Wind des Südens
trink, so viel du willst, aber reiß dich zusammen. Ich kann sie jetzt nicht mehr zurückpfeifen, es ist zu spät. Wir müssen auf uns selbst Acht geben, Tom, also kehr ihnen niemals den Rücken zu. Hier«, er reichte Tom ein Gewehr, »trag das immer bei dir. Den größten Teil der Munition hab ich in einer der Segelkisten versteckt.«
Er sah zu, wie Tom den Whisky in sich hineinschüttete, griff nach der Flasche und nahm selbst ein paar Schlucke. »Geh jetzt zurück. Und lass dir nichts anmerken, ganz gleich, was sie treiben. Sorge dafür, dass der Proviant in den Rettungsbooten ist und alles andere, was wir brauchen, und dass die Kerle startbereit sind. Sobald wir die Lichter vom Lager entdecken, werfen wir Anker und lassen die Boote zu Wasser.«
Caporn war außer sich vor Angst, als Bartie Lee befahl, die Männer zu fesseln. Er schrie den Kapitän an: »Warum tun Sie denn nichts? Damit dürfen die doch nicht einfach so davonkommen! Wo sind die Offiziere?«
»Ja, wo sind sie?«, stimmte Lyle ein, als er an einen Stuhl gefesselt wurde. »Ich sage Ihnen, Captain, nach diesem Debakel kriegen Sie nie wieder ein Schiff. Was haben Sie sich dabei gedacht, solch eine Mörderbande anzuheuern. Man wird Sie für diese Sache zur Verantwortung ziehen.«
Als er an der Reihe war, wandte Loveridge sich flehend an Bartie Lee: »Wir fahren viel zu schnell, hier gibt es schließlich unzählige Riffe. Sag dem da oben, wer immer er sein mag, er soll den Anker werfen, sonst läuft das Schiff auf Grund.«
Bartie Lee, noch immer die Waffe auf die Passagiere richtend, beachtete ihn nicht.
Caporn rief ihm zu: »Wenn es euch um Geld geht, das kann ich euch geben. Ich habe Geld. Lasst mich in meine Kabine gehen. Ich mische mich nicht ein, das schwör ich. Hier, ich habe eine gute Taschenuhr, sündhaft teuer. Willst du die?«
Bartie Lee grinste, nahm die Uhr und nickte seinen Männern zu, die daraufhin anfingen, auch die anderen zu durchsuchen und ihnen Geld und Wertgegenstände abzunehmen. Verächtlich trat er Caporn in die Seite.
Mal Willoughby hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen, und konnte seine Wut nur mit äußerster Willenskraft beherrschen, was aber nicht verhinderte, dass sein Körper mit Schmerzen reagierte. Seine Gliedmaßen schienen zerbröseln zu wollen, während er um innere und äußere Ruhe kämpfte. Jun Lien und die anderen Damen dort in der Ecke schwebten in Lebensgefahr durch diese Schweine. Es war nicht die Rede davon, sie zu fesseln, also … was?, fragte er sich verzweifelt.
»Hey, Bartie«, rief er lässig. »Bist du jetzt der Boss?«
Die Frage überrumpelte Bartie, doch die Vorstellung gefiel ihm. »Ja.« Er lachte und zeigte dabei schwärzliche Zähne. »Ja, ich bin der Boss.« Er trat Caporn, diesmal heftiger, und freute sich über dessen Geschrei. »Hörst du das, reicher Mann?«
»Was habt ihr denn für Pläne?«, fragte Mal leutselig. »Für eine Meuterei ist der Ort schlecht gewählt. Die China Belle sitzt in diesen Gewässern fest. Es gibt nur zwei Wege heraus: nach Süden und nach Norden. Das weißt du doch, oder?«
»Klar weiß ich das. Macht aber nichts, Mr. Willoughby.«
»Tja, du siehst mich ratlos, Kumpel. Ich verstehe das alles nicht.«
Bartie tanzte vor Begeisterung. »Bald werdet ihr’s wissen.«
»Nein, sag’s mir jetzt.«
»Hm. Darf ich nicht.«
»Na, hör zu. Ich möchte, dass ihr nett zu den Damen seid. Wir Kerle, wir haben jetzt verstanden. Wir benehmen uns, und den Damen wird kein Haar gekrümmt, nicht wahr? Es macht ihnen auch nichts aus, euch ihren Schmuck zu geben.«
Er bemerkte, dass Mrs. Plummer ihn verstanden hatte. Sie streifte eilig ihre Ringe und Ohrgehänge ab und legte sie vor sich auf den Teppich. Die anderen folgten ihrem Beispiel, abgesehen von der armen Mrs. Caporn, die sich plötzlich vorbeugte, als ihre Nase heftig zu bluten begann. Mrs. Horwood sprang auf und griff nach dem Tischleinen, um das Blut zu stillen, und Mrs. Plummer lief zum Tisch und holte den Wasserkrug. Der Kapitän und Neville Caporn waren so verzweifelt, dass sie anfingen, Bartie Lee zu beschimpfen, der sich jedoch ungerührt Mal zuwandte.
»Siehst du, sie benehmen sich
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