Wind des Südens
Mr. Caporn ein Glas Wasser bekommen?«, fragte er Tommy Wong, den am nächsten stehenden Steward, der nickte, sich aber nicht rührte. Constance Horwood schenkte ein Glas Wasser ein und half Neville, es zu trinken.
In diesem Moment sprangen die Motoren an, und der Kapitän schrie: »Nein! Himmel, nein! Jemand hat die Motoren angeworfen.«
»Segeln geht zu langsam.« Lee grinste. »Jetzt geht es los.«
»Das dürft ihr nicht!«, brüllte Willoughby. »Wir werden auf ein Riff auflaufen!«
Bestürzt sah der Kapitän Lee an. »Warum? Um Himmels willen! Was denkt ihr Scheißkerle euch eigentlich dabei? Und wo sind meine Offiziere?«
Der Malaie lachte. »Die steuern das Schiff. Was hast du denn gedacht?«
Jetzt stürmten weitere mit Messern und Keulen bewaffnete Matrosen in den Saal. Die Männer, einschließlich des Kapitäns, mussten einzeln vom Tisch aufstehen und wurden angewiesen, sich im Schneidersitz, das Gesicht zur Wand gerichtet, auf den Boden zu setzen. Die drei Frauen wurden hinausbeordert, doch daraufhin protestierten die Männer, und Bartie Lee rief seinen Wachen zu: »In Ordnung. Lasst sie sitzen bleiben. Ihr bleibt hier und haltet Wache.«
Seine Kameraden verspotteten die Gefangenen und drohten mit ihren Waffen. Die fünf weißen Männer waren inzwischen zahlenmäßig unterlegen.
Der Anführer der Meuterer, Bartie Lee, verschwand für ein paar Minuten an Deck, und dann hörten sie Mrs. Caporn vor Schmerz aufheulen. Nach endlos erscheinenden Minuten wurde sie zurück in den Speisesaal gestoßen.
Mrs. Horwood schrie, und die Männer fuhren schockiert zusammen, als sie Mrs. Caporns zerrissenes Kleid, ihr blau und blutig geschlagenes Gesicht und ihr teilweise abgeschnittenes Haar sahen. Sie hatte ihren Schmuck verloren, einschließlich ihres Eherings, und sie war barfuß. Sie ließ sich zu Boden sinken und übergab sich.
Jun Lien ergriff ein Tuch und einen Wasserkrug und eilte zu ihr. Lee ließ sie gewähren.
»Da seht ihr’s. So geht’s den Frauen, wenn ihr euch wehrt. Oder noch schlimmer. Benehmt euch also, dann passiert euch nichts. Verstanden?«
»Dann passiert nichts, du Idiot?«, brüllte der Kapitän. »Das Schiff ist in Gefahr, wegen der Riffe!«
»Du hast nicht zugehört.« Lee zuckte die Achseln. Zielstrebig trat er vor, gab sein Gewehr einem seiner Männer, zerrte Mrs. Horwood von ihren Stuhl hoch, schlug ihr links und rechts ins Gesicht, stieß sie gegen die Wand und stapfte davon. Mrs. Horwood glitt schluchzend zu Boden.
»Du Dreckskerl!«, schrie Eleanor ihn an, doch er nahm ungerührt sein Gewehr wieder an sich und setzte sich auf den Platz des Kapitäns. Dann befahl er Ah Koo, ihm etwas zu essen zu bringen.
Als die Motoren zum Leben erwachten, wurde Ingleby nervös. »Weißt du auch wirklich, was du tust, Jake? Vielleicht hätten wir doch bis Tagesanbruch warten sollen.«
»Nein, dies war die einzige Gelegenheit, den Kapitän und seine Passagiere alle im selben Raum zu erwischen. Kein Grund zur Panik, ich folge einer Rinne. Ich hab sie genau studiert und hab alles im Kopf. Schätzungsweise liegen wir gegen Mitternacht vor dem Endeavour River, und das ist der Zeitpunkt, wann wir an Land gehen.«
»Das hoffst du. Wir wollen aber nicht an eine leere Küste rudern.«
»Himmel, Tom, hör auf zu jammern. Wir können diesen Fluss gar nicht verpassen. Wir sind schließlich nicht die Ersten dort, also werden wir Licht von den Lagern sehen. Wie Mushi Rana sagt, hat sein Kumpel Bartie Lee den Haufen im Salon unter Kontrolle, aber sieh lieber trotzdem mal nach. Geh durch die Kombüse – es ist nicht nötig, dass sie einen von uns zu sehen bekommen. Bis jetzt denken sie, die Asiaten hätten sich des Schiffes bemächtigt. Und dann geh runter und sieh nach dem Bootsmann. Jetzt kannst du ihm den Knebel abnehmen, aber lass ihn noch gefesselt. Schreien kann er, solange er will, das stört jetzt keinen mehr.«
Als Tom gegangen war, spähte Jake hinaus auf das mondbeschienene Wasser und pfiff, um sich selbst zu beruhigen. Sein Plan funktionierte wie am Schnürchen. Die Chinesen und die Malaien, sämtlich besessene Glücksritter, hatten mit Freuden die Chance ergriffen, zu den Ersten zu gehören,
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