Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Hände, um den Kellner herbeizurufen, während Eleanor Mal anstieß und flüsterte: »Ich glaube, seine kleine Angewohnheit bremst ihn ein wenig, mein Lieber.«
            »Was …?« Verdattert starrte Mal sie an, aber sie zuckte nur die Achseln. Daraufhin musterte Mal Raymond, aber natürlich war ihm nicht anzusehen, dass er Opium rauchte.
            Trotz seiner Verärgerung über die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, musste Mal schmunzeln. Wer hätte das von Raymond gedacht? Er erinnerte sich an den aalglatten Burschen in Cooktown, den alten Herrn Li … Raymond hatte gesagt, er habe bei den Chinesen gewohnt, nachdem dieser ihn vor den Schrecken eines Feldlazaretts gerettet hatte. Mal vermutete, dass Li ihm die Sorgenfalten geglättet hatte, indem er ihn an den Freuden seines Hauses teilhaben ließ – und sicher hatte er ihm auch Salben für die Geschwüre an den Beinen zur Verfügung gestellt.
            Als der Champagner serviert wurde, prostete Raymond auf glückliche Zeiten an. Doch Esme wollte weiter über Tussup sprechen.
            »Ich fasse es nicht«, sagte sie. »Kaum zu glauben, dass er hier in der Stadt war. Mal hat erzählt, er habe sogar in diesem Hotel gewohnt. Und dennoch haben Sie und die Polizei ihn entkommen lassen! Was haben Sie sich dabei gedacht, Raymond?«
            »Erstens«, gab er empört zurück, »muss ich Sie darauf hinweisen, dass ich nicht die Polizei bin und keinen Einfluss auf ihre Entscheidungen habe. Zweitens war Tussup höchst besorgt, weil Mal ihn als Mörder gebrandmarkt hatte. Ich weiß, wie verzweifelt Mal damals war …«
            »Das ist noch untertrieben«, gab Mal barsch zurück.
            »Lassen Sie mich ausreden. Es war dennoch eine dumme Idee. Ich war nie mit den Plakaten einverstanden, die Sie überall verteilt haben. Tussup hätte Sie auf jeden Penny verklagen können, den Sie besitzen.«
            Mal, der angesichts dieser kläglichen Ausrede seinen Ohren nicht traute, schüttelte den Kopf. »Gut. Haben Sie ihm dazu geraten?«
            »Ich habe ihn in dieser Sache nicht über seine Rechte aufgeklärt, wenn es Sie so interessiert. Auch wenn ich das als sein Anwalt eigentlich hätte tun sollen. Aber er wusste es offenbar dennoch, denn schließlich ist es ihm gelungen, den Courier zu einer Gegendarstellung zu zwingen.«
            »Das bringt mich zu der Frage, die mich eigentlich beschäftigt«, sagte Esme. »Warum haben Sie ihn nicht sofort festgesetzt und die Polizei verständigt?«
            »Weil ich über sein plötzliches Erscheinen in meinem Haus so überrascht war.«
            »Sie waren nicht in der Lage, die Situation schnell genug zu erfassen?«, meint Eleanor spitz und zog, zu Mal gewandt, eine Augenbraue hoch.
            »Genau. Er war gekommen, um mich als Rechtsbeistand zu verpflichten, weil ich dabei gewesen war und deshalb wusste, wie Bartie Lee und die übrigen Ganoven seinen Plan für ihre eigenen Zwecke missbraucht haben.«
            »Und deshalb haben Sie den Polizeichef überredet, ihn laufen zu lassen.«
            »Nicht ganz, Eleanor. Mir war klar, dass er sich vor Gericht würde verantworten müssen, und wollte nur wissen, was genau gegen ihn vorlag. Dann hörte ich, die Akte sei geschlossen worden, und zwar dank der Bemühungen von Lyle Horwood. Außerdem hatte Tussup die Stadt inzwischen schon verlassen.«
            »Was für eine Überraschung«, höhnte Eleanor.
            Raymond war aufrichtig erstaunt, weil alle so ungnädig zu ihm waren, und die Einstellung dieser Menschen, die er als gute Freunde betrachtete, bestürzte ihn. Schließlich hatten sie so viel zusammen durchgemacht. Er bestellte mehr Champagner, um die allgemeine Laune zu heben, und wechselte das Thema.
            »Ich dachte, dass Sie nach dem Essen vielleicht Lust auf einen Theaterabend haben. Ich habe eine eigene Loge im Schauspielhaus.«
            »Das wäre schön«, erwiderte Eleanor. »Ich war schon so lange nicht mehr im Theater. Was wird denn gespielt?«
            »J. C. Willliams und seine Frau Maggie Moore treten in einer Komödie mit dem Titel Der Ölfund auf. Das Stück soll ausgezeichnet sein.«
            »Ohne mich«, brummte Mal mürrisch, aber Esme konnte der Einladung nicht widerstehen. Man verabredete sich, und Raymond atmete erleichtert auf. Dann erinnerte er die Damen an eine weitere Einladung, die

Weitere Kostenlose Bücher