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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die in der Nähe der jüngst entdeckten fantastischen Goldfelder an Land gingen.
            In Singapur hatte Jake von einem Freund beim Telegrafenamt davon gehört, und zunächst hatte er seinen Worten nicht viel Beachtung geschenkt, doch dann hatte sein Freund betrunken gejammert, dass er immer seine Chance verpasse, denn erst vor drei Monaten sei er in Cairns gewesen, einen Katzensprung entfernt von einem Fluss voller Gold.
            Cairns? Wo das lag, wusste Jake: an der Küste von Queensland. »Dieser Fluss ist in der Nähe von Cairns?«
            »Etwa hundert Meilen nördlich, mehr nicht. Eine problemlose Reise per Schiff«, seufzte er. »Das könnte man längs der Küste im Ruderboot schaffen. Immer nur nach Norden bis zur Mündung des Endeavour River, und dem folgt man dann landeinwärts.«
            »Dann lass uns gehen. Komm mit!«
            »Bis die China Belle dich in Brisbane absetzt und du eine Möglichkeit findest, bis fast an deinen Ausgangspunkt zurück die Küste entlangzureisen, ist alles vorbei, Kumpel.«
            Sein Freund ließ sich nicht überreden, und am Ende gab Jake es auf. »Du bist eine verdammte Heulsuse, sonst nichts. Immerzu jammerst du über dein Pech. Und wenn das verdammte Gold direkt vor deinen Füßen läge, würdest du immer noch einen Grund zum Jammern finden. Ich hab’s satt, mir das anzuhören.«
            Er stürmte in die Nacht hinaus und taumelte zum Hafen, wo er betrunken zur China Belle hinaufstarrte.
            »Herrgott«, brummte er. »Die Chance meines Lebens. Wir segeln direkt dran vorbei.«
            Am Morgen, als das Schiff noch vor Anker lag, studierte Jake die Karten und legte den Finger genau auf die Stelle, an der er würde an Land gehen müssen. Als ob Loveridge dem je zustimmen würde! Keine Chance, verdammt noch mal.
            Vielleicht konnte er vom Schiff desertieren.
            Er überprüfte die Rettungsboote. Ausgeschlossen, eines von denen allein flottzumachen. Binnen einer Stunde würde er in Ketten liegen.
            Und dann kam ihm die Idee. Er musste die Mannschaft auf seine Seite bringen. Auf der Höhe der Goldfelder vom Schiff desertieren. An Land rudern, und dann musste jeder selbst sehen, wo er blieb.
            Natürlich feilte er im Lauf der Tage noch an seinem Plan. Jetzt, während Bartie Lee die Passagiere in Schach hielt, packte Ah Koo bereits Proviant in die beiden Rettungsboote. Das Schwierigste bisher war gewesen, die Asiaten ruhig zu halten und dafür zu sorgen, dass sie sich verhielten wie immer und sich nicht verrieten. Sie hatten sich angestellt, als gehörten sie einer Verschwörung zum Sturz eines Königs an, und er konnte sie nur zur Vernunft bringen, indem er androhte, den einen oder anderen zu fesseln und zurückzulassen.
            Sie hatten inzwischen Fahrt aufgenommen, der Motor stampfte, und Jake hatte Hunger. Wenn Tom zurückkam, würde er ihn losschicken …
            »Jake!« Der Zweite Offizier taumelte ins Steuerhaus. »Komm sofort mit runter. Bartie Lee ist verrückt geworden. Matt Flesser ist tot!«
            »Was?«
            »Matt Flesser. Der Bootsmann.«
            »Er kann doch nicht tot sein! Ich habe ihn nur …«
            »Sie haben ihm die Kehle durchgeschnitten. Anscheinend hat er den Knebel lösen können und dann um Hilfe gerufen.«
            »Wer war das?«, schrie Jake. »Wer hat das getan?«
            »Sie sagen es nicht. Aber sie haben ein paar von den Frauen geschlagen. Mushi sagt, anders könnte er die Männer nicht zum Schweigen bringen.«
            Jake musste das alles zunächst einmal verdauen. Er wagte es nicht, Tom oder sonst einem der Meuterer das Steuer zu überlassen. Unablässig lauschte er auf ein Knirschen und wusste, dass er, wenn nötig, lieber zu früh als zu spät das Schiff verlassen und die Männer kräftig rudern lassen würde, aber er liebte dieses Motorengeräusch.
            »Das mit Flesser, das tut mir Leid«, stöhnte er.
            »Es tut dir Leid? Mehr fällt dir dazu nicht ein?«, schrie Ingleby hysterisch. »Es tut dir Leid?«
            »Was soll ich tun?«
            »Du könntest da runtergehen und das Kommando übernehmen. Den Scheißkerlen die Waffen wegnehmen. Die ganze Sache abblasen.«
            »Das kann ich nicht, dafür ist es zu spät. Da im Schrank ist Whisky. Nimm einen Schluck,

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