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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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stöhnte er. »Ich glaube, sie haben sie über Bord geworfen, Captain. Sie haben sie über Bord geworfen! Das hatte einer von diesen Schuften doch angedroht.«
            »Nein, da irren Sie sich. Sieht eher so aus, als hätten sie die beiden Damen entführt. Zwei reiche Frauen.«
            »Constance ist nicht reich. Und sie haben ihren Schmuckkasten aus meiner Kabine gestohlen. Ihr gesamter Schmuck ist weg.«
            Loveridge seufzte. »Das ist es also. Die ganze Meuterei war weiter nichts als ein Raubzug, und sie wollten die beiden Frauen mitnehmen, um Lösegeld zu erpressen. Entführung! Wie traurig, dass es für Mrs. Willoughby so böse enden musste.«
            »Und wurden Ihre Offiziere auch entführt?«, fragte Horwood.
            »So wird es wohl sein.«
            »Reden Sie keinen Unsinn, Loveridge. Die Frauen, ja, vielleicht, aber weshalb die Offiziere? Da ist kein Lösegeld zu holen! Die sind ja nichts wert. Ich schätze, sie haben sie ermordet, und meine Frau auch. Also, machen Sie diesen Kahn jetzt flott. Wir steuern den nächsten Hafen an …«
            »Das geht nicht. Die Motoren wurden zerstört und die Segel zerschnitten, obwohl sie sich das wirklich hätten sparen können. Wir sitzen fest auf diesem Riff.«
            »O Gott, werden wir sinken?«
            Loveridge kratzte sich im Nacken. Er war müde, und ihm wurde übel bei dem Gedanken daran, dass er, wenn oder falls er von diesem Schiff überhaupt je herunterkam, eine Menge Fragen würde beantworten müssen, und die würden weit schlimmer sein als das derzeitige Verhör.
            »Nein.« Es sei denn, es kommt Sturm auf.
            »Die Flut wird das Schiff sicher von dem Riff herunterholen.«
            »Ja, wahrscheinlich.« Und dann sinken wir mit einem Loch im Rumpf und ohne Riff, das uns hält.
            »Diese Chinesin – Willoughbys Frau – sollen wir sie auf See bestatten? Sie könnten den Gottesdienst abhalten.«
            »Ich werde ihn fragen.«
            Als sie Willoughby schließlich überredet hatten, Mrs. Plummer, die darauf bestand, Eleanor genannt zu werden, den Leichnam seiner Frau zu übergeben, damit sie ihn mit äußerster Behutsamkeit in den feinen Damast aus dem Salon hüllte, richtete der Kapitän die Frage an ihn, so feinfühlig er konnte, doch Willoughby war empört.
            »Nein! Auf gar keinen Fall! Das lasse ich nicht zu. Sie wird nicht wie ein Haufen Müll ins Meer gekippt. Sie ist meine Frau. Und eine stolze chinesische Dame. Ich bringe sie zurück nach China und lasse sie bei ihren Ahnen bestatten.«
             
            Horwood und Loveridge durchsuchten das Schiff nach Trinkbarem als Ersatz für die knappen Wasservorräte, während Eleanor in der Küche aus Resten eine Mahlzeit für die Gesellschaft bereitete, hauptsächlich bestehend aus Suppe, kaltem Fleisch und Reis.
            In der Stille des sengend heißen Nachmittags schwitzte der Kapitän an Deck und hielt Ausschau nach einem vorbeifahrenden Schiff. Die anderen suchten unter Deck Zuflucht, und erst kurz vor Sonnenuntergang gesellte Willoughby sich zu ihm.
            »Sie sagen, Sie halten immer noch Wache, Captain«, sprach er ihn an. »Ich dachte mir, Sie könnten vielleicht eine Pause gebrauchen.«
            »O ja. Fühlen Sie sich denn einigermaßen, Mr. Willoughby?«
            »Mal.«
            »Ja … Mal. Wenn Sie sich das zumuten können.«
            »Ich bin nicht krank, Captain. Schwer zu sagen, wie es mir geht. Mir ist das Herz gebrochen, das ist es wohl.«
            »Es tut mir Leid.«
            »Ja.« Er seufzte, blickte hinab auf das inzwischen sichtbare Korallenriff unter ihnen und beugte sich weiter vor, um dessen Größe besser einschätzen zu können. »Was ist denn das da draußen?« Er deutete hinaus in die Fahrrinne.
            »Da drüben. Sieht aus wie ein Wassertank, und, Moment mal … jemand hält sich daran fest.«
            Wie sich herausstellte, war dieser Jemand Tom Ingleby. Seine helle sommersprossige Haut wies einen heftigen Sonnenbrand auf, zudem litt er an Austrocknung und Unterkühlung. Als man ihn schließlich an Bord gehievt hatte und ihn hinunter zu einer Kabine trug, redete er zusammenhangloses Zeug über die Rettungsboote und Haie.
            Loveridge holte zum zweiten Mal seinen Sanitätskasten, und Mal blieb

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