Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Gesicht gesagt, dass sie sich wie eine gottverdammte Närrin aufführte. Und Emilie war zu stolz gewesen, um zuzugeben, dass sie keine andere Wahl hatte.
            »Es wird sich zeigen«, hatte sie geseufzt.
            Das Schiff glitt den Fluss entlang und in die Bucht hinaus. Am anderen Ufer lag Fraser Island, die große sandige Insel, über die sie gelaufen war, um Sonny zu sehen. Er campierte auf dem breiten Strand, und zwar an einer Stelle, die er Orchid Bay nannte. Dort hatten sie endlich ein ernstes Gespräch geführt. Und sie hatte ihm eröffnet, dass sie Clive heiraten würde.
            Wehmütig lächelnd erinnerte sie sich an seine traurige Reaktion: »Tja, wahrscheinlich könntest du es schlechter treffen, indem du zum Beispiel mich heiratest.« Obwohl er gekränkt war, nahm er es wie immer mit Humor.
            Wer konnte sagen, was in ihm vorging? Sonny war so anders als die übrigen Menschen, die Emilie kannte; er gehörte in die wilde Landschaft und in den Busch. Sonny suchte nicht nach Abenteuern, sondern stolperte einfach darüber; sie kamen eben so auf ihn zu. Zusammen mit ihm hätte sie ein Leben abseits der Gesellschaft und ohne deren Regeln geführt. Clive hingegen stammte aus ihrer Welt, in der es berechenbar zuging und in der feste Vereinbarungen galten. Ein hübsches Haus. Nette Freunde. Sonntags zur Kirche. Keine Gefahren. Für diese Welt hatte Emilie sich entschieden. In letzter Zeit jedoch dachte sie wegen der täglichen Meldungen über die Meuterei häufig an Sonny. Sie hatte in der Zeitung von der Tragödie gelesen und großes Mitleid mit ihm, weil sie wusste, wie sehr ihm der Tod seiner Frau zu schaffen machen würde. Sonny war ein Mensch, der sich alles zu Herzen nahm.
            Emilie drehte sich um und ging in den Speisesalon, um Fraser Island nicht mehr sehen und nicht mehr an Sonny denken zu müssen. Oder an Clive. Sie fühlte sich erschöpft und beschloss, das Beste aus dieser Reise zu machen.

  
      13. Kapitel

 
            Seine Ankunft mit dem Dampfer Morrison, der mehrere hundert Goldgräber an Bord hatte, wurde beobachtet, seit er den ersten Fuß an Land gesetzt hatte. Man sah, wie er in der Stadt umherschlenderte und eine Straße hinauf- und die nächste wieder hinunterging, als müsse er sich mit dem Grundriss des Stadtplans vertraut machen. Anschließend suchte er den großen chinesischen Laden in der Charlotte Street auf, wo er Decken, eine Plane, einen wetterfesten Mantel und einen Hut aus ungegerbtem Leder erstand. Seine Einkäufe ließ er zurücklegen, um sie später abzuholen.
            Nachdem er eine Zeitung gekauft hatte, setzte er sich in die Bar des Hotels Digger’s Rest, las, trank dazu einen halben Liter Bier und verspeiste eine Rindfleischpastete. Außerdem stellte er in ruhigem, höflichem Tonfall eine Menge Fragen und erfuhr zu seinem Erstaunen, dass es inzwischen eine Telegrafenverbindung zwischen Brisbane und Cooktown und sogar eine zwischen Cooktown und den Goldfeldern am Palmer River gab.
            »Ich werd verrückt!«, wunderte er sich und verließ das Hotel, um zuzusehen, wie sechs Pferde vor die regelmäßig nach Maytown fahrende Kutsche gespannt wurden.
            Er war ein Fremder in einer Stadt, in der es von Fremden wimmelte. Während der nächsten Stunde gab es nichts Nennenswertes über ihn zu berichten. Er saß auf einer Bank vor dem Hotel, betrachtete die Stadt und sah sich Reiter und Fußgänger an.
            Sergeant Gooding ging zwar in Uniform an ihm vorbei, aber sie wechselten kein Wort.
            Der Fremde mietete sich im Hotel ein und machte sich in der Abenddämmerung auf den Weg, um die Stadt noch einmal zu erkunden. Diesmal stellte er Nachforschungen im Chinesenviertel an. Er fragte nach Männern aus Malaysia, nach malaiischen Seeleuten und malaiischen Kulis, die von den Chinesen leichter erkannt wurden als von den Weißen. Und überall, wohin er auch kam, sogar in den Spielhöllen, verteilte er Geld, löchrige Dollars und hin und wieder einen Sovereign. Ohne Scheu kam er hereinspaziert, sprach die Gäste an und schaute sich um. Er saß in Straßencafés, rauchte und trank chinesischen Wein. Manchmal lächelte er breit und schläfrig, doch meistens war er ganz ernst und hörte jedem Mann, der mit neuen Einzelheiten zu ihm kam, aufmerksam zu.
            »Aha!« Mr. Li bedankte sich bei dem Diener, der den Fremden verfolgt hatte, bis dieser in sein

Weitere Kostenlose Bücher