seine Gefühle zu reden. Sie wusste, dass er sie liebte, doch die wenigen Male, die sie es ihn hatte sagen hören, konnte sie an einer Hand abzählen. Dass er in dieser Nacht über seine Liebe sprach, erfüllte sie zugleich mit Freude und Traurigkeit. Der Schmerz, den seine Abreise ihr bereiten würde, war schon jetzt fühlbar. Sie mochte gar nicht daran denken, wie schlimm es sein würde, wenn es wirklich so weit war.
    » Denk nicht an den Abschied « , bat er sie. » Denk an jetzt. An uns beide. «
    » Wie soll ich nicht an den Abschied denken? Wie soll ich es aushalten, die Elise langsam am Horizont verschwinden zu sehen, mit dir an Bord? «
    » Ich war schon öfter fort. «
    » Das waren immer nur ein paar Hundert Meilen. Du bist nicht über den ganzen Ozean gefahren. Es gab keine Kriegsschiffe und kein Todesurteil. Und Felicity und Anne– vielleicht sehe ich die beiden nie wieder! Ich kann den Gedanken kaum ertragen. «
    » Es muss kein Abschied für immer sein. Ihr werdet euch wiedersehen, ganz bestimmt. «
    Gedankenverloren blickte sie zu ihm auf. Seine Gesichtszüge lagen nun im Dunkeln, der Kerzenschein umriss die Form seines Kopfes als Schatten dicht über ihr. Über seiner Schulter hing voll und rund der weiße Mond, so unwirklich groß, als müsste sie nur die Hand ausstrecken, um ihn anfassen zu können. Außerhalb des milchigen Scheins, der ihn umgab, blinkten die Sterne, so unendlich viele, als hätte ein Riese mit verschwenderischer Hand ungezählte Diamanten auf schwarzen Samt gestreut. Niemals hatte sie einen größeren Mond und mehr Sterne erblickt als am Nachthimmel der Tropen.
    » Ich muss oft an meinen Vater denken « , sagte sie. » Wie ich ihm damals Lebewohl sagte und dann in der Kutsche davonfuhr. Er stand am Wegesrand und sah mir nach. Ich schaute aus dem Fenster und winkte ihm, solange ich ihn sah. Sogar danach noch, als seine Gestalt längst aus meinem Blickfeld entschwunden war. Ich weinte, weil es mir so schwerfiel, ihn zu verlassen. Aber ich verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, dass ich ihn vielleicht niemals wiedersehen würde. Wie dumm ich damals war! «
    » Du warst einfach nur jung. «
    Damit hatte er wohl recht. Elizabeth dachte an die kindliche Zuversicht, mit der sie als Siebzehnjährige in England aufgebrochen war. Natürlich hatte es sie geschmerzt, ihren Vater zu verlassen. Doch sie hatte wirklich geglaubt, es würde nicht lange dauern, bis sie ihn wiedersah, höchstens ein Jahr, denn es nahm ja nur einige Wochen in Anspruch, um

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