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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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betrachtete sie, erkannte aber keinen von ihnen, obwohl er ihre Namen schon einmal gehört hatte: Jake Tussup und Bartie Lee. Die Belohung belief sich auf eintausend Pfund.
            »Was wird hier gespielt?«, fragte er sich verdattert. Das Kleingedruckte war auf Chinesisch, doch unten auf der Seite stand noch ein Name: M. Willoughby.
            »Du heiliger Strohsack!«, rief er aus und drängte sich auf der Suche nach Tilly durch das Menschengewühl im Laden.
            »Wissen Sie was über das Plakat da draußen?«
            »O ja«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. »Netter Mann. Spricht Chinesisch! Schönes Bild, was? Und eintausend Pfund! Ogottogott!«
            »Wo ist er jetzt?«
            »Weiß nicht. Papier sagt, man muss mit Informationen über die bösen Männer gleich zur Polizei gehen und sich Geld abholen.«
            Gooding vergaß die Jalousien. Überall in der Stadt hingen die Plakate auf Chinesisch und Englisch. Offensichtlich waren sie in einer Druckerei hergestellt worden, und in Cooktown gab es keinen Betrieb, der solche Arbeiten ausführte. Also hatte Willoughby die Plakate sicher von außerhalb mitgebracht. Willoughby! Man hatte ihn gewarnt, dass dieser Kerl früher oder später hier auftauchen würde. Doch eigentlich hätte er erwartet, dass er sich zuerst bei ihm meldete. Gooding wurde von der unangenehmen Erkenntnis beschlichen, dass er es hier mit einem Fall von Selbstjustiz zu tun hatte. Als er zum Polizeirevier zurückhastete, wurde er Zeuge, wie zwei Chinesenjungen sorgfältig Plakate an der Fassade seines neuen Gebäudes anbrachten.
            »He!«, rief er. »Sofort aufhören!«
            Einer der Jungen schnappte sich die Tasche mit den Plakaten und ergriff die Flucht. Doch Gooding gelang es, den anderen am Kragen zu packen.
            »Wer hat dich dafür bezahlt?«
            »Weißer Boss. Er sagt, kein Problem. Lassen Sie mich los!«
            »Wann hat er dich bezahlt?«
            »Gestern.«
            »Das habe ich mir gedacht. Mach sie ab, alle bis auf eines, verstanden? Wenn nicht, sperre ich dich ein.«
            Der Kleister, angerührt aus Mehl und Wasser, war noch feucht. Gooding überließ den Jungen seiner Aufgabe und stürmte ins Revier.
            »War ein Bursche namens Willoughby hier?«
            Die Constables und die Leute in der Warteschlange sahen ihn verständnislos an. Dann jedoch trat ein Mann aus der Schlange und rief: »He, Jungs! Schaut euch das an! Die Kerle schnapp ich mir! Mein Gott, die werden wegen Mordes gesucht!« Er wandte sich an Gooding. »Heißt das, einen Tausender pro Mann?«
            »Keine Ahnung«, knurrte der Sergeant. »Wo steht denn ›wegen Mordes‹?«
            »Gleich da unten!«
            Gooding ging wieder hinaus, um die englische Plakatversion zu studieren. »Verdammter Idiot. Ich habe keine Zeit für so was!«
            Als er die Straße entlangblickte, sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Eine Reihe von Männern und Frauen hasteten auf das Polizeirevier zu, mit gut auswendig gelernten Lügen bewaffnet und unverhohlener Geldgier in den Augen.
            »Willoughby, du Mistkerl!«, fluchte der Sergeant und rief dann Constable Hicks zu sich. »Kommen Sie rein, damit ich Ihnen alles über die Meuterei auf der China Belle erklären kann. Anschließend sollen die Leute sich anstellen, es werden sicher noch mehr. Sie verhören jeden einzeln. Ordnen Sie an, dass sie sich an den Zaun setzen, und wenn sich einer über die Wartezeit beschwert, umso besser; sagen Sie demjenigen einfach, er soll verschwinden.«
            Er machte kehrt und zog Hicks in sein Büro. »Das heißt allerdings nicht, dass sie so rasch lockerlassen werden. Nicht, solange Willoughbys Belohung die Sonne überstrahlt.«
             
            Mal, der tief im Regenwald sein Lager aufgeschlagen hatte, wurde von beharrlichem Vogelgezwitscher geweckt. Er lag da, lauschte und und versuchte, die jeweiligen Sänger zu bestimmen. Der melodische Gesang der Würger war leicht zu erkennen, und im Hintergrund hörte er das glockenartige Lied des Königspapageis. Geringere Angehörige der Papageienfamilie flitzten kreischend durch die Baumwipfel, und das »tuwhip« des Sittichs gellte durch die Luft. Mal hörte mehr als ein Dutzend einzelne Mitglieder dieses Buschorchesters heraus,

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