Wind des Südens
Grundbesitz im Stadtzentrum investierte. Lyle hatte die Einschätzung geteilt, dass dieser Hafen mit der Zeit große Bedeutung gewinnen würde und Investitionen nicht fehlschlagen könnten. Und zu Neville hatte er gesagt, er könne mit ihm rechnen. Aber diese Gesellschaft … wie hieß sie gleich? War nach einem griechischen Gott benannt, Apollo, wenn er sich recht erinnerte. Ja. Apollo Properties.
»Constance. Apollo, der griechische Gott. Wessen Schutzherr war der?«
Sie hob den Kopf, ihr Blick war verdammt leer, fand er. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich weiß es nicht«, sagte sie und knabberte an ihren Fingernägeln, eine neue Angewohnheit. »Soll ich jemanden fragen?«
»Nein, um Himmels willen, nein! Geh raus, setz dich auf die Veranda. Ich muss ein bisschen schlafen, und das kann ich nicht, wenn du hier herumhockst.«
Constance ging nach draußen, hob den Rattan-Armsessel mit seinem dicken, weichen Polster an und drehte ihn zur Hotelmauer hin um, sonst hätte sie hinaus aufs Meer geblickt, auf die Trinity Bay. Ein herrlicher Ausblick, sagten alle, aber sie hasste ihn. Das Meer, selbst, wenn es so ruhig war wie heute, verursachte ihr ein Flattern im Magen und schreckliche Kopfschmerzen. Früher war das nicht so, überlegte sie. Die Reise von England nach Hongkong hatte ihr sehr gut gefallen, doch damals waren auch glücklichere Zeiten. Die Reise auf der China Belle stand vom ersten Tag an unter einem unseligen Stern … Sie fing an zu weinen, erinnerte sich, dass sie ihre Medizin nicht genommen hatte, wagte jedoch nicht, zurück ins Zimmer zu gehen und Lyle zu stören, wischte sich seufzend die Augen und versuchte zu ergründen, was sie jetzt so bekümmerte.
Nach einiger Zeit fiel es ihr ein. Lyle hatte gesagt, sie würden nach Brisbane reisen. So hoch im Norden gab es keine Kutschlinien, und das bedeutete, dass sie per Schiff reisen würden. Entsetzen packte sie bei dem Gedanken an eine neuerliche Seereise.
Mit Bargeld ausgestattet, nachdem die Bank ein großzügiges Darlehen gewährt hatte, erstanden Neville und Esme ein feines Pferd samt Gig, entsprechend ihrem Ansehen in der Stadt, und verabschiedeten sich traurig von ihren Gastgebern.
»Sie werden uns fehlen«, sagte Delia. »Vergessen Sie nicht, uns zu besuchen.«
»Und verlieren Sie bloß nicht den Scheck!« Ihr Mann lachte. »Wir wollen uns unseren Anteil nicht entgehen lassen.«
»Ich verliere ihn bestimmt nicht, und um ganz sicherzugehen, zahle ich ihn sofort, wenn wir in die Stadt kommen, aufs Konto des Apollo Properties Trust ein.«
»Stimmt es, dass Lyle Horwood sich bald Sir Lyle nennen darf?«, wollte Delia noch wissen.
»Ja«, antwortete Neville. »Wenn er ganz oben auf der Liste der Aktionäre steht, kann also gar nichts schief gehen. Ich bin ganz begeistert von unserem Plan, nachdem er mit seinem großen Namen hinter uns steht. Übrigens hat er vorgeschlagen, dass wir noch weiter gehen und hinter den Geschäften Wohnhäuser bauen. Aber ich bin ein vorsichtiger Mensch, ich möchte mir alles zuerst einmal genau ansehen.«
»Natürlich«, pflichtete Jack Foster ihm bei. »Behalten Sie das Projekt skeptisch im Auge, Neville. Passen Sie auf, dass er nicht größenwahnsinnig wird.«
»Aber unbedingt«, sagte Neville und schnalzte mit der Zunge. Das Pferd zog an, der leichte Wagen hüpfte davon, und Esme winkte und warf Kusshändchen.
»Auf Wiedersehen, ihr Lieben! Auf Wiedersehen. Und vielen Dank für alles.«
Sie hielt ihren Hut fest und umklammerte ihre Handtasche. »Um Himmels willen, Neville, fahr langsam. Sonst kippen wir um.«
»Entschuldige, altes Mädchen, es ist nur die Freude, endlich ihrem Klammergriff entkommen zu können. Sie sind wie Kletten, nicht wahr?«
Sie nickte. »Wie ist das mit diesen Wohnhäusern?«
»Es stimmt. Ich habe Apollo Properties als eine Geschäftszeile entworfen. Hab den Plan, den ich gezeichnet habe, dem alten Horwood gezeigt, und der greift sich einen Bleistift und verändert alles. Will hinter den Geschäften Wohnhäuser bauen. Sagt, Geschäftsbesitzer wohnen gern auf dem Ladengrundstück.«
»Was weiß denn der?«
»Genau. Aber wen stört’s? Wir sind
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