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Wind der Gezeiten - Roman

Wind der Gezeiten - Roman

Titel: Wind der Gezeiten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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mit dem Schiff in die Karibik zu reisen. Hätte sie damals nur gewusst, was sie heute wusste. Niemals hätte sie ihren Vater alleingelassen! Vor allem aber hätte sie gar nicht erst Robert geheiratet.
    In Augenblicken wie diesem, wenn sie liebevoll geborgen in Duncans Armen lag, wünschte sie sich manchmal glühend, die Zeit zurückdrehen zu können. Einmal hatte sie es Duncan gegenüber erwähnt, doch er hatte nur gelacht und gemeint, dass sie beide sich dann ja niemals auf Barbados endgültig gefunden hätten.
    » Man muss die Karten nehmen, die das Schicksal einem zuteilt « , hatte er geantwortet. » Und manchmal, wenn es sich ergibt, versucht man eben, sie zu zinken, um besser abzuschneiden. «
    Dieser Ausspruch passte zu ihm. Felicity hatte im vergangenen Jahr, als sie noch keine besonders hohe Meinung von ihm gehabt hatte, voll grimmiger Überzeugung behauptet, er habe immer ein paar zusätzliche Trümpfe in der Tasche, denn das Falschspielen liege ihm im Blut. Anfangs hatte Elizabeth das als lächerlich abgetan, aber mittlerweile glaubte sie, dass etwas dran war. Er hatte das Wesen eines Hasardeurs. Nur nicht dann, wenn es um sie und die Kinder ging: Da war er die Bedachtsamkeit in Person und mied, sofern es irgend möglich war, jedes überflüssige Risiko. Wenn er doch nur auf sich selbst immer so gut achtgeben würde!
    » Woran denkst du jetzt schon wieder? « , fragte er leise.
    » Ach Duncan « , murmelte sie.
    » So viele Sorgen? Komm, ich lasse sie dich vergessen. « Er streichelte ihr Gesicht und erstickte ihr Seufzen mit einem Kuss, der sanft begann und rasch immer leidenschaftlicher wurde.
    Danach dauerte es nur Augenblicke, bis das Verlangen wieder die Oberhand gewann. Duncan hielt Wort. In dieser Nacht dachte sie nicht mehr an den nahen Abschied und die Zeit der Trennung. Sie lag in seinen Armen, und sie liebten sich, als gäbe es kein Morgen.

15
    E lizabeth blieb am Strand stehen und sah sich nach allen Seiten um. Dies war ihr erster Tauchausflug seit ihrer Ankunft auf Dominica. Duncan war seit sechs Wochen fort, er konnte es ihr nicht verbieten. Oleg, Jerry und Sid, die als einzige von seinen Männern auf der Insel geblieben waren, zimmerten am Bootsschuppen eine neue Schaluppe. Auch Deirdre war beschäftigt. Elizabeth hatte ihr erst gar nicht gesagt, was sie plante. Stattdessen hatte sie absichtlich gewartet, bis Deirdre mit ihrem Essenskorb zur Hütte von Pater Edmond aufgebrochen war, der wieder vergessen hatte, zu der gemeinsamen Mahlzeit zu erscheinen. Niemand war in Sicht gewesen, der ihr den Ausflug hätte ausreden können. Zu Miss Jane hatte sie gesagt, sie wolle sich für ein Stündchen am Strand die Füße vertreten, was streng genommen nicht mal eine Lüge war. Miss Jane, die sich immer gern um Johnny und Faith kümmerte, hatte ihr wie erhofft sofort angeboten, eine Weile auf die Kinder achtzugeben.
    Elizabeth marschierte in nördlicher Richtung weiter, durch hügeliges, von dichter Vegetation bewachsenes Gelände, bis sie die menschenleere Nachbarbucht erreicht hatte. Hier gab es keine Hütten, keine Anlegestellen und keine Viehkoppeln. Unberührte Natur, so weit das Auge reichte. Vor dem Hintergrund der steil ansteigenden, mit dichtem Dschungel bedeckten Berge säumten Sträucher voller tropischer Blüten und vereinzelte Felsformationen das sandige Ufer. Das Meer erstreckte sich in atemberaubender Weite bis zum Horizont, wo es sich in einer goldflimmernden Linie mit dem leuchtenden Blau des Himmels vereinte.
    Elizabeth streifte Kleid und Schuhe ab, zog sich das hinderliche Mieder aus und flocht sich das Haar zu einem festen Zopf. Sie seufzte vor Behagen, als sie langsam ins Wasser hineinwatete. Die flachen Wellen plätscherten köstlich warm gegen ihre Beine und durchnässten ihr Hemd, das sie zwischen den Schenkeln festgeknotet hatte, da es sonst beim ersten Untertauchen nach oben getrieben wäre und ihren Kopf umhüllt hätte. Sie wagte nicht, es auszuziehen, weil sie nicht völlig sicher sein konnte, dass sie unbeobachtet blieb. Die Siedlung war eine gute Viertelstunde Fußmarsch entfernt und das nächste Eingeborenendorf rund eine Stunde, doch die Indianer hatten die beunruhigende Eigenschaft, zuweilen aus heiterem Himmel und gänzlich unerwartet aufzutauchen. Sie paddelten in ihren Kanus über die Flüsse und entlang der Küsten, und wo auch immer sie auf weiße Siedler oder Seefahrer trafen, boten sie ihre mitgeführten Tauschwaren feil. Am Morgen waren wieder einige von ihnen

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