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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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kannst mich nicht hier zurücklassen.«
            »Ich lasse dich doch nicht zurück.« Jake schüttete den Eintopf auf den Boden und trat das Feuer aus. »Du musst dich vor der Polizei verstecken. Und jetzt pack deinen Kram und gib mir Geld. Vierzig Pfund. Das müsste eine Weile reichen.«
            »Ich soll dir Geld geben, damit du mich im Stich lassen kannst?«, kreischte Bartie. »Du warst doch so neunmalklug, alles zur Bank zu bringen, du Schlaukopf. Du bist ein Idiot, Jake. Ja, wir hauen hier ab, aber du bleibst bei mir, dann brauchst du kein Geld, nur deine Kanone.«
            Jake drängte sich an ihm vorbei. »Ich lasse dich nicht im Stich. Es ist nur sicherer, wenn wir nicht zusammenbleiben. Zum Teufel, hier auf diesem Plakat steht, dass wir zu zweit sind. Ein Duo! Ein Paar! Also müssen wir uns trennen!« Er riss die Zeltstangen aus dem Boden und zerrte die Plane herunter. »Und jetzt gib mir Geld und verschwinde!«
            »Wo soll ich hin?«
            »Wo du hin sollst?« Jake zögerte und versuchte, seine Panik zu unterdrücken. Er musste Bartie Lee loswerden. Aber wie sollte das gehen, wenn sie beide in dieselbe Richtung flohen?
            »Wohin?«, wiederholte er. »Nach Cooktown natürlich, verdammt.«
            »Da treffen wir uns, richtig, Jake? Wir treffen uns am Hafen und gehen auf ein Schiff wie richtige Passagiere. Und dann sind wir weg.«
            »Ja, so machen wir es.« Jake wickelte alles Notwendige in eine Decke und band sie mit einem Riemen zusammen. Nachdem er das kleine Zelt zu einem festen Bündel gefaltet und die Flinte darin verstaut hatte, befestigte er es am Sattel. Dann rief er Bartie zu: »Lass alles liegen, was wir nicht in die Mine mitnehmen, damit es nicht aussieht, als hätten wir uns in aller Eile verdrückt. Schließlich wollen wir nicht …«
            Als von Bartie keine Antwort erfolgte, lief er zu dessen Unterstand hinüber. Doch er fand nichts weiter vor als den üblichen Müll, der auf der Lichtung herumlag.
            In der Hoffnung, dass Bartie sich irgendwo verkrochen hatte, lief er um die grob gezimmerte Hütte herum; aber bald wurde ihm klar, dass sein Partner verschwunden war. Mitsamt dem Geld.
            »O Gott«, murmelte Jake verzweifelt. »Ohne Geld werde ich nicht weit kommen. Gütiger Himmel. Dann werde ich wohl das Risiko eingehen müssen, dass man mich auf der Bank erkennt.«
            Beim Aufräumen des Lagerplatzes stieß er wieder auf das Plakat, griff danach und wollte es schon in Stücke reißen. Dann jedoch las er es.
            »Verdammter Mist!«, rief er aus, und die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag: Mord. Da stand ja Mord, gesucht wegen Mordes.
            »Ich habe niemanden ermordet, zum Teufel«, stammelte Jake entsetzt. »Das ist nicht wahr. Die Mannschaft hat Matt Flesser umgebracht. Das können sie doch nicht mir in die Schuhe schieben, verflucht.«
            Vor lauter Entsetzen gab Jake das Aufräumen auf und schleppte seine wenige Habe hinüber zu der Baumgruppe, wo sein Pferd angebunden war. Dabei musste er ständig daran denken, dass man ihn des Mordes beschuldigte, und er schüttelte ungläubig den Kopf: »Bartie, meinetwegen. Aber ich doch nicht. Zur Hölle mit ihnen! Ich werde nicht für ein Verbrechen hängen, das ich nicht begangen habe.«
            Jake sattelte das Pferd und belud es mit Zelt, Stangen, Wasserflasche, Bratpfanne und Wasserkessel. Da er befürchtete, jemand auf der Bank könnte ihn erkennen, rieb er sich in dem verzweifelten Versuch, sich zu tarnen, das Gesicht mit Schlamm ein, ließ ihn trocknen und zog den Hut tief in die Stirn.
            In der Menschenmenge, die sich in der Schalterhalle drängte, wirkte er nun wie ein ganz gewöhnlicher, verdreckter Goldgräber, der an der Theke Schlange stand. Der Kassierer war ein mürrischer Kerl, der seinen Beruf hasste und die Goldgräber um ihren reichen Fund beneidete. Schon lange spielte er mit dem Gedanken, selbst sein Glück zu versuchen, konnte sich aber einfach nicht dazu aufraffen.
            Es war kurz vor Geschäftsschluss, und er sah, wie die Männer sich in die Bank drängten, um noch in letzter Minute an die Reihe zu kommen. Also zog er den grünen Sonnenschutz über die Augen und kommandierte die Kunden herum wie eine Herde Schafe. »Der Nächste«, brüllte er mit scharfer Stimme, obwohl der Betreffende bereits dicht vor ihm auf

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