Wind des Südens
»Eine Anstalt wohl eher«, knurrte Horwood. »Tut mir Leid, Sergeant Connor, dass sie Ihnen so viel Ärger gemacht hat. Und ich wäre Ihnen dankbar, Mr. Field, wenn so wenig wie möglich von dieser Sache in Ihrer Zeitung erscheint. Besonders den Einbruch sollten Sie tunlichst nicht erwähnen. Schreiben Sie einfach, sie wäre gesund und wohlbehalten irgendwo gefunden worden. Hätte sich im Busch verirrt oder so.«
Als der Sergeant gegangen war und der Arzt Beruhigungsmittel verschrieben und sich verabschiedet hatte, nahm Eleanor Lyle beiseite.
»Ich habe gehört, dass Sie eine Anstalt erwähnten. Ich kann nur hoffen, dass das nicht Ihr Ernst ist.«
»Sie halten sich heraus. Sie haben sich schon mehr als genug eingemischt. Natürlich konnten Sie nicht ohne Aufsehen zu erregen ins Hotel kommen und mir sagen, wo sie ist! O nein! Sie mussten zuerst zur Presse laufen! Nur, um mich in Verlegenheit zu bringen. Sie waren schon wegen Fannie immer eifersüchtig auf mich, als wäre sie Ihr Eigentum gewesen.«
»Das hier hat nichts mit Fannie zu tun. Ihre Frau leidet noch immer unter den Auswirkungen der Entführung. Sie kann die Nähe von Menschen nicht ertragen, und das Leben im Hotel ist ihr unangenehm.«
»Glauben Sie, ich wüsste das nicht? Wo sonst sollen wir denn wohnen? Gehen Sie jetzt, und kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten!«
Bestürzt griff Eleanor nach ihrer Handtasche und wollte noch einmal nach Constance sehen, doch Horwood stand an der Tür und versperrte ihr den Weg.
Als sie fort war, rief Lyle nach Field, der in seinem Büro über alten Zeitungsausgaben brütete.
»Mr. Kassel wartet draußen mit dem Wagen«, sagte er steif. »Ich bringe meine Frau jetzt ins Hotel zurück. Aber vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe. Ich werde persönlich mit dem Herausgeber der Zeitung sprechen.«
»Nicht nötig, Mr. Horwood. Ich habe nicht die Absicht, Ihrer Frau Peinlichkeiten zu bereiten.«
»Ha! Gut! Freut mich, dass Sie Verstand genug haben, auf mich zu hören.«
»Doch nicht Ihretwegen, Sir. Es gibt auch noch Menschen mit Prinzipien.«
Sie gingen in sein Schlafzimmer, wo Lyle seine Frau weckte. »Constance … Connie. Meine Liebe, du kannst hier nicht bleiben, das hier ist Mr. Fields Zimmer. Wir gehen zurück ins Hotel, wo du ein schönes Bad nehmen und dann ausschlafen kannst. Mrs. Kassel bringt dir dein Abendesssen aufs Zimmer.«
Sie richtete sich mit einiger Mühe auf. »Ich will nicht zurück ins Hotel.«
»Aber es muss sein, Connie. Nur für eine Nacht. Morgen brechen wir nach Brisbane auf. Ich glaube, der Dampfer liegt bereits im Hafen.«
Daraufhin fing Constance an, ihn anzuschreien. »Ich komme nicht mit! Ich gehe nicht an Bord dieses Schiffes. Ich springe über Bord, falls du versuchst, mich zu zwingen.«
Mit diesen Worten sprang sie aus dem Bett, rannte auf Strümpfen zur Haustür hinaus und die Straße entlang, um Eleanor einzuholen.
»Lieber ertrinke ich«, schrie sie und warf sich Eleanor in die Arme. »Wirklich. Ich schwöre es.«
Als er sah, dass Mrs. Horwood bei Mrs. Plummer in Sicherheit war, wandte Jesse sich wieder Lyle zu, der gerade erst schwer atmend das Tor erreicht hatte.
»Ich glaube, ich weiß eine Lösung für Ihr Problem, zumindest für diese Nacht«, sagte er. »Sie können in Kincaids Haus übernachten. Es ist sehr komfortabel. Ich beauftrage Lulu, dort zu lüften und für die beiden zu kochen.«
»Ganz sicher nicht …«, setzte Horwood an, doch Jesse fiel ihm ins Wort.
»Hören Sie, Sie haben keine Wahl. Sie können sie nicht zwingen, im Hotel zu bleiben. Sie würden die Kassels in Verlegenheit bringen. Ihre Frau ist krank, das liegt auf der Hand, also nehmen Sie Rücksicht. Morgen früh geht es ihr bestimmt schon besser. Dann ist sie nicht mehr so verwirrt.«
»Nicht mehr so verwirrt? Ich bin derjenige, der verwirrt ist. Meine Frau führt sich auf wie eine, die aus dem Gefängnis geflohen ist, versteckt sich in fremden Häusern, und jetzt sagen Sie auch noch, sie solle dort schlafen!«
Jesse nickte. »Das geht in Ordnung. Mrs. Plummer wird jetzt in dem Haus wohnen. Sie mietet es, also begeht Mrs. Horwood keinen
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