Wind des Südens
gehört, erging sich stattdessen in einer leidenschaftlichen Schilderung der malerischen Landschaft um Cairns und der Bucht und verglich diese mit dem schlammigen Mary River, bis die Damen ungeduldig ihrerseits mit den Füßen scharrten und sich nach einer Möglichkeit umsahen, seinen Erzählungen zu entkommen.
»Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, meine Damen«, verkündete Clive schließlich, zog den Hut und ging davon.
»Dumme Kühe«, murmelte er und fragte sich, was für ein Märchen Emilie wohl in die Welt gesetzt hatte. Was hatte der Filialleiter der Bank dazu gesagt, dass sie ihrem Ehemann nur die Hälfte des Geldes aus dem Verkauf des Ladens überwiesen hatte. Clive spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg, und er zog den Panamahut tiefer in die Stirn, um nicht erkannt zu werden und weitere ärgerliche Begegnungen zu vermeiden. Im nächsten Moment jedoch fiel ihm ein, dass er diesem Städtchen ja bald für immer den Rücken kehren würde und sich deshalb weder bei Kunden noch bei sonst jemandem beliebt zu machen brauchte. Maryborough, so fand er, da er nun wieder hier war und Bilanz ziehen konnte, hatte den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht, während Städte wie Cairns gewiss bald das Tor zur Welt sein würden. Er hatte die richtige Entscheidung gefällt und bereute nichts.
Nachdem er einige Geschäfte in der Stadt erledigt hatte, würde er Emilie zur Rede stellen.
Als er in die Straße einbog, sah er das Haus so gepflegt wie immer hinter einer Hibiskushecke stehen. Der Jacaranda-Baum, der im Garten aufragte, stand in voller Blüte. Clive bewunderte den Anblick, während er die Straße überquerte, denn der prächtige Jacaranda-Baum hatte ihm schon immer gefallen und war unter anderem ein Grund gewesen, genau dieses Haus zu kaufen.
Clive betrat das Haus durch die Vordertür und zögerte kurz, bevor er seinen Koffer auf dem gebohnerten Boden abstellte. Etwas stimmte da nicht. Möbelstücke waren verstellt worden. Die braunen Vorhänge, die eigentlich im Flur hätten hängen sollen, um den Eingangsbereich vom hinteren Teil des Hauses zu trennen, waren verschwunden. Der Ledersessel aus dem Salon befand sich nun in der Vorhalle neben einer großen Topfpalme, und die Flurgarderobe wirkte richtiggehend leer. Der Sonnenhut aus Stroh, das einzige Stück am Haken, gehörte Emilie.
Er hängte seinen Hut dazu und zog die Jacke aus, um sie ebenfalls an der Garderobe zu deponieren. Da sich niemand zeigte, begab Clive sich in die Küche, wo Nellie fleißig an der Arbeit war.
»Was gibt es zum Abenessen?«, fragte er, worauf Nellie zusammenzuckte und eine Backform klappernd zu Boden fiel.
»Oh, Mr. Hillier! Haben Sie mich aber erschreckt!« Dann fügte sie verdattert stammelnd hinzu: »Äh, Irish Stew, Sir, Irish Stew. Mit Backpflaumen …«
»Gut. Ich mag Irish Stew. Wo ist meine Frau?«
»In der Waschküche, Sir.« Nellie wies mit dem Kopf in besagte Richtung. »Soll ich ihr sagen, dass Sie da sind?«
»Ja. Ich bin im Salon.«
Die Kristallkaraffen standen noch auf der Anrichte, waren aber leer, ebenso wie der Schrank darunter. Clive knallte die Tür zu. Kein Tropfen Alkohol im Haus. Nicht einmal Sherry.
Emilie erschien in der Tür. Sie trug eine Schürze über einem Baumwollkleid. Ihre dunklen Locken waren, bis auf ein paar Strähnen, unter einer Putzkappe verborgen. Clive grinste. »Ich muss sagen, du siehst mit dieser Kappe wirklich reizend aus. Was machen wir denn gerade? Frühjahrsputz?«
»Ich wasche die Gardinen. Und was willst du hier, Clive?«
Er ließ sich in dem großen Ledersessel, seinem Lieblingsplatz, nieder. »Ich wohne in diesem Haus, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte. Wahrscheinlich gibt es auch keinen Sherry in der Speisekammer.«
»Nein.«
»Tja, ist nicht weiter schlimm. Ich dachte, du hättest inzwischen alles gepackt.«
Sie blieb in der Tür stehen. »Warum?«
»Damit wir die Sachen nach Cairns bringen lassen können. Ich muss sobald wie möglich zurück.«
Emilie trat hinter einen grunden Tisch. »Deine Sachen sind bereits unterwegs nach Cairns. Das Haus gehört jetzt mir. Du weißt ganz genau, dass ich nicht mit nach Cairns
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