Wind des Südens
Polizist befahl, sie loszubinden. Der Metzger jedoch packte Mushi.
»Das ist das Schwein. Er hat meine Cora missbraucht. Er muss hängen.«
»Nein!«, kreischte Mushi. »Ich war’s nicht, Mister. Sie hat sich geirrt. Bartie Lee war’s, der da drüben. Bartie Lee.«
Zu spät bemerkte Bartie, dass Mushi im Eifer des Gefechts seinen richtigen Namen genannt hatte statt des so sorgfältig einstudierten falschen.
»Halt’s Maul!«, brüllte er Mushi an. »Halt den Mund. Falsche Namen, du Stück Scheiße.«
Mushi war es gleichgültig, er hörte nicht auf, seine Beschuldigungen vorzubringen, doch der Metzger löste das Problem für Bartie, indem er Mushi mit eiserner Faust einen Boxhieb auf den Mund versetzte.
Der Polizist stieg vom Pferd und befahl den Leuten weiterzugehen. Ohne Rücksicht auf Mushis blutendes Gesicht zerrte er ihn hoch und fesselte ihm die Hände. Er ging zu dem Mädchen, das neben dem Metzger stand.
»Ist er das?«, fragte er freundlich.
Sie nickte.
»Das alles tut mir schrecklich Leid, Miss. Immerhin: Der da wird Sie nie wieder belästigen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Und Sie können sich darauf verlassen, dass auch ich verdammt noch mal dafür sorgen werde«, sagte ihr Vater und versetzte Mushi einen letzten Stoß.
Man jubelte dem Polizisten zu, als er mit dem Gefangenen, der neben seinem Pferd herlief, durch die Stadt ritt.
Die vier Männer, die Überreste der Meutererbande, verfluchten Mushi, als sie zu ihrem zerstörten Lager zurückliefen. Der Schaden war nicht so groß, wie sie zunächst angenommen hatten, und sie sahen Bartie an, der dastand, sich am Kopf kratzte und sich nicht entscheiden konnte, was jetzt zu tun war.
Bartie war mit seinem Latein am Ende. Auf einem Schiff wusste er, was zu tun war, dort war alles Routine für ihn, aber strategisches Denken lag ihm nicht. Er wusste nicht, was als Nächstes zu tun war, genauso wenig, wie er gewusst hatte, auf welche Weise er nach der Entführung der reichen Dame das Erpressungsgeld hätte eintreiben sollen. Seine Kameraden standen zusammengedrängt wie Vieh während eines Sturms und erwarteten seine Anweisungen. Mushi hatte sie in diesen Schlamassel gestürzt. Vorher schon hatten die Männer auf den benachbarten Claims sie lediglich toleriert, aber jetzt drohte ihnen vielleicht wirklich Gefahr von ihnen. Weiße Männer brauchten keinen Vorwand, wenn sie sie angreifen wollten, und Mushi hatte noch Öl ins Feuer gegossen. Also was tun? Sollten sie weiterziehen? Einen Claim weit entfernt auf der anderen Seite abstecken, irgendwo, wo man sie nicht kannte? Aber hier hatten sie Spuren von Gold gefunden. Oder sollten sie von hier verschwinden, solange sie noch die Möglichkeit hatten? Mushi hatte Bartie Lees echten Namen preisgegeben und er würde auch seinen eigenen richtigen Namen nennen. Ob die Polizei jetzt schon wegen der Entführung der Frau nach ihnen suchte? Und was war mit Ah Koo? Seine Leiche durfte in der Zwischenzeit auch gefunden worden sein.
Bartie Lee war sich dieser Probleme durchaus bewusst; sie benebelten seinen Verstand dermaßen, dass er einfach nicht entscheiden konnte, was zu tun war.
Letztendlich tat er gar nichts. Jedenfalls nichts Bedeutungsvolles. Er fing lediglich an, das Lager aufzuräumen, zuckte die Achseln angesichts von zerrissenem Segeltuch, eine Alltäglichkeit im Camp, und seine Männer folgten seinem Beispiel, zufrieden, weil sie glaubten, er hätte einen Entschluss gefasst. Bald schürften sie wieder nach Gold. Alles nahm wieder seinen normalen Lauf. Mushi war fort. Vergessen.
Jake erfuhr schon bald von der Verhaftung des Vergewaltigers. Von der Tochter des Metzgers identifiziert, wurde er nach Cooktown überführt, trotz der Proteste der Goldgräber, die den gelben Schweinehund auf der Stelle hängen sehen wollten. Jake nickte zufrieden und machte sich wieder ans Abstützen der Wände seines Stollens mit Hilfe von Holzbalken, was ihn an das Abstützen der Holzwände leckgeschlagener Schiffe mit panikerfüllter Mannschaft erinnerte.
Doch dann bannte er die China Belle und ihre Belegschaft aus seinen Gedanken. Er hatte ein neues Leben begonnen, er war Goldgräber, sein eigener Herr. Er stellte einen strengen Zeitplan auf
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