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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hinunterritt, war ihm bei dem Gedanken, das schlammige Wasser durchqueren zu müssen, ziemlich mulmig. Offenbar teilte das Pferd seine Befürchtungen, denn es scheute und gab Bartie damit Gelegenheit zum Nachdenken. Nachdem er das Pferd beschimpft hatte, fühlte er sich ein bisschen besser; außerdem ließ seine Angst wegen der Wut auf Jake vorübergehend nach. Irgendwo in diesem gewaltigen menschenleeren Land – an jenem Tag oben in den Bergen hatte er von seinem Aussichtspunkt aus weder ein Haus noch eine Farm oder einen Zaun und Straßen gesehen, nur vereinzelte Bäume – gab es ein Goldfeld. Doch wollte er wirklich allein in diese Leere hineinreiten, nur um Jake zur Rede zu stellen? Vielleicht lebten da draußen noch mehr Wilde oder sogar Ungeheuer, bösartige Geschöpfe aus der Unterwelt. Gerade noch konnte er einen Schreckensschrei unterdrücken.
            Als er sich abwandte und das Pferd das von unzähligen Goldgräbern durchwühlte Flussbett hinauftrieb, rief ihm ein Mann, der auf einem beladenen Karren stand, etwas zu: »He da, Kuli! Ja, dich meine ich! Komm her!«
            Argwöhnisch ritt Bartie näher. »Was wollen Sie?«
            »Los, hilf mir. Ich brauche jemanden, der die Seile gespannt hält damit mir der Kram nicht runterrutscht, während ich die Pferde lenke.«
            »Über den Fluss?«
            »Natürlich über den verdammten Fluss. Da wolltest du doch auch hin, oder? Binde dein Pferd an den Wagen.«
            »Mein Pferd?«, wiederholte Bartie, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Jake aufzuspüren, und seiner Angst vor Ungeheuern. Vielleicht würde er Jake ja auch gar nicht mehr einholen. Aber andererseits durfte er ihm nicht durchgehen lassen, dass er versucht hatte, ihn reinzulegen.
            »Ja, das verdammte Pferd, du Trottel!«, schrie der Weiße. Doch Bartie Lee war jetzt ein reichter Mann und hatte genug von seiner Angst und von den Grübeleien. Nachdem er dem Weißen auf dem Wagen ein paar Verwünschungen entgegengeschleudert hatte, wandte er sich vom Fluss ab und ritt zurück nach Maytown.
             
            Mal saß vor dem Polizeirevier von Maytown und war mit der Reaktion auf seine Plakate sehr zufrieden. Zahllose Männer verlangten, mit einem Polizisten zu sprechen, und jeder behauptete lautstark, die gesuchten Männer zu kennen. Wahrscheinlich herrschte im Polizeirevier in Cooktown ein ähnlicher Tumult. Allerdings hatte Mal kein Mitleid mit den Polizisten, die es sicher viel Zeit kosten würde, mit dem plötzlichen Ansturm fertig zu werden. Mal Willoughby war nämlich kein besonderer Freund von Polizisten, nicht seit er festgenommen und wegen eines Mordes eingesperrt worden war, den er nicht begangen hatte. Trotz des anschließenden Freispruchs hatte er nach diesem schrecklichen Erlebnis eine Weile gebraucht, um sein Selbstbewusstsein wiederzugewinnen. Ein guter Grund, weshalb sich seine Abneigung gegen Polizisten hartnäckig hielt.
            Einige Leute schwenkten Fetzen des Plakats, und Mal lächelte finster, als er sich erinnerte, wie oft er gleich nach dem Verschwinden der Männer von der China Belle diese beiden Gesichter gezeichnet hatte, bis das Kunstwerk richtig geglückt war.
            Bei seiner Rückkehr aus China hatte er die Plakate in Brisbane drucken lassen, wo er sich beim Polizeichef erkundigt hatte, ob die Fahndung nach den Meuterern schon Fortschritte machte. Zu seiner Enttäuschung hatte der Mann ihm nicht viel zu berichten. Eigentlich hätte er sich das Gespräch sparen können.
            »Also haben Sie ein paar Kulis erwischt«, schimpfte Mal. »Nach all dieser Zeit sind Ihnen keine Rädelsführer ins Netz gegangen. Typisch. Tja, es sieht fast so aus, als müsste ich Ihnen die Arbeit abnehmen. Ich werde Ihnen keine Ruhe lassen.«
            Man gestattete ihm, die chinesischen Matrosen des Schiffes zu besuchen, und nach einer Unterhaltung mit ihnen kehrte er ins Büro des Polizeichefs zurück.
            »Wussten Sie«, begann er ärgerlich, »dass auf den Goldfeldern Mörder frei herumlaufen? Oder ist Ihnen das gleichgültig?«
            »Wir nehmen Ihre Bedenken wirklich ernst, Sir. Wie ich bereits sagte …«
            »Dann ist Ihnen sicher auch bekannt, dass der Koch der China Belle , ein Chinese namens Ah Koo, unweit des Endeavour River mit einer Machete getötet wurde.«
            Der Polizeichef war entsetzt. »Woher

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