Wind des Südens
deren Geschäftspartner waren. Womöglich schmuggelten sie auch noch andere Dinge als Gold, denn die Nachfrage nach Opium blieb ungebrochen. Außerdem hatten die Lis in dieser Stadt ausgesuchte Grundstücke erworben, das hieß, sie suchten vielleicht nur einen neuen Stützpunkt. Angesichts der Unruhen in ihrem Heimatland war das keine schlechte Idee, obwohl ihre Machenschaften den Interessen der Kolonie Queensland und denen der Aborigines ganz und gar nicht dienten. Allerdings kümmerte Mal auch das nur wenig, solange sie ihn in Ruhe ließen.
Inzwischen hatte er einen Ansatzpunkt, denn einige Chinesen hatten ihm von einer Gruppe Malaien erzählt, die am Palmer eine eigene Mine bewirtschafteten. Nein, ein Weißer sei nicht dabei. Seine Informanten konnten zwar nicht mit Namen aufwarten, doch Mal erklärte ihnen, das spiele keine Rolle, da die Gesuchten ohnehin unter falschem Namen aufträten. Er müsse lediglich die genaue Lage der Mine kennen.
Das Gespräch führte er mit einigen Männern, die das Goldschürfen aufgegeben und stattdessen eine Gemüsegärtnerei am Stadtrand eröffnet hatten; wie Mal bereits festgestellt hatte, ließen sich mit Lebensmitteln astronomische Gewinne erzielen. Einige Männer glaubten zu wissen, dass einer der Malaien wegen Vergewaltigung verhaftet worden sei.
Das war zwar eine wichtige Information, doch Mal interessierte sich hauptsächlich für die Mine. Schließlich händigte man ihm eine sorgfältig gezeichnete Karte aus, auf der sie genau eingetragen war.
Das neue Polizeirevier in Cooktown, das über vier Räume und eine Veranda verfügte, wurde ohne großes Brimborium seiner Bestimmung übergeben. Während missmutige Bürger schon Schlange standen, um ihre Beschwerden loszuwerden, schleppten Sergeant Gooding und seine beiden Constables Kisten voller Papiere über die Straße und luden billige Möbelstücke vom Wagen einer Spedition.
»An die Fenster müssen unbedingt Jalousien«, stellte Gooding fest, nachdem er das grelle Licht in den neuen Räumen mit dem Halbdunkel in seinem Zeltbüro verglichen hatte. »Sonst werde ich hier noch blind.«
»Wir könnten die Scheiben anstreichen«, schlug ein Constable vor.
»Warum nageln wir nicht gleich ein paar Bretter davor?«, fauchte der Sergeant ihn an. »Bringen Sie die Kisten ins hintere Zimmer und räumen Sie den Inhalt dort in den Schrank. Ich gehe zu Tilly Yeung; sie hat Jalousien aus Bambus in ihrem Schaufenster. Vielleicht kann sie uns welche besorgen.«
Während er die Straße entlangschritt, dachte er über ein Problem nach, das ihn schon länger beschäftigte. Wo steckte Snowbridge, dieser Witzbold? Seit Wochen war er nicht gesehen worden. Jemand hatte gesagt, Hector habe sich dem neuen Goldrausch auf den Goldfeldern von Hodgkinson angeschlossen, da am Palmer bald nicht mehr viel zu holen sein würde. Gooding traute ihm das zwar durchaus zu, allerdings hätte der Mann doch niemals sein Pferd zurückgelassen. Denn das hatte vor dem Cock and Bull, einem Pub im Herzen der Goldfelder von Palmer, gestanden.
Zum Glück trug das Pferd das Brandzeichen der Polizei, sonst wäre es wohl schon am nächsten Morgen verschwunden gewesen. Auch an der Satteltasche hatte sich niemand zu schaffen gemacht. Sie enthielt ein paar Kartoffeln, Tee, Salz, ein Messer, einen Löffel, ein blaues Unterhemd, ein paar Lumpen, ein Ermächtigungsschreiben der Polizei in Cairns, das Snowbridge zum Hilfssheriff auf Zeit machte, Antragsformulare für Schürfgenehmigungen und einige Dosen Tabak. Nichts, was auf seinen Aufenthaltsort hingewiesen hätte.
»Ich muss ihn als vermisst melden«, murmelte Gooding, wohl wissend, dass die Polizei in Cairns diese Nachricht nicht mit Begeisterung aufnehmen würde. Warum hatten sie einen Trottel wie ihn überhaupt hergeschickt?, überlegte er weiter. Lewis meinte, er sei »schwierig«, was eine freundlichere Beschreibung war als die, die er von anderen zu hören bekommen hatte. Die Männer im Polizeirevier von Palmer glaubten, er könnte in eine Schlägerei geraten und dabei unterlegen sein.
Gooding trat vor den Laden von Chinesen-Tilly und musterte interessiert die Bambusrollos, als er das große Plakat an der Wand bemerkte. Darauf waren zwei Männer abgebildet, einer ein Asiate, der andere ein Weißer, beide glatt rasiert. Der Sergeant
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