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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Ihm war klar, dass es sich bei diesem scheußlichen kahlen Pferch nur um eine Übergangslösung handelte, und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Willoughby nichts für ihn tun konnte. Aber er sollte wenigstens auf sein Geld aufpassen. Willoughby war sein Freund und absolut vertrauenswürdig.
            Chang kauerte sich an den Zaun, um seine Habe zu ordnen und dabei noch einmal nach den kostbaren Papieren zu suchen. Als er sie immer noch nicht finden konnte, begann er, sein Pech verfluchend, sich aller Gegenstände zu entledigen, die nicht unbedingt notwendig waren. Er ließ die große Ledertasche und den Großteil der zusätzlichen Kleider und Decken, die er unterwegs gebraucht hatte, liegen und ging ein Stück weiter.
            Innerhalb weniger Augenblicke hatten die übrigen Insassen die Sachen an sich gerissen. Obwohl Chang wusste, dass er seine Besitztümer auch hätte verkaufen können, hielt er es inmitten so vieler hungriger Menschen für ratsamer, nicht bei der Entgegennahme von Geld beobachtet zu werden.
            Chang schlenderte zu dem schweren Tor aus Holzbohlen hinüber und rief einen Wachmann zu sich.
            »Entschuldigen Sie, Sir.«
            Sein höflicher Tonfall erregte die Aufmerksamkeit des Wachmanns.
            »Was willst du?«
            »Bitte richten Sie Mr. Wiley aus, dass ich mein Pferd verkaufen möchte.«
            Ein Pferd, hatte er gesagt, nur ein Pferd, damit Wiley kam, um ihn zu überzeugen, alle beide loszuschlagen. Dann würde Chang ihn auffordern, das Geld Mr. Willoughby auszuhändigen, um sicherzugehen, dass es nicht in Wileys Taschen landete.
            Nachdem das erledigt war, zog Chang sich zu der Stelle am Zaun zurück, die er sich ausgesucht hatte. Sie befand sich gegenüber einem überdachten Teil des Hofes, der offenbar als primitive Schlafstätte diente. Anscheinend erwartete man von ihm, dass er die Nacht Seite an Seite mit Kulis verbrachte. Er konnte das Meer riechen. Eine sanfte Brise wehte von der blaugrünen Bucht, die er vom Hafen aus gesehen hatte, in seinen Affenkäfig herüber und gab ihm Kraft in dieser misslichen Lage. Allerdings musste dieser kurze Blick, den er auf diese Schönheit hatte erhaschen können, vorerst genügen, auch wenn er ihm zumindest neuen Stoff für seine Tagträume bot. Was seine vorübergehende Gefangenschaft betraf, kam Chang achselzuckend zu dem Schluss, dass dies kein Weltuntergang war. Er hatte schon Schlimmeres durchgemacht.
            Durch seine halb geschlossenen Lider beobachtete er zwei Kulis, die nun schon zum zweiten Mal an ihm vorbeispazierten. Zweifellos hatten sie es auf die Sachen abgesehen, die er nicht weggeworfen hatte. Einer der beiden hielt einen kurzen, dicken Stock in der Hand.
            Als die Männer ein drittes Mal vorbeikamen, warf der eine Chang Erde ins Gesicht, während der andere sich auf seine Habe stürzte.
            Aber Chang reagierte blitzschnell und gnadenlos. Zwei Finger mit harten Nägeln bohrten sich in die Augen des einen Gegners und fuhren ihm das wettergegerbte Gesicht entlang, während er den anderen zwischen die Beine trat, so dass er – wild mit den Armen rudernd – zurückgeschleudert wurde.
            Später am Tag erschien Wiley, um sich zu erkundigen, warum Chang nicht alle beide Pferde verkaufen wollte.
            »Das möchte ich doch, Sir. Es ist Ihnen falsch ausgerichtet worden. Kennen Sie Mr. Willoughby?«
            »Nein.«
            »Dann kennen Sie sicher Mr. Jesse Field.«
            »Er schreibt für die Lokalzeitung. Ja, der Name sagt mir etwas.«
            »Könnten Sie das Geld für die Pferde und die Sättel dann bitte Mr. Field aushändigen, damit er es für mich aufbewahrt? Hier ist es nicht sicher.«
            »Einverstanden«, stimmte Wiley widerstrebend zu. »Zwei Pferde. Dann ziehe ich Ihnen zwei Pfund vom Verkaufspreis ab, bevor ich Field das Geld gebe.«
            Chang nickte. »Und sagen Sie meinem Freund Mr. Field, dass ich hier bin und dringend seine Hilfe brauche.«
             
            Der Journalist kam der Aufforderung am folgenden Tag nach und gab sich erstaunt über die Behandlung, die Chang und Wu Tin widerfahren war.
            »Wiley hat mir das Geld für die Pferde überbracht«, verkündete er. »Was soll ich damit machen?«
            »Geben Sie es Mr. Willoughby. Erklären Sie ihm,

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