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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Katastrophen ersparen möge, bat den Herrn auf Knien, ihm zur Hilfe zu kommen, und ausnahmsweise, »ausnahmsweise«, brummte er undankbar, wurden seine Gebete erhört. Die SS Clarissa, ein Küstenschiff, das die Linie von Darwin zu den Häfen im Osten befuhr, sichtete sie am späten Nachmittag und schickte ein Rettungsboot, um die Überlebenden an Bord zu nehmen.
            Kapitän Kobeloff, ein stämmiger Russe mit einer Stimme wie ein Nebelhorn, war keineswegs begeistert von der zusammengewürfelten Gruppe der Überlebenden. Er hatte nicht die Geduld, langwierige Erklärungen anzuhören, und konnte nicht verstehen, warum Loveridge die Meuterer nicht einfach erschossen hatte. Er wehrte sich dagegen, die Leiche einer Frau an Bord zu nehmen, doch Willoughby setzte sich lautstark durch. Er ließ Tom Ingleby sofort in Eisen legen und schickte die Caporns ins Lazarett seines Schiffes, bevor er sich Horwoods Nörgeleien anhörte.
            Nur Mrs. Plummer, makellos in einem grauen Reisekostüm unter einem weißen Staubmantel und mit rosafarbenem Alpakahut, gelang es, ihn ein wenig zu besänftigen.
            »Verehrteste«, sagte er mit einer tiefen Verbeugung. »Kommen Sie. Wir trinken erst einmal Tee, und danach kümmere ich mich um diese Leute.«
            Ohne Umstände nahm die Clarissa wieder Fahrt auf. Trotz Loveridges und Willoughbys Beschwörungen weigerte Kobeloff sich strikt, auch nur in die Nähe des Endeavour River zu steuern.
            »Halten Sie mich für wahnsinnig? Sie haben doch gesehen, was Gold anrichten kann. Dieser Ort, der jetzt Cooktown heißt, ist über Nacht zu einem dreckigen Hafen geworden, mit Horden von Männern aus allen Ecken der Welt. Die strömen da rein wie die Ratten. Und alle sind hinter dem Gold am Palmer River her. Aber bevor sie das kriegen, schlagen ihnen wahrscheinlich die Schwarzen den Schädel ein.«
            »Ich muss die Entführung von Mrs. Horwood melden«, beharrte Loveridge. »Und zwar so schnell wie möglich. Wir müssen die arme Frau finden. Und ich muss die Meuterei melden.«
            »Wem wollen Sie das melden? Gesetzlosen? Chinesen? Bandenführern? Nein. Ich lasse Sie in Cairns von Bord.«
            »Aber wir müssen meine Frau finden …« Lyle Horwood war in den vergangenen Tagen gealtert. Er ging gebeugt, seine Haut war grau und trocken, sein Selbstbewusstsein war der Bestürzung gewichen, er wirkte unsicher und hysterisch.
            Der Russe lachte grölend. »Sie alter Mann wollen in Cooktown an Land gehen? Die Verrückten dort verspeisen Sie doch zum Frühstück! Setzen Sie sich lieber, und seien Sie still, dann gebe ich Ihnen zum Trost eine Flasche Wodka.«
            Was den Abgeordneten Raymond Lewis betraf, so wurde er kaum beachtet. Er stand Mrs. Caporn bei, wo er nur konnte, empört darüber, dass eine Dame derartige Schläge hinnehmen musste. Verstohlen unterstützte er Mal Willoughby bei seiner Auseinandersetzung mit Kobeloff, dann machte er sich auf die Suche nach Zeitungen.

 

  3. Kapitel

 
            Cairns mit seinem sich auftürmenden grünen Hintergrund und der majestätischen Bucht gefiel Jesse Field. Er schlenderte gern die von Palmen beschatteten Wege im Busch entlang und erforschte die zahllosen exotischen Pflanzen, die er auf seinen Wanderungen entdeckte, und oft behauptete er, eines Tages würde er ein Buch darüber schreiben. Das Problem war nur, dass er als Reporter bei der Cairns Post und als begeisterter Besucher von Dooley’s Pub leider nie die Zeit dafür fand. In der Stadt munkelte man sogar, Jesse wäre, wenn er nicht so viel Zeit in Dooley’s Pub verbringen würde, inzwischen längst Herausgeber der Zeitung, und, so fügte man hinzu, er würde auch entschieden bessere Arbeit leisten. Aber Jesse war glücklich. War in seinem Element, könnte man sagen. Er war nach Cairns gekommen, um seiner Arthritis entgegenzuwirken, um seine Knochen unter nördlicher Sonne zu wärmen und um auf die alberne Stadtkleidung verzichten zu können.
            Das Field-Haus, wie es genannt wurde, war schwer zu finden. Field hatte sich mitten auf einem Stück Land von einem halben Morgen ein Haus mit ausgedehnten Veranden und einem verschlungenen Pfad zur Straße gebaut und seinen »Garten« im natürlichen Zustand belassen. Er weigerte sich, auch nur ein Blättchen aus dem tropischen Wirrwarr zu entfernen. Es wirkte alles düster, doch für Jesse war der Anblick eine

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