Wind des Südens
mich zu informieren. Sonst könnte die Jagd nach Ihnen nämlich wieder von vorn anfangen. Und diesmal wären hiesige Polizisten hinter ihnen her und nicht nur ein paar überlastete Provinzschupos.«
Nachdem Raymond fort war, stieß Jake einen Freudenschrei aus. Lewis war zwar ein mürrischer alter Bursche, aber ihm verdankte er nun das Wissen, dass seine Lage doch nicht aussichtslos war. Der Anwalt konnte ihn offenbar nicht leiden. Allerdings war damit zu rechnen gewesen. Und wen kümmerte das?
Jake Tussup trat auf die Straße hinaus und ließ den Blick erfreut über die Annehmlichkeiten der Zivilisation schweifen, die ihm während des spartanischen Lebens in der Wildnis so sehr gefehlt hatten. Schließlich winkte er eine Pferdedroschke heran, um sich das Vergnügen zu gönnen, diese Hafenstadt in Ruhe zu erkunden. Verglichen mit Cooktown, der letzten Hafenstadt, in der er gewesen war, war es hier wie im Paradies, dachte er mit einem wohligen Schaudern.
Nachdem sie einige Male durch die Stadt und die Parks am Flussufer gefahren waren, bat er den Kutscher, ihn zur Redaktion des Brisbane Courier zu bringen, wo er den Chefredakteur zu sprechen wünschte.
»Er ist ziemlich beschäftigt. Ist es wichtig, Sir?«, erkundigte sich ein junger Mitarbeiter, worauf Jake verkündete, er habe eine Nachricht, die den Courier gewiss interessieren würde.
»Worum geht es denn?«, fragte der Chefredakteur ungeduldig, als Tussup in das von Papieren übersäte Büro geführt wurde.
»Mein Name ist Jake Tussup, und ich beabsichtige, diese Zeitung auf die Summe von zehntausend Pfund zu verklagen.«
»Ach ja? Und warum das?«
»Weil Sie mich vor einiger Zeit auf Ihrer Titelseite als Mörder bezeichnet haben und ich kein Mörder bin und auch niemals einer war oder sein werde. Also machen Sie sich auf einen saftigen Prozess wegen übler Nachrede gefasst.«
»Wann soll das denn gewesen sein?«
»Vor einigen Wochen. Ich sage Ihnen noch einmal meinen Namen: Jake Tussup, ehemaliger Erster Offizier der China Belle .«
Der Chefredakteur nickte zögernd. »Ach ja, ich erinnere mich. Der Meuterer. Sie haben vielleicht Nerven, einfach hier hereinzuspazieren.«
»Passen Sie auf, was Sie sagen. Ich bin auch kein Meuterer. Das ist Verleumndung. Ich schlage vor, ich setze mich und rauche eine Zigarette, während Sie ein paar Erkundigungen einziehen.«
Als Jake sich umblickte, las er die Aufschrift James J. Boddy auf einer Urkunde an der Wand und vermutete, dass er sich in Gegenwart der damit ausgezeichneten Person befand, die nach kurzem Zögern wortlos das Büro verließ.
Bei den Mitarbeitern des Blattes siegte offenbar die Neugier, denn immer wieder erschienen einige von ihnen – ob es Reporter oder Bürokräfte waren, konnte Jake nicht sagen –, um einen Blick auf ihn zu werfen und sich dann hastig aus dem Staub zu machen.
Mr. James J. Boddy ließ sich Zeit. Er kehrte in Begleitung eines weiteren Herrn zurück, der als Mitarbeiter der Rechtsabteilung, allerdings ohne Nennung des Namens, vorgestellt wurde.
»Welche Seite meinen Sie genau?«, wollte dieser wissen.
»Alle Seiten, auf denen Sie mich erwähnen.« Jake nahm an, dass es mehr als die eine Seite gab, die er bei seinem Aufbruch aus Mayfield in einer alten Zeitung gesehen hatte. Damals hatte er nicht gewagt zu fragen, ob er die Zeitung behalten dürfe. Außerdem hatte ihn der Artikel weniger belastet als Willoughbys Plakate, da die Zeitung keine Fotos gebracht hatte. Eigentlich hatte er gar nicht mehr daran gedacht, bis er auf dem Schiff nach Brisbane untätig ins Grübeln kam.
»Ich fürchte, ich erinnere mich nicht, dass Sie irgendwo erwähnt worden wären«, sagte James J. Boddy.
»Schon gut, meine Herren. Sie haben bis morgen Zeit, um die Artikel zu finden.«
Seine Droschke wartete.
»Gibt es in dieser Stadt eine Bibliothek?«, erkundigte er sich beim Kutscher.
»Aber natürlich. Möchten Sie sie aufsuchen?«
»In der Tat«, antwortete Jake grinsend.
Der Bibliothekar war sehr hilfsbereit. Ja, man führe hier Ausgaben der verschiedenen Zeitungen. Die aktuellen Exemplare des Courier lägen bereit,
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