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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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dem Parlament nicht mehr an. Doch seine Kanzlei ist nicht weit von hier in der Charlotte Street. Haben Sie seine Adresse?«
            »Nein.« Jake war der Wind aus den Segeln genommen. Sprachlos stand er da, während der höfliche Portier die Adresse auf eine Karte schrieb und sie ihm reichte.
            »Einen schönen Tag noch, Sir.«
             
            Jake hatte die Kanzlei rasch gefunden, stand nun davor und studierte die Namen auf dem goldenen Schild an der Tür: LEWIS & McLEISH, RECHTSANWÄLTE.
            Er hatte nicht erwartet, dass Mr. Lewis Anwalt war. Auf der Passagierliste war er als Parlamentsmitglied vermerkt gewesen, nicht als Jurist. Die Lage änderte sich dadurch drastisch. Was war, wenn Lewis ihn verhaften ließ, ehe er auch nur Gelegenheit hatte, den Mund aufzumachen? Und wenn er dann im nächstbesten Gefängnis landete? In neuen Kleidern und mit einer duftenden neuen, gut gefüllten Lederbrieftasche? Mein Gott! Die Knie wurden ihm weich.
            Diesmal musste er sich zwingen, die Glastür aufzustoßen und den langen, getäfelten Flur mit dem rotbraun gefliesten Boden entlangzugehen, auf dem seine Schritte nachhallten. Sein Weg führte ihn an weiteren ebenso einschüchternden Türen mit goldenen Lettern und der Aufschrift »Bitte anklopfen« vorüber, bis er endlich die erreicht hatte, auf der der gesuchte Name stand. Er gehorchte der Aufforderung und klopfte. Ziemlich schüchtern.
            »Herein«, rief eine Frauenstimme. Er trat ein und schloss die Tür leise hinter sich.
            »Was können wir für Sie tun, Sir?«, fragte die Frau, die an einem erhöhten Schreibtisch saß.
            »Mr. Lewis«, stieß er hervor. »Kann ich Mr. Lewis sprechen?«
            Die Frau war sehr attraktiv und hatte hübsch frisiertes blondes Haar und ein reizendes Lächeln. »Tut mir Leid, Sir, aber Mr. Lewis nimmt keine Mandanten mehr an. Er hat sich aus dieser Kanzlei zurückgezogen. Möchten Sie vielleicht Mr. McLeish sehen?«
            »Nein, danke.« Jakes Hand, die den neuen Filzhut umklammerte, war schweißnass, und er fühlte sich beklommen, als könnte McLeish jeden Moment herausgestürmt kommen, um ihn verhaften zu lassen. »Ich bin ein Freund von Mr. Lewis, ein alter Freund. Wo kann ich ihn finden?«
            Rasch notierte sie die Adresse und reichte sie ihm. »Hier können Sie Mr. Lewis erreichen, Sir.«
            »Danke«, erwiderte er, zwang sich zu einem dankbaren Lächeln und hastete hinaus.
             
            Jake ging zu Fuß zu Lewis’ Haus, das hoch auf einem Hügel in einer von Bäumen gesäumten Vorstadtstraße stand. Trotz der erhöhten Lage war das riesige weiße Haus mit der ringsum laufenden Veranda auf Stelzen gebaut, damit der Wind es auch von unten kühlte.
            Er öffnete das Gartentor und machte sich auf den Weg den Pfad hinauf. Doch da kam eine hoch gewachsene Frau aus einer Seitentür und auf ihn zu.
            »Ich suche Mr. Lewis«, erklärte er rasch.
            »Aha. Hier entlang, die Treppe hinauf.« Während Jake der Aufforderung folgte, hörte er, wie die Frau rief: »Raymond, du hast Besuch!«
            »Ich komme …«
            Jake erkannte die Stimme sofort. Es war Mr. Lewis. Nun gab es kein Zurück mehr. Obwohl Jake eigentlich gut in Form war, ging sein Atem keuchend, als er auf die Veranda des Hauses zusteuerte. Er fühlte sich wie von einer unsichtbaren Last niedergedrückt.
             
            Raymond beobachtete, wie der Mann, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe heraufkam. Ein schneidiger Bursche, ordentlich und ohne Schnickschnack gekleidet. Raymond war nämlich ein Feind der neuen Mode, die edelsteinbesetzte Manschettenknöpfe und Krawattennadeln auch tagsüber gestattete.
            Er ging vom Wohnzimmer an die Tür, um den Fremden zu begrüßen, und fragte sich, wer es wohl sein mochte. Der Mann kam ihm bekannt vor, doch Raymond konnte ihm keinen Namen zuordnen.
            Die Tür zur Veranda stand offen, und der Besucher hatte den Fußabstreifer noch nicht ganz erreicht, als Raymond vor das Haus trat.
            »Guten Tag«, sagte er erwartungsvoll. »Sie möchten mich sprechen?«
            »Ja, Sir.« Der Fremde blickte sich um und spähte über das Geländer, als plante er, sich mit einem Satz darüber in Sicherheit zu bringen.
            »Dann treten Sie

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