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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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beladen, und obenauf gackerten Hühner, die mit einem Riemen festgebunden wurden und ihren Ritt nicht unbedingt genossen, wie es aussah. Einige Tiere machten den
Eindruck, als würden sie unter ihrer Last bald zusammenbrechen. Wer kein Pony besaß, und das waren nicht wenige, band sein Hab und Gut einfach auf eine Ziege und schleppte den Rest selbst als großes Bündel auf dem eigenen Rücken.
    Mòrag beantwortete geduldig meine Fragen. Sie erklärte, das frische Holz werde gebraucht, um die Hütten für die Hütejungen und -mädchen zu reparieren und für den Sommer auszustatten.
    Die Frauen trugen alle ihr Plaid oder Arisaid , wie sie es nannten. Erstaunlich bereitwillig gaben sie die Verantwortung für das Gelingen des Auftriebs an ihre Männer ab und schritten mit geschürzten Röcken bergauf. Ich beobachtete, wie sie geschickt beim Gehen ihre Spindel drehten, dabei munter schwatzten und gelegentlich eines der Kinder zur Ordnung riefen, wenn dieses zu weit vom Weg abkam. Weiter vorne entdeckte ich endlich auch Alan, der zusammen mit Duncan und anderen Männern, deren Gesichter ich gestern bereits gesehen hatte, die Herde vorantrieb. Seine Hunde folgten ihm auf den Fuß. Es seien Deerhounds, Jagdhunde, die darauf spezialisiert waren, Hirsche zu hetzen, und von denen jeder Chieftain, der etwas auf sich hielt, mindestens einen besaß, erklärte Mòrag.
    In diesem Augenblick stolperte ein Kind direkt vor Alans Füßen über eine Wurzel, und er konnte es gerade noch auffangen, bevor es unter die Hufe einer besonders nervösen Kuh geriet. Alan hob es auf den Arm. Als das Kind begriff, wer sein Retter war, begann es wie am Spieß zu brüllen, und die Mutter eilte herbei. Sie warf Alan einen ängstlichen Blick zu, als erwarte sie, dass er ihren Nachwuchs auf der Stelle verschlingen würde.
    Auf einmal war ich furchtbar wütend auf diese engstirnigen
MacCoinnaichs. Sahen sie denn nicht, welches Glück sie mit ihrem Chieftain hatten? Alans finsterer Gesichtsausdruck, hinter dem er seine verletzten Gefühle zu verbergen suchte, wie ich inzwischen wusste, erinnerte mich an unsere gestrige Begegnung. Je eher ich herausfand, warum er danach so wütend geworden war, desto besser.
    Flottes Wandern, zumal bergauf, ist nicht meine Königsdisziplin, außerdem brach gerade die Sonne durch den Nebel, und als ich endlich ganz vorne bei ihm ankam, war ich ziemlich erledigt. Er sah nicht einmal zur Seite und wirkte im Gegensatz zu mir, als befände er sich auf einem gemütlichen Spaziergang.
    »Guten Morgen.« Meine Worte klangen atemlos und deshalb scheußlich unsouverän.
    »Wie bitte?«
    O ja. Erniedrige mich nur. Verärgert versuchte ich Schritt zu halten. »Du warst heute Nacht nicht da.« Das hatte ich nicht sagen wollen. Und schon gar nicht in diesem flehenden Ton. Was war nur in mich gefahren? »Alan, wegen gestern …«, versuchte ich es erneut. Das brachte mir wenigstens einen kurzen Seitenblick ein. »Ich fürchte, du hast da etwas falsch verstanden.«
    Wie angewurzelt blieb er stehen und zog mich grob beiseite.
    »Hey!« Aber dann sah ich, dass ein ziemlich großer schwarzer Stier mit gesenktem Kopf schnell näher kam. Das Ungeheuer machte nicht den Eindruck, als würde es mir oder irgendjemand anderem ausweichen. »Danke«, japste ich und versuchte ein Lächeln.
    Alan sah mich ebenso verdrossen an wie eben noch das gehörnte Rindvieh. »Es gibt nichts zu besprechen. Warum bist du überhaupt hier?«

    »Warum nicht?« Eine dämliche Antwort.
    Sein Gesicht verfinsterte sich weiter.
    »Ich dachte, ich könnte vielleicht helfen, und außerdem will ich mehr über das Leben in Gleann Griannach wissen.«
    »Damit du später in deiner Welt davon erzählen kannst?«
    »Du glaubst mir also?« Ich war überrascht.
    »Das tue ich nicht, aber ich habe versprochen, mit dir zum Feenkreis zu reiten, und dieses Versprechen werde ich halten. Bis dahin haben wir nichts zu bereden.«
    Er wollte weitergehen, doch ich hielt ihn am Ärmel fest.
    »Gestern wolltest du mich noch am liebsten hinter einem Wandteppich verführen, und heute tust du so, als seien wir Fremde?« Inzwischen war ich dankenswerterweise zu Atem gekommen, und mein Ärger war deutlich zu hören, ohne von Schnaufen und Husten unterbrochen zu werden.
    »Sei still! Willst du, dass alle von deinem schamlosen Benehmen erfahren?«
    Tatsächlich erregte unsere Diskussion einige Aufmerksamkeit, und ich dämpfte meine Stimme. »Schamlos? Was um Himmels willen ist passiert, dass du dich

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