Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
haben Sie denn diese Räuberpistole?«
            »Von dort, wo Sie sie sich auch hätten beschaffen können: Aus Ihrem Gefängnis. Ah Koo wurde von einem Burschen namens Mushi ermordet, der ebenfalls bei Ihnen einsitzt, und zwar unter dem Namen Lam Fry. Wie dämlich sind Ihre Leute denn, dass ihnen dieser erstunkene und erlogene Name nicht verdächtig erschienen ist? Sie haben Mushi zwar wegen Vergewaltigung eingesperrt, aber er ist auch ein Mörder, und man hat mir erzählt, der Erste Matrose Bartie Lee sei einfach daneben gestanden und habe dem Mord an Ah Koo zugeschaut. Dieser Mann ist nicht minder gefährlich.«
            »Ich verstehe«, erwiderte der Polizeichef in gönnerhaftem Ton. »Vielleicht sollten Sie diese Einzelheiten dem Sergeanten am Empfang erklären.«
            »Was? Haben Sie mir gerade nicht richtig zugehört? Sagen Sie es ihm doch selber!«
            Mal marschierte den Flur entlang und vorbei am Empfangstisch, hinaus in die sonnendurchfluteten Straßen von Brisbane.
            »Nächste Station Cooktown«, nahm er sich vor, während er eine Zeitung kaufte und sich dann auf den Weg zur Druckerei Ace machte.
             
            Die chinesischen Goldgräber, die er in Cooktown kennen gelernt hatte, behielten Recht. Als Mal das Schürfrechtsregister für den kleinen Bezirk einsah, entdeckte er sofort die verlassene Mine, die die Malaien nach ihrer Trennung von den chinesischen Matrosen gepachtet hatten. Anschließend erkundigte er sich bei den Nachbarn, wohin die Malaien verschwunden seien. Aber niemand schien etwas zu wissen.
            »Es waren mehrere«, sagte er sich. »Bestimmt ist es jemandem aufgefallen, wenn sie irgendwo in der Nähe erneut nach Gold gegraben haben.«
            Da er so nicht weiterkam, kehrte er ins Registeramt zurück, um die Namen zu überprüfen, die Bartie Lee und seine Männer angegeben hatten.
            »Es sind alles falsche Namen«, erklärte er, »aber trotzdem wichtig. Könnten Sie nachsehen, welche Schürfrechte die Männer als Nächstes angemeldet haben? So kann ich sie aufspüren.«
            »In diesem Buch stehen Tausende von Namen, junger Mann. Aber wenn Sie alles durchsehen wollen, tun Sie sich keinen Zwang an.«
            »Danke, ich brauche sie nur ab diesem Datum.« Er nannte dem Beamten das Datum von Mushis Verhaftung, das er vom Metzger, dem Vater des Opfers, auf seiner Tour durch die Minen erfahren hatte.
            Das Ergebnis der Suche war enttäuschend. Offenbar hatten die Verbrecher die Schürfrechte unter einem weiteren falschen Namen angemeldet. Über die geheimnisvollen Asiaten und ihre Tätigkeit als Goldgräber gab es keine Aufzeichnungen mehr.
            Mal lehnte sich an einen Zaun und zündete eine Zigarette an. Er überlegte, ob er später dem Polizeirevier einen Besuch abstatten sollte, um sich nach den Hinweisen aus der Bevölkerung zu erkundigen. Es machte ihm einen Heidenspaß, den Polizisten bei der Arbeit zuzuschauen. Die Schlange war inzwischen sogar noch länger geworden. Die Gesetzeshüter würden noch stundenlang beschäftigt sein, was Mal die Zeit gab, einen Happen zu essen. Sein Proviant hatte gerade für die dreitägige Reise auf einer Straße genügt, die inzwischen als »ausgebaut« galt.
            »Davor muss sie die Hölle gewesen sein«, sagte er sich, als er sich auf den Rückweg ins Hotel Shamrock machte, wo er sich ein Zimmer genommen hatte. Es handelte sich um den ersten Pub, den man an der Straße zu den Goldfeldern sah, und wie Mal sich erinnerte, war er für alle müden Reisenden, die hier ankamen, ein willkommener Anblick. Das Lokal war stets überfüllt, und es ging immer hoch her. Doch das störte Mal nicht, solange er nur ein Bett und einen Stall für sein Pferd bekam.
            Auf seinem Weg zum Shamrock begegnete er einigen Reitern, unter ihnen ein Chinese mit einer auffälligen Seidenjacke, zu der er jedoch den Hut eines Kulis trug.
            Mal schmunzelte. Typisch, dachte er sich. Hier draußen ist alles möglich. Beinahe hätte er sich, immer noch belustigt über diese nicht merkwürdige Aufmachung, abgewandt. Und beinahe wäre ihm deshalb die vertraute, gedrungene Gestalt gar nicht weiter aufgefallen. Aber eben nur beinahe!
            »He da!«, rief er. »Haltet diesen Kerl auf! Den mit dem Kulihut! Haltet ihn!«
            Die Leute wandten die Köpfe. Auf der Straße gab es

Weitere Kostenlose Bücher