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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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schwarzen Japaner-Kleider?«
            Jake schüttelte gereizt den Kopf. »Sieht aus wie ein Schlafanzug.« 
            »Nein, ist alles echt japanisch.« Bartie sprang auf die Füße, schmeichelte dienernd, in einem Versuch, japanische Höflichkeit zu imitieren. »Siehst du wohl, bin ein echter Japaner.« Sein schwarzseidener kleiner krempenloser Hut fiel ihm vom Kopf, und er hob ihn flink auf, staubte ihn ab und stülpte ihn sich wieder auf den Schädel. Jake musste zugeben, dass er für ein ungeübtes Auge als Japaner durchgehen würde.
            »Sprichst du auch Japanisch?«, fragte er, doch Bartie Lee zuckte nur grinsend mit den Schultern. »Du bist verrückt, verdammt noch mal. Wie kannst du den Japaner spielen, wenn du nicht mal die Sprache beherrschst?«
            »Sprech eben Englisch«, entgegnete Bartie Lee abweisend. »Hier sprechen alle Englisch.«
            Da er nicht den Eindruck erweckte, als würde er sich bald verabschieden, nahm Jake ihn mit zu seinem Zelt. »Jetzt sag mir, was du willst. Ich habe nicht viel Zeit.«
            »Du und ich, wir sind jetzt Partner.«
            »Sind wir nicht. Wo sind deine Kameraden?«
            »Alle weg. Polizei hat Mushi geholt. Die anderen sind weggelaufen. Die Chinesen hat auch die Polizei geholt.«
            »Ich weiß. Das stand in der Zeitung.«
            »Hat in der Zeitung auch was über die Frau gestanden?«
            »Über welche Frau?«
            Bartie Lee lachte. »Welche Frau? Na, Mrs. Reiche-Frau-Huren-Wood. Du hast sie uns weggenommen, hast sie der Polizei gegeben.«
            »Nein. Ich hab sie nach Cooktown gebracht, sonst nichts. Fort von Mushi.«
            »Ein Mann aus Cooktown – ich hab gehört, wie er sagte, seine Schwester hat die Belohnung gekriegt. Hunnert Pfund! Die hätte ich kriegen müssen. Du hast sie gestohlen!« Er stieß mit dem Zeigefinger nach Jake. »Du hast genug. Gib mir die hundert Pfund.«
            »Von mir kriegst du keine hundert Pfund. Es war von vornherein idiotisch, die Frauen zu entführen.«
            »Hätte zweihundert Pfund dafür kriegen können.«
            »Quatsch nicht über Geld. Sie hätten dich gehängt. Kann immer noch passieren.«
            Mit einem tückischen Lächeln beugte Bartie sich vor. »Du auch, Jake. Dich hängen sie auch, wenn ich das will.«
            »Wie bitte?« Jake reagierte sofort. Plötzlich hielt er den zuvor unter seiner Pritsche versteckten Revolver in der Hand und richtete ihn auf Bartie Lee. »Willst du mir drohen?«
            »Wer spricht von Drohen? Ich, ich bin als Freund gekommen. Ich werde jetzt dein Partner sein, verstehst du?«
            »Den Teufel wirst du.«
            »Die Mine da – die läuft gut. Ich pass auf, aber du brauchst einen Partner …«
            »Und du wirst ganz bestimmt nicht mein Partner sein.«
            »Ja, wir arbeiten tüchtig, holen jede Menge Gold heraus. Oder ich sag den Polizisten, du bist Jake Tussup von der China Belle . Die Chinesen haben sie gekriegt, dich kriegen sie auch.«
            »Dich auch!«
            »Keine Sorge. Weißt du, ich habe ein bisschen Gold. Kann aber den Schreibkram nicht allein machen. Sogar zum Goldwaschen braucht man Papiere. Am besten werde ich dein Partner, sonst gehe ich. Dann sag ich’s der Polizei. Lass mir vielleicht von irgendwem einen Brief schreiben, was?« Er schaute sich versonnen im Zelt um. »Nicht schwer, dich anzuschwärzen, Jake. Ganz leicht. Dich hängen sie wegen Mord, und ich bin weg.«
            »Du Schwein.« Jake blickte auf den Revolver herab. »Ich hätte dich umbringen sollen, als ich die Chance hatte.«
            »Welche Chance? Nein, du bringst mich nicht um. Ich bin dein Freund. Hör zu. Du bleibst der Boss, in Ordnung? Ist dir das recht? Verstehst du, ich kann hart arbeiten. Ich, ich habe lange in der großen Midas-Mine gearbeitet, nachdem meine Leute weggelaufen sind. Aber hier ist es besser. Verstehst du, Jake, wir werden reich.«
            »Ich überleg es mir.«
            »Nein. Wir fangen heute an. Weißt du, dass gestern einer von der Polizei – er hat jedenfalls gesagt, er wäre Polizist – da unten beim Barbier war?«
            »Na und?«
            »Er hat nach Jake Tussup gefragt. Hat überall rumgefragt. Ich hätte dich verraten können, ihn zu dieser

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