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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hatte.
            Da Chang nun wusste, wo er suchen musste, wies er seinen Diener an, in stetem Trott auf dem Pfad weiterzureiten, während er die Umgebung der Straße durchkämmte.
            Nach diesem Plan gingen sie noch einige Tage lang vor, so dass Chang manchen Reisenden in langsamen Fahrzeugen mehrere Male begegnete. Allerdings hatte niemand den Flüchtigen gesehen.
            Von einem Mann erhielten sie schließlich einen guten Rat: »Einen Tagesritt von hier verkehrt eine Fähre, die einzige Möglichkeit, um zu dieser Jahreszeit den großen Fluss zu überqueren. Der Fährmann kann Ihnen sicher Auskunft geben. Wenn er ihn übergesetzt hat, weiß er es.«
             
            Die einfache Mahlzeit aus Fleisch, Kartoffeln und gekochten Zwiebeln war wie Manna für Jake, der darauf bestand, trotz Augustes Protesten ein paar Shillinge neben das Zelt auf den Boden zu legen. Er merkte seinem Gastgeber das fortgeschrittene Alter an, und nach seiner geflickten Kleidung und der mageren Ausrüstung zu urteilen, war er sicher auch nicht sehr wohlhabend. Allerdings war er gesprächig und ein guter Geschichtenerzähler.
            »Zeit, dass ich mich auf den Weg mache«, verkündete Jake nach einer Weile. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für das Essen danken soll.«
            »Keine Ursache, Tom. Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie packen können. Ich muss wieder an die Arbeit. Werfen Sie die Teller einfach in diese Blechschüssel da. Ich kümmere mich später darum. Wir sehen uns an der Fähre.«
            Er griff nach einem schweren Spazierstock. »Ich werde langsam alt«, fügte er hinzu. »Vor einer Weile habe ich mir das Bein gebrochen, und es will noch nicht so richtig.«
            Jake fiel auf, dass das Bein seinen Gastgeber bis dahin nicht behindert zu haben schien, und er blickte dem Davonhinkenden grinsend nach. Auch er hatte schon häufig die Bekanntschaft von Menschen gemacht, denen jede Ausrede recht war, um sich zu drücken. Rückenschmerzen, schwache Beine, Krämpfe, alles musste herhalten, damit sie nur nicht mit Arbeit belästigt wurden. Dann jedoch schob er den Gedanken beiseite. Es war nicht sein Problem; außerdem war Auguste nett zu ihm gewesen, und zwar ohne eine Gegenleistung zu verlangen.
            Anstatt herumzulaufen und zu riskieren, dass man ihn erkannte, beschloss er, sich lieber auszuruhen. Also ging er ein Stück tiefer in den Busch hinein, legte sich, seine Deckenrolle als Kopfkissen nutzend, ins lange Gras, lauschte dem leisen Vogelgezwitscher und genoss die milde Luft, als der Nachmittag sich dem Ende zuneigte. Hoffentlich würde der Händler morgen kommen, damit er Proviant kaufen und sich auf den Weg nach Süden machen konnte. In letzter Zeit hatte er immer wieder an die Farm in Goulburn gedacht. Sicher würde es schön sein, nach Hause zurückzukehren. Endlich eine Heimat zu haben. Doch dann fiel ihm Mal Willoughby ein, und das riss ihn jäh aus seinen Tagträumen. Er drehte sich zur Seite und versuchte, an etwas anderes zu denken.
            Der Überfall kam so plötzlich, dass Jake gar nicht begriff, wie ihm geschah. Einen kurzen Moment blieb er trotz des heftigen Schlages auf den Kopf bei Besinnung, und es gelang ihm, sich auf die Knie zu stützen, obwohl ihm das Blut übers Gesicht rann. Dann jedoch traf ihn der zweite Schlag. Er versuchte noch, sich gegen den Angreifer zu wehren, doch er hatte plötzlich das Gefühl, in ein tiefes Loch zu stürzen, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte.
            Während er gegen die Bewusstlosigkeit ankämpfte, spürte er, wie zwei starke Hände ihm trotz aller Gegenwehr einen Stofffetzen in den Mund zwangen. Doch er war machtlos. Nach einer Weile wurde ihm klar, dass er, an Händen und Füßen gefesselt, auf dem Boden lag. Auguste kauerte vor ihm und band ihm den Mund zu. Er war nicht mehr der freundliche, geschwätzige Auguste, sondern ein schweigsamer Fremder, der eine finstere, bedrohliche Miene zur Schau trug.
            Nachdem er Jake geschickt zu einem Bündel verschnürt und verhindert hatte, dass er um Hilfe rief, stieß Auguste ihn zu seinem Erstaunen einfach mit dem Fuß beiseite und ging davon. Jake konnte es kaum fassen, dass er noch seine Stiefel an den Füßen hatte, denn darin befand sich sein Geld!
            Sicher hatte ihm der Kerl das Märchen von der vergeblichen Goldsuche abgekauft und geglaubt, dass er Pleite war. Warum

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