Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
und erst heute Morgen, als wir in die Stadt einfuhren, haben wir uns gesagt, dass wir schon vor Jahren hätten herkommen sollen.«
            Clive seinerseits war begeistert von der Unterhaltung mit ihnen, da er aus erster Hand von der Meuterei zu hören bekam, und von der Angst, dass das Schiff unter ihren Füßen auseinander brechen könnte.
            »Und es war so ein wunderschönes Schiff«, sagte Mrs. Caporn. »Die Kabinen waren im Grunde Prunkzimmer. Es gab nur etwa ein halbes Dutzend, und alles darin war von bester Qualität. Etwas Vergleichbares werden wir wohl nie mehr sehen, höchstens auf einer Privatjacht.«
            »Ich glaube, einige der Passagiere logieren im Hotel Alexandra «, bemerkte Clive.
            Caporn nickte. »Im Augenblick nur zwei. Der arme Horwood, der auf Nachrichten von seiner entführten Frau wartet, und eine Deutsche, die anscheinend so begeistert ist von den Farben und der Lebhaftigkeit in Cairns, dass sie in Erwägung zieht, hier zu bleiben.«
            »Was ist aus den anderen geworden?«
            »Moment, lassen Sie mich überlegen … Der Kapitän ist bei Freunden. Mr. Willoughby ist abgereist, und Mr. Lewis hat sich der Suche nach Mrs. Horwood angeschlossen.«
            »Willoughby? Ist das der Mann, der seine Frau verloren hat?«
            »Ja. Sie ist ertrunken, die Arme.«
            »Und wo ist er jetzt?«
            »Zurück nach China, glaube ich.«
            »Das alles ist zu traurig«, sagte Mrs. Caporn, und Clive fand sie recht hübsch, etwas Neues und daher willkommen in der Stadt. Sie war eine attraktive Rothaarige, schick gekleidet, hatte jedoch große, kummervolle braune Augen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, sah das Vertrauen und die Achtung in ihren Augen, als sie zu ihm aufblickte und ihm zur Verabschiedung die Hand reichte.
            »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder«, sagte er versonnen.
            »Aber natürlich«, antwortete Mrs. Caporn.
            Er blickte ihr nach, bewunderte ihre schmale Taille und die Rundung ihrer Hüften, seufzte und erinnerte sich an Willoughby. Er war zurück nach China gereist! Ein Glück. Das war die beste Neuigkeit des Tages. Abgesehen davon, dass er Mrs. Caporn kennen gelernt hatte.
             
            Die Nachrichten verbreiteten sich in Cairns wie ein Lauffeuer. Mrs. Horwood war gefunden! Man hatte sie nach Cairns zurückgebracht!
            Die Einwohner stürmten aus den Geschäften und Häusern auf die Straßen, als hofften sie, sie triumphierend vorüberreiten zu sehen, und sie sammelten sich in Grüppchen, um über das Wo und Wie zu spekulieren, und wichtiger noch: Was mochte ihr in der Zwischenzeit widerfahren sein? Was hatten ihre Entführer ihr angetan? Handelten sie etwa mit weißen Sklaven? Und wie war sie ihren Klauen entkommen? Man kam zu zahlreichen und fürchterlichen Schlüssen, und als bekannt wurde, dass sie mitten in der Nacht von dem kleinen Schiff, das sie tapfer nach Cairns transportiert hatte, geschafft worden war, vermutete man das Schlimmste. Einige sagten, die arme, verstörte Frau sei nackt gewesen, nur in eine Schiffswolldecke gehüllt.
            Letzteres entsprach nicht ganz der Wahrheit. Als das Schiff still über das mondbeschienene Wasser von Trinity Bay glitt, war die Frau dankbar für die Decke, in die Raymond sie gewickelt hatte, denn es ging eine ziemlich frische Brise. Er dachte an jenen Morgen in Cooktown, als der mürrische Polizeisergeant hörte, dass Mrs. Horwood gefunden sei, und zum Hafen eilte, um sie mit eigenen Augen zu sehen. Er war so glücklich und erleichtert, dass er Constance beinahe in die Arme genommen hätte, nachdem er an Bord gegangen war. Stattdessen reichte er ihr die Hand, wünschte ihr alles Gute, fragte sie, ob sie irgendetwas benötige und ob sie ein wenig Zeit erübrigen könne, um mit ihm über ihre Entführung zu reden.
            Raymond musste einschreiten und Gooding bitten, für einen Moment die Kabine mit ihm zu verlassen. »Sergeant«, flüsterte er, »die Frau ist völlig orientierungslos, sehen Sie das denn nicht? Sie weiß nicht, wo sie sich befindet und was mit ihr geschieht. Im Augenblick ist sie noch nicht in der Lage, Fragen zu beantworten.«
            Gooding musterte sie. Sie saß still am Tisch, einen Becher mit Tee in den Händen. Das Mädchen, Lottie, war so rasch verschwunden wie sie aufgetaucht

Weitere Kostenlose Bücher