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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Gründungsmitglied.«
            »Aber Page ist nicht Ernst, meine Liebe. Um dich zu schonen, wurde die Bewerbung nicht offiziell abgelehnt, sondern einfach unter den Tisch fallen gelassen, als hätte ich nie ein Wort über diese Nominierung verloren.«
            »Aber warum nur?«
            »Nun, du weißt doch, dass in solchen Fällen keine Gründe angeführt werden.«
            »Aber du kennst sie, George, und du musst sie mir sagen. Du darfst mich nicht im Dunkeln tappen lassen. Ich bin ohnehin schon außer mir vor Sorge. Um Himmels willen, scheitert es daran, dass er Amerikaner ist? Dazu hätte ich nämlich ein Wörtchen zu sagen. Ich weiß, dass mehrere Mitglieder oder deren Frauen Amerikaner sind …«
            »Nein, nein, Eleanor. Darum geht es nicht.« Er zückte ein Taschentuch und wischte sich über die Stirn. »Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll. Du bringst mich in eine verflixte Situation.«
            »Sprich einfach offen. Komm, George, wir sind alte Freunde …«
            »Nun gut. Es waren unsere amerikanischen Mitglieder, die den Captain in Frage stellten. Ich meine natürlich seine Ausweispapiere, nicht ihn. Offenbar hatten sie ihn in Verdacht …«
            »Wie können sie es wagen! Frechheit!«
            »Wenn ich es schon sagen soll, dann lass mich ausreden. Sie haben Nachforschungen angestellt, und in den Akten der amerikanischen Armee und Marine gibt es keinen Eintrag über einen Captain Page Plummer.«
            »Natürlich irren sie sich …«
            »Das hoffe ich, meine Liebe. Doch diese Entdeckung zog andere nach sich, Dinge, die man in der Gesellschaft nicht gern anspricht.«
            »Und hoffentlich sagst du jetzt nicht: ›Um mich zu schonen‹, um Gottes willen! Erzähl schon weiter, George.«
            »Page schuldet einigen deiner Freunde Geld …«
            Er schwieg, blinzelte und zog leicht den Kopf ein, und Eleanor bemerkte, wie dünn sein Haar in letzter Zeit geworden war.
            »O weh«, sagte sie und tätschelte seine Hand. »Da haben wir den Salat, nicht wahr, George? Danke, dass du es mir gesagt hast. Und mach dir keine Sorgen, es ist schon in Ordnung.«
            Um sicherzugehen, zog Eleanor auch auf eigene Faust noch Erkundigungen ein. Sie überwand ihre Beschämung, schlüpfte eines Tages, die Papiere ihres Gatten in der Handtasche, aus dem Haus und nahm einen privaten Termin im amerikanischen Konsulat wahr, wo ihr bestätigt wurde, dass die Papiere gefälscht waren.
            Empört angesichts der Entdeckung, dass ihr Mann ein Lügner und Betrüger war, begann Eleanor, Vorbereitungen zu treffen.
            Im Mittelpunkt eines Skandals zu stehen war das Letzte, was sie sich wünschte, deshalb machte sie sich in aller Stille daran, die Situation zu korrigieren. Zunächst schrieb sie an Freunde in Singapur und bot an, sie zu besuchen, gleichzeitig aber auch an eine weitere Freundin, Gertrude Kriedmann, deren Mann, ein Schmuckgroßhändler, nach Brisbane in Australien gezogen war, um in der Nähe der wertvollen Goldfelder zu sein.
            Nachdem sie ihren stillen Abgang vorbereitet hatte, verkaufte Eleanor ihren gesamten Besitz in Hongkong, einschließlich des Hauses, das sie noch immer mit ihrem reizenden Mann bewohnte.
            Am selben Tag, als die neuen Besitzer das Haus übernehmen sollten, schiffte Eleanor sich ohne ein Wort an Page nach Singapur ein. Am selben Tag erhielt er per Post die Scheidungsunterlagen.
            Sie transferierte ihr Geld auf ein Konto der Bank of Hongkong in Singapur und überantwortete derselben Bank auch den Großteil ihres Schmucks, ihrer Aktien und Urkunden über Besitztümer in Deutschland. Wenige Monate später ging sie an Bord der China Belle , um nach Brisbane zu segeln. Inzwischen hatte sie erfahren, dass Plummer wegen Aktienschwindels verhaftet worden war.
            »Geschieht ihm recht«, sagte sie zu sich selbst. »Er musste sich wohl was Neues einfallen lassen, um seine Schulden zu begleichen, nachdem ich nicht mehr zur Verfügung stand.« Eleanor wollte ihn nie mehr wiedersehen.
            Das Leben in Asien missfiel ihr zunehmend, und so erwog sie auf Grund von Gertrudes begeisterten Schilderungen, sich in Australien niederzulassen, doch zuerst musste sie das Land mit eigenen Augen sehen. Falls Brisbane ihr zusagte, würde sie dort vielleicht sesshaft

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