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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Über Lewis’ Anwesenheit brauchte er sich nicht zu wundern. Er war affig gekleidet wie einer von diesen Forschern oder Großwildjägern, die man manchmal in der Zeitung sieht, komplett mit Tropenhelm und allem Drum und Dran.
            »Verdammt noch mal«, fauchte er. Er blieb den ganzen Abend und die ganze Nacht in seinem Zelt und tröstete sich mit einem Schluck Rum, der ursprünglich gekauft und aufbewahrt worden war, um den ersten Goldfund zu feiern. Diese Feier war ihm nun verdorben. Vermutlich war Mrs. Horwood inzwischen gefunden worden. Es sei denn, Bartie Lee hatte sie erwischt. Der Gedanke verursachte ihm Herzrasen. Wenn es nun so wäre? Himmel! Er hätte bei ihr bleiben sollen.
            »Wie hätte ich das anstellen sollen?«, fragte er sich selbst. »Sie war ja plötzlich verschwunden.«
            Aber es war ausgeschlossen, dass die Malaien die Frau den ganzen Weg bis hierher mitgeschleppt hatten. Unmöglich angesichts der gefährlichen, belebten Strecke. Also musste sie wohl in Cooktown zurückgeblieben sein. Er dachte an Mushi und die Tochter des Metzgers und fröstelte.
            Sie hatten Mushi geschnappt. Er würde reden. Bald würden sie auch die anderen jagen. Er musste sich entweder völlig unsichtbar machen oder den Palmer verlassen. Abhauen, auf dieser Straße landeinwärts nach Süden ziehen. Aber Moment mal, er war schließlich nur vom Schiff desertiert, er hatte die Frauen nicht entführt. Und er hatte Mrs. Horwood geholfen. Hatte dafür gesorgt, dass die Malaien sie nicht anrührten. Das konnte sie der Polizei bestätigen. Sie würde sich für ihn einsetzen. Die Frau hasste ihn, das war verständlich, aber lügen würde sie nicht. Ja, dachte er und wurde ein bisschen ruhiger, lügen würde sie nicht. Wenn man sie befragte, musste sie zu seinen Gunsten aussagen. Falls sie noch lebte.
            Er hatte keine Ahnung, wie er das herausfinden sollte, wenn er nicht einen von Mushis Männern am Kragen packen und ausfragen wollte. Was Bartie Lee auf seine Spur bringen würde. Und die Polizei. Er hätte gern nachgesehen, ob Bartie Lee und seine Kumpane auf Mushis Aussage hin schon verhaftet worden waren, traute sich jedoch nicht in ihre Nähe. Traute sich überhaupt nirgendwo hin. Ich darf mich nicht blicken lassen, solange Lewis hier herumstrolcht, sagte er sich. Vielleicht ist es doch keine schlechte Idee, einen Partner zu nehmen. Wenn ich mich Tennent anschließe, kann er mein Laufbursche sein. Proviant besorgen und so weiter, tagsüber alles erledigen, während ich hier unten arbeite.
            Jake war der Schreck in Knochen gefahren, denn er wusste, dass Lewis ihn identifizieren konnte. Die Vorstellung, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, gefiel ihm ganz und gar nicht, aber vielleicht war das die einzige Möglichkeit, unentdeckt zu bleiben.
            Beim ersten Tageslicht rasierte Jake sich den Stoppelbart ab, den er sich hatte wachsen lassen. Lewis kannte ihn nur mit dem bei Matrosen üblichen Vollbart. Doch dann spürte er den kleinen Goldklumpen in seiner Tasche und vergaß seine Sorgen. Es gab wichtigere Dinge, über die er nachdenken musste.
             
            Bartie war nervös wegen dieses Schwachkopfes Mushi. Sie würden ihn hängen, gut, aber vorher würde die Polizei alles wissen wollen, was es zu erfahren gab. Er und seine Männer arbeiteten fieberhaft, gruben sich immer tiefer in die Erde, fanden Körnchen, die sie ihrer Schatzkiste hinzufügten, aber bisher noch keinen nennenswerten Goldklumpen. Aus Angst vor einem Angriff der mürrischen Weißen um sie herum verbrachten sie den Großteil der Zeit unter Tage. Sie schliefen und aßen in ihrer dumpfen, von einer Lampe beleuchteten Höhle, in Decken gewickelt, hausten wie Schlangen in ihrem Nest.
            Trotz aller Anstrengungen fiel Bartie nichts ein, wie er der Polizei entkommen könnte. Jeden Augenblick rechnete er damit, dass sie auf seinem Claim auftauchten und sie alle verhafteten. Er steigerte sich so in seine Panik, erkannt zu werden, hinein, dass er seinen Männern verbot, überhaupt noch die Mine zu verlassen. Es war seltsam, dass der Metzger und seine Freunde geradewegs zu Mushi gekommen waren, als hätte jemand ihn verraten. Einer von den chinesischen Matrosen? Hatten sie gesehen, wie Mushi das Mädchen überfiel? Oder Jake?, fragte er sich, immer in dem Bewusstsein, dass Jake irgendwo in der Nähe war.
            Andere Goldgräber hatten

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