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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sonst nicht viel über ihn, außer dass die beiden aus China kamen. Aber da kommt Mr. Horwood, er kannte den Jungen besser als ich.« Er winkte, als ein älterer Herr den Salon betrat.
            »Hallo«, rief er. »Würden Sie mal herkommen? Dieser Herr ist von der Presse.«
            Jesse stand auf und stellte sich vor, während Horwood bereits zu einer Tirade über Kapitän Loveridge ansetzte.
            »Er steht da drüben beim Kapitän der Clarissa«, schimpfte er. »Denkt sich wahrscheinlich eine Geschichte aus, um sich reinzuwaschen. Aber der kommt mir nicht ungeschoren davon! Ich verlange eine gerichtliche Untersuchung. Lewis, dafür sorgen Sie mir! Wissen Sie, Sir«, wandte er sich an Jesse, »dass meine Frau entführt worden ist? Meine Frau!«
            Jesse fürchtete, dass der alte Mann, wenn er sich noch länger dermaßen aufregte, einem Herzinfarkt erliegen könnte.
            »Das tut mir Leid, Sir, tut mir sehr Leid, das zu hören, und seien Sie versichert, dass diese Untat in unserer Stadt bereits Aufmerksamkeit gefunden hat, und zwar auf höchster Ebene. Aber zunächst hätte ich gern gewusst, was Sie über Mr. Willoughby wissen, den Mann, dessen Frau ertrunken ist.«
            »Die kleine Chinesin«, half Lewis ihm weiter.
            »Willoughby?«, wiederholte Horwood, nun etwas ruhiger. »Ach Gott, ja. Seine Frau, der arme Kerl, es hat ihm das Herz gebrochen. Er ist der Einzige, der versteht, was ich durchmache.«
            »Woher stammt er?«
            »Er ist Australier, kommt wohl vom Lande, hat, soviel ich weiß, ein paar Jahre in China gelebt. Ich glaube, er heißt Malcolm, nennt sich aber Mal.«
            »Mal Willoughby?«, vergewisserte Jesse sich erstaunt. »Großer Bursche, dichtes blondes Haar, Ende zwanzig?«
            »Ja, genau.«
            »Mir kam er jünger vor«, bemerkte Lewis.
            »Das täuscht«, schnaubte Horwood. »Sie hätten sehen sollen, wie er Loveridge zur Schnecke gemacht hat, als der seine arme tote Frau auch einfach über Bord werfen wollte.«
            »Auch?«, hakte Jesse nach.
            Lewis entschuldigte sich. »Tut mir Leid, ein unverzeihlicher Fehler meinerseits. Ich vergaß zu erwähnen, dass der Bootsmann, ein Mr. Flesser, von den Meuterern ermordet wurde. Offenbar wollte er nicht mitmachen. Und ein Matrose, Sam Lum, ist bei einem Kampf mit Mr. Willoughby ums Leben gekommen.«
            »Mr. Field«, fiel Horwood ihm ins Wort. »Ich möchte auf der Stelle dieses Schiff verlassen. Mr. Lewis und ich benötigen ein anständiges Hotel. Hätten Sie die Güte, uns zu begleiten? Dann müssen wir einen Termin mit den Behörden vereinbaren. Und möchte einen Arzt konsultieren; ich brauche Medikamente, denn ich bezweifle, dass ich jemals wieder gesunden Schlaf finden werde. Und bitte sorgen Sie dafür, dass mein Gepäck oder vielmehr das, was davon übrig ist – ich wurde nämlich ausgeraubt, müssen Sie wissen –, unverzüglich ins Hotel gebracht wird …«
            Jesse war ihm gern zu Diensten, um diese Geschichte aus allen Blickwinkeln beleuchten zu können, aber nun drängte es ihn, Mal Willoughby aufzuspüren.
            »Mal!«, sagte er leise zu sich selbst. »So weit bist du also gekommen?«
            Er rief einen Steward herbei. »Könnten Sie bitte Mr. Willoughby holen?«
            »Nein, Sir. Er hat gleich nach dem Anlegen das Schiff verlassen. Den Sarg hat er mitgenommen.«
            »Den Sarg?«
            Lewis tippte Jesse auf die Schulter. »Mr. Willoughby hat einen Sarg für seine Frau gebaut, als wir noch an Bord der China Belle waren.«
             
            Jesse fand ihn, an die Wand des Bestattungsinstituts gelehnt, eine traurige, einsame Gestalt, im Schatten des Nebengebäudes kaum zu erkennen. Er trug einen dunklen Anzug, ein gestärktes Oberhemd, eine schwarze Seidenkrawatte und glänzende Schuhe. So hatte Jesse Mal nicht in Erinnerung, aber andererseits hatte der Bursche sich immer respektvoll gezeigt, und ausgerechnet dieser Tag verlangte … Respekt.
            »Wie geht’s, Willoughby?«, fragte Jesse.
            Überrascht hob er den Kopf, blinzelte und lächelte mühsam. »Hallo, Jesse. Was tust du hier?«
            »Ich lebe hier. Ich habe vom Tod deiner Frau gehört und möchte dir sagen, wie Leid es mir tut.«
            Sonny nickte

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