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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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allem die Sache mit China … Während mein krankes Bein in Cooktown verheilte, wohnte ich bei einem erstaunlich gelehrten Chinesen und hatte einen angenehmen Aufenthalt, wirklich sehr angenehm. Habe mich der Meinung meiner Schwester nach viel zu lange dort aufgehalten, deshalb muss ich schnellstens nach Hause, bevor sie Militär ausschickt.«
            Er brachte es nicht über sich, Neville gegenüber einzugestehen, dass er seinen Sitz im Parlament verloren hatte, und war froh, dass dieser Punkt nicht zur Sprache kam. Es gab zu viele andere Gesprächsthemen, nicht zuletzt die Meuterer.
            »Soviel wir wissen, sind sämtliche Chinesen vom Schiff verhaftet worden, bis auf Ah Koo, doch die anderen sind untergetaucht.«
            »Es ist doch so ein kleiner Ort. Ich begreife nicht, weshalb die Polizei nicht alle gefasst hat«, bemerkte Esme.
            »Sie müssten das mal sehen, Cooktown und die Goldfelder. Stellen Sie sich vor, dass jedes Mal, wenn ein Schiff anlegt, mehr als tausend Ankömmlinge in die Stadt einfallen. Die Behörden können damit nicht Schritt halten, und soweit ich es beurteilen kann, ist die Regierung nicht gerade versessen darauf, Abhilfe zu schaffen.«
            »Warum nicht?«, fragte Esme.
            »Weil Goldrauschstädte sich rasch in Geisterstädte verwandeln können, und dann waren sämtliche Anstrengungen umsonst. Also herrscht dort das Chaos. Es ist schwer, jemanden dort zu finden, zumal es so viele Chinesen gibt und Leute mit erfundenen Namen. Aber jetzt muss ich weiter. War nett, mal wieder mit Ihnen zu reden, und es freut mich, dass Sie diese Stadt annehmbar finden.«
            »Ja, wir mögen sie«, sagte Esme begeistert. »Es wäre schön, einfach hier bleiben zu können.«
            »Ich dachte doch, Sie wollten sich hier niederlassen?«
            Neville mischte sich rasch ein. »Tun wir ja«, sagte er hastig. »Aber Es kann sich nicht entscheiden. Sie hat Heimweh nach Hongkong.«
            »Ah. Das kann ich mir vorstellen, meine Liebe. Ein riesiger Unterschied hinsichtlich des Lebensstandards. Nun ja, Sie werden sich bestimmt irgendwann entscheiden. Aber jetzt muss ich Mrs. Plummer aufsuchen.«
             
            Später, nachdem er von Eleanors leisen Befürchtungen hinsichtlich des mangelnden Glücks im Shalimar -Haus gehört hatte, bot Raymond selbst an, hinüber ins Chinesenviertel zu gehen und Rat zu suchen, ein Auftrag, der ihm gelegen kam. So konnte er für sich selbst gleich eine kleine Menge Opium erwerben. Was als unabdingbare Schmerzlinderung begonnen hatte, verabreicht von dem Arzt in Maytown, war während des Krankenhausaufenthalts zu einem Trost geworden. Joseph hatte ihm das Opium besorgt. Dann hatte Mr. Li ihn in die sinnlichen Freuden des Opiumkonsums in geruhsamer Runde eingeführt, und Raymond lernte, seine Sucht ohne die sonst üblichen Schuldgefühle zu genießen. Bevor er ging, hatte Mr. Li ihm eine kleine goldene Pillendose für seinen Vorrat geschenkt und ihm beigebracht, wonach der chinesische Kräuterkundige fragen musste. Raymond wusste, dass selbst respektable Apotheker Opium verkauften, doch er hatte keine Ahnung, wo er solche in Brisbane suchen sollte, und außerdem zog er es vor, seine Pillen aus weniger öffentlichen Quellen zu beziehen.
            Er war glücklich, als er mit den Kerzen, Feuerwerkskörpern und Kräutern zurückkam, die benötigt wurden, um Eleanors böse Geister zu verjagen, und alle kamen zum Schiff, um ihn zu verabschieden.
            »Ich habe mich geradezu in Queensland verliebt«, sagte er zu Eleanor. »All diese Erfahrungen haben meinen Horizont erweitert. Meinen Beruf als Anwalt werde ich wohl jetzt viel zu öde finden, eingesperrt in düstere Büros voller muffiger Akten, und immer nur diese endlosen banalen Streitereien …«
            »Vielleicht denken Sie anders darüber, wenn Sie wieder zu Hause sind, im Lehnstuhl mit Pfeife und Pantoffeln.« Sie lachte. »Es ist gar nicht so einfach, alles hinzuwerfen und ein neues Leben zu beginnen. Ich versuche genau das …«
            »Entschuldigen Sie, meine Liebe. Ich wusste nicht, dass …«
            »Schon gut. Sie sehen ja, wo ich hineingeraten bin! Scheußliche Probleme. Die Meuterei! Es ist gefährliches Terrain, Raymond, also geben Sie Acht auf sich.«
            »Das werde ich tun. Und passen Sie gut auf sich auf. Was auch immer geschieht,

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