Wind des Südens
Mine schicken können.«
»Du lügst!«
»Von wegen. Frag doch den Barbier. Wenn du dich traust.«
Jake traute sich nicht. Und er wusste, dass er geschlagen war. Er sah keine Möglichkeit, diesen Mistkerl loszuwerden. Jedenfalls im Augenblick noch nicht. Es war Wahnsinn, mit ihm zusammen zu bleiben. Einer von ihnen musste weg. Aber jetzt wusste er wenigstens, dass Mrs. Horwood es geschafft hatte, zur Polizei zu gehen. Gott sei Dank, sie war in Sicherheit. Es tat ihm aufrichtig Leid, dass sie in diesen Schlamassel hineingezogen worden war, und wenn sie auch nicht verstand, dass er auf ihrer Seite war, war sie doch eine besonders liebenswerte Dame. Damals am Strand hatte er sie sehr genau betrachtet und sich gewünscht, dass die Umstände anders wären. Sie war zu schön, hatte einen viel zu schönen Körper, verdammt noch mal, um mit Horwood, diesem alten Ziegenbock, verheiratet zu sein.
Jake zuckte mit den Schultern. Schade drum, dachte er, und wandte sich wieder dem Handel mit Bartie Lee zu.
Als es Zeit wurde, sich zu verabschieden, konnte Raymond Mr. Li nicht genug danken.
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen die gute Betreuung und Ihre Freundlichkeit jemals vergelten kann. Mein Bein ist fast vollständig verheilt. Ich habe das Gefühl, meinen Besuch zu lange ausgedehnt, die Genesungszeit zu meinem Vergnügen hier ausgenutzt zu haben.«
»Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, Mr. Lewis. Unsere Gespräche werden mir fehlen.«
Raymond blickte hinaus auf das saphirblaue Meer. »Und mir wird dieser prachtvolle Ausblick fehlen.«
»Ah ja. Dieses kleine Haus ist nur eine vorübergehende Unterkunft. Ich erwäge, eines Tages an dieser Stelle ein festeres zu bauen. Es wäre ein wunderbarer Rückzugsort mit Blick über die Palmen und Urwaldpflanzen hinweg aufs Meer. Das alles hat mich enorm inspiriert.«
»Sie bleiben vielleicht für immer hier?«
Mr. Li nickte. »Wie es aussieht, werden sich viele von unserem Volk, die entweder von den Goldfeldern geflohen sind oder sie erfolgreich verlassen haben, in dieser Gegend ansiedeln. Das Land ist fruchtbar und gut bewässert, ideal für Landwirtschaft. Ich fühle mich verpflichtet, bei ihnen zu bleiben.« Er lächelte schalkhaft. »Man könnte mich als Missionar bezeichnen, der sich um ihr leibliches Wohl bemüht.«
Diese Bemerkung überraschte Raymond nicht. Er hatte viele Chinesen den Hügel hinauf zu Mr. Li kommen sehen, der oftmals unter einem Bambusgehölz beim Tor Hof hielt. Doch da war auch noch die finanzielle Seite der Unternehmungen seines Gastgebers. Mehrmals hatte Raymond von seinem Aussichtspunkt aus schwer bewaffnete chinesische Reiter zum Haus kommen und in einem Seiteneingang verschwinden sehen, und er vermutete, das sie Goldlieferungen für Li brachten. Sie sahen aus, als wäre nicht mit ihnen zu spaßen, eindeutig Mitglieder der Militärkaste, entschieden höher gestellt als die trägen Wachtposten, die die Regierung zum Schutz ihrer Grundstücke beschäftigte.
Was die Frage aufkommen ließ, wo Hector stecken mochte.
»Ist wahrscheinlich auch dem Lockruf des Goldes erlegen«, bemerkte er Gooding gegenüber.
»Wahrscheinlich. Wer immer ihn als Hilfspolizist eingestellt hat, muss schon in arger Bedrängnis gewesen sein. Er hat es nicht einmal mehr für nötig gehalten, sich bei mir zum Rapport zu melden. Ach, übrigens, vom Krankenhaus wurde das hier geschickt, die Pferdedecke. Sie sagen, Sie hätten sie vergessen.«
»Danke. Ich dachte, ich hätte sie verloren. Ein Freund hat sie mir geschenkt, und ich habe sie schätzen gelernt, als ich Fieber hatte.«
Er dachte an Mal Willoughby und hätte gern gewusst, wo er sich aufhielt. Gooding jedoch zeigte mehr Interesse an dem Geschwür an Raymonds Bein.
»Li hat Sie geheilt, bei Gott! Das hätte ich nie gedacht. Gibt einem zu denken, was?«
»Ich staune selbst und bin diesem Herrn auf ewig dankbar. Er ist ein überaus kultivierter Mensch.«
»Er vielleicht, aber es heißt, sein Bruder sei ein Kriegsherr. Führt sein Lager wie eine Kaserne, hat es zu einer Festung ausgebaut. Aber eines muss man ihm lassen: Wir haben keinerlei Probleme mit ihm oder seinen Männern.«
Raymond
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