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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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der anderen Seite der Theke stand. Er zählte und stempelte, zählte und stempelte, und versuchte, alle so schnell wie möglich abzufertigen, damit er die Bank pünktlich schließen konnte, ohne sich Beschimpfungen von zu spät gekommenen Kunden gefallen lassen zu müssen.
            Als Jake dran war, schlurfte er mit gesenktem Kopf näher, reichte das Formular hinüber und murmelte: »Alles.« Den Kassierer wunderte das nicht weiter; er zählte und stempelte, knallte die Banknoten auf die Theke, sortierte Münzen, schob sie Jake zu, rief: »Der Nächste!«, und entließ ihn, ohne ihn eines Blickes gewürdigt zu haben.
            Jake, der es mächtig eilig hatte, stopfte das Geld in seine Hosentasche und sprang aufs Pferd. Nachdem die Abzweigung nach Cooktown hinter ihm lag, ritt er durch Maytown und weiter nach Westen.
             
            Bartie Lee verstand die Welt nicht mehr. In seiner Verwirrung hatte er bis auf sein Geld nichts aus dem Lager mitgenommen und einfach wie von wilden Furien gehetzt die Flucht ergriffen. Nun aber musste er sich an Jakes Anweisung halten und Cooktown auf der anderen Seite der Berge erreichen. Allerdings diesmal nicht zu Fuß, sagte er sich, als er sich an den anstrengenden Marsch bergauf erinnerte. Jetzt hatte er ja Geld, und zwar mehr als genug.
            Er kaufte sich eine rote Jacke aus bestickter Seide und eine glänzende schwarze Hose, wie reiche Chinesen sie trugen, trug aber weiterhin den Hut eines Kulis, um sein Gesicht zu tarnen. Anschließend nahm er das erste Pferd, das ein Händler ihm anbot, und dazu noch einen guten Sattel und Zaumzeug. Doch als er sich anschickte, Maytown zu verlassen, kamen ihm Jakes Instruktionen plötzlich merkwürdig vor; irgendetwas stimmte da nicht. Aber schon im nächsten Moment lachte er laut auf. Diesmal hatte er Jake einen Denkzettel verpasst. Er hatte ihn zum Narren gemacht und ihn ohne Geld sitzen gelassen. Vielleicht zweifelte er ja nur, weil das eine ungewohnte Situation war.
            Nur um auf Nummer sicher zu gehen – und möglicherweise auch, um die lange und Angst einflößende Reise nach Cooktown noch ein wenig hinauszuzögern –, beschloss Bartie Lee, sich zwischen ein paar Karren gegenüber von Jakes Bank zu verstecken.
            Die Mühe zahlte sich aus, denn kurz darauf erkannte er Jake, der in der Bank Schlange stand, um sein Geld abzuheben. Bartie kicherte in sich hinein. Jake hatte gar keine andere Wahl gehabt. Nur ein Wahnsinniger kehrte Palmer den Rücken, ohne sein Geld mitzunehmen. Oder ein Toter.
            Inzwischen fühlte Bartie Lee sich schon viel wohler. Vermutlich hatte Jake Recht: Sie durften nicht zusammen gesehen werden. Allerdings bedeutete das nicht, dass er Jake nicht verfolgen und ihn im Auge behalten konnte. Die Vorstellung, dass er dann nicht ganz allein sein würde, hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Denn was war, wenn er sich in den Bergen oder im Dschungel verirrte? Oder wenn er von Schwarzen angegriffen wurde? Bartie erschauderte. An die Wilden wollte er lieber gar nicht denken.
            Jake eilte aus der Bank, stieg auf und galoppierte aus der Stadt. Bartie heftete sich an seine Fersen.
            Aber was war das? Jake hatte die Abzweigung verpasst! Er ritt einfach geradeaus weiter in Richtung Flussauen. Bartie kam da nicht ganz mit. Doch er trieb sein Pferd zur Eile an und folgte.
            Als er sah, dass Jake Halt machte, um Proviant zu kaufen, seufzte er erleichtert auf. Er hätte auch etwas Essbares mitnehmen sollen, doch weiter unten an der Straße gab es ebenfalls Läden, wo er sich alles Nötige besorgen konnte. Wie dumm von Jake, die anderen Geschäfte links liegen zu lassen, nur um hier einzukaufen, obwohl er es doch eilig hatte! Jetzt würde er sicher umkehren und nach Maytown zurückreiten müssen.
            Aber weit gefehlt; Jake ritt weiter, überquerte den Fluss und setzte den Weg in westlicher Richtung fort. Barties Verwirrung wuchs. Er verstand einfach nicht, wohin Jake wollte … bis ihm dämmerte, dass dieser Weg gewiss zu dem neuen Goldfeld führte. Jake, der Mistkerl, wollte ihn aufs Kreuz legen! Er hatte Bartie Lee auf eine belebte Straße geschickt, wo er bestimmt bald gefasst worden wäre, während er selbst sich auf stillen Pfaden davonschlich. Tja, da hatte er sich aber getäuscht. Ein folgenschwerer Irrtum. Jake hatte die Rechnung ohne Bartie Lee gemacht!
            Als er zum Fluss

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