Wind des Südens
Hotelzimmer zurückgekehrt war. »Das hast du gut gemacht. Es handelt sich tatsächlich um unseren Mr. Willoughby. Obwohl es aussieht, als verplempere er nur seine Zeit, weiß er genau, was er will. Morgen beschattest du ihn wieder.«
Am nächsten Tag konnte Mr. Li zu seiner Freude ein Telegramm an seinen Freund Mr. Lewis in Brisbane schicken, indem er ihm mitteilte, die erwartete Person sei in Cooktown eingetroffen. Diskreterweise erwähnte er den Namen nicht, da Mr. Willoughby weder Polizei noch Presse informiert hatte. Allerdings war er ausgesprochen überrascht, als besagter Mr. Willoughby höchstpersönlich seinen Gartenweg entlangmarschiert kam, während Mr. Lis Diener verdattert am Tor zurückblieb.
»Sind Sie Li Weng Kwan?«
»Das ist richtig. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie könnten mir zum Beispiel erklären, warum Sie mich verfolgen lassen. Ihr Diener dahinten heftet sich an meine Fersen, seit ich in der Stadt bin.«
Mr. Li trat zurück, verbeugte sich und vollführte eine ausladende Begrüßungsgeste. »Es ehrt mich, dass Sie mein bescheidenes Haus besuchen, Mr. Willoughby. Möchten Sie einen Tee mit mir trinken?«
»Nein, danke.«
Mr. Li bemerkte, dass sein Besucher heute bewaffnet war. An seiner Hüfte hing, halb verborgen von der Drillichjacke, ein Revolver in einem Halfter.
»Keine Sorge«, erwiderte er. »Ihr Freund Mr. Lewis hat mich gebeten, ein Auge auf Sie zu haben.«
»Lewis? Mr. Lewis – der Politiker? War er hier?«
»Ja. Er suchte nach den Meuterern, erkrankte aber an tropischen Geschwüren, so dass er nach Hause zurückkehren musste. Er ist untröstlich, dass er die Rädelsführer nicht aufstöbern konnte.«
Willoughby nickte. »Schön für ihn. Aber das ist noch lange kein Grund, mir nachzuspionieren. Was wollen Sie von mir?«
»Reine Neugier. Es hat mich interessiert, ob Sie mit Ihren Nachforschungen weiterkommen. Bis jetzt sind lediglich die chinesischen Meuterer gefasst worden.«
»Ich weiß. Alle bis auf Ah Koo, den Koch. Haben Sie vielleicht eine Vermutung, wo er stecken könnte?«
»Nein.«
»Dann nichts für ungut. Und pfeifen Sie Ihren Diener zurück. Ich brauche keine Gesellschaft. Einen schönen Tag noch, Sir.« Willoughby zog den Hut und marschierte den Hügel hinunter.
Mal warf einen Blick zurück auf das Haus, das mit den üblichen Laternen, Vorhängen und leise klimpernden Windspielen geschmückt war.
»Die Chinesen wissen zu leben«, murmelte er anerkennend und erinnerte sich an Mr. Xius traumhafte Dschunke, die zur Zeit des Gympie-Goldrausches im Mary River vor Anker gelegen hatte. »Die reichen zumindest.«
Gegen die Tasse Tee, die Li ihm sicher angeboten hätte, hätte Mal nichts einzuwenden gehabt, doch es war noch zu früh, sich mit diesem Burschen einzulassen. Zuerst musste er mehr über ihn in Erfahrung bringen.
Nachdem er in der vergangenen Nacht mit einigen Chinesen gesprochen hatte, war ihm klar geworden, wer ihn da auf Schritt und Tritt verfolgte: Der Arbeitgeber des Mannes war der wohlhabende Mr. Li, der oben auf dem Hügel wohnte. Einige zusätzliche halbe Sovereigns verschafften Mal schließlich weiteres Wissen: Lis jüngerer Brüder Wong Su war Besitzer und Verwalter der großen Mine Moonflower und des Quetschwerks am Palmer und beschäftigte etwa dreihundert Kulis.
Nach seiner Begegnung mit Li, dem älteren Bruder, verstand Mal, wie die beiden ihre Geschäfte betrieben. Li war fürs Finanzielle zuständig. Er besorgte die Kulis und was sonst noch gebraucht wurde, und kümmerte sich um die Ausfuhr des Goldes, was eine heikle Angelegenheit war, da die Zollinspektoren Jagd auf jeden Penny machten, der ihnen zu entgehen drohte. Mal hatte gehört, dass viele Chinesen ihr Gold außer Landes schmuggelten, was ihn weder erstaunte noch sonderlich interessierte. Keine Minute hatte er geglaubt, dass Li ihn nur im Auftrag von Raymond Lewis im Auge behielt. Ganz bestimmt steckte mehr dahinter. Mal wünschte, Lewis wäre gegenüber dieser Bande nicht so vertrauensselig gewesen, denn auf weitere Verwicklungen hätte er gut verzichten können. Es war nicht festzustellen, ob Li und sein Bruder Freunde oder Feinde der Familie Xiu oder sogar
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