Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
sich sofort daran, die Süßigkeiten zu vertilgen. Mir tat es gut, ihn so zu sehen. Nachdem er sich die dritte Zuckerschnecke in den Mund geschoben hatte, nahm er sie in die Backe – er sah damit wie ein Hamster aus – und fragte: »Was soll jetzt aus mir werden, Sai? Jetzt, wo mein Da’ nicht mehr lebt.«
    »Das weiß ich nicht, aber es wird Wasser geben, so Gott will.« Allerdings hatte ich schon eine Idee, wo es für ihn Wasser geben könnte. Das heißt, wenn wir dem Fellmann das Handwerk legen konnten. Sollte uns das gelingen, schuldete eine bestimmte stattliche Lady namens Everlynne uns einen Gefallen, und ich bezweifelte, dass Bill Streeter der erste Heimatlose sein würde, den sie aufnahm.
    Ich griff wieder das Thema Wüstensturm auf. »Wie viel stärker wird der Wind noch?«
    »Heute Nacht wird daraus ein richtiger Sturm. Wahrscheinlich aber erst nach Mitternacht. Und bis morgen Mittag hat er sich wieder ausgeblasen.«
    »Weißt du, wo die Salzhauer leben?«
    »Aye, ich war sogar schon mal dort. Einmal mit meinem Da’ und einmal mit ein paar von den Handlangern auf der Suche nach verirrten Tieren. Die Salzhauer nehmen sie bei sich auf, und wir zahlen mit Hartzwieback für alle, die das Jefferson-Brandzeichen tragen.«
    »Mein Freund ist mit Sheriff Peavy und ein paar anderen dort hingeritten. Glaubst du, dass sie bis Sonnenuntergang wieder zurück sind?«
    Ich war fest davon überzeugt, dass Bill nein sagen würde, aber er überraschte mich. »Weil es vom Salzdorf aus – das auf dieser Seite von Little Debaria liegt – nur bergab geht, müsste es zu schaffen sein. Wenn sie scharf reiten.«
    Nun war ich froh, dass ich den Schmied zur Eile gedrängt hatte, obwohl ich mich hütete, allzu viel auf die Schätzung eines Jungen zu geben.
    »Hör mir jetzt gut zu, Young Bill. Wenn sie zurückkommen, werden sie wohl einige der Salzhauer mitbringen. Bestimmt ein Dutzend, wenn nicht sogar bis zu zwanzig. Jamie und ich müssen sie vielleicht durchs Gefängnis führen, damit du sie dir ansehen kannst, aber du brauchst keine Angst zu haben, weil die Zellentür die ganze Zeit über abgesperrt sein wird. Und du brauchst nichts zu sagen, nur genau hinzusehen.«
    »Wenn Ihr glaubt, dass ich sagen kann, welcher meinen Da’ umgebracht hat … Das kann ich nicht. Ich weiß nicht mal genau, ob ich ihn überhaupt gesehen hab.«
    »Wahrscheinlich brauchst du sie dir gar nicht anzusehen«, sagte ich. Das war meine ehrliche Überzeugung. Wir würden sie in Dreiergruppen ins Dienstzimmer des Sheriffs holen und die Hosenbeine hochziehen lassen. Sobald jemand einen tätowierten blauen Ring um eine der Fesseln hatte, hatten wir unseren Mann. Nur war er kein Mann mehr. Jedenfalls kein richtiger Mensch.
    »Möchtet Ihr noch einen Schokofinger, Sai? Drei sind übrig, und ich kann nicht mehr.«
    »Heb sie dir für später auf«, sagte ich und stand auf.
    Seine Miene verfinsterte sich. »Kommt Ihr auch bestimmt zurück? Ich will nicht allein hier unten sein.«
    »Aye, ich komme zurück.« Ich ging hinaus, sperrte die Zellentür ab und warf ihm den Schlüsselbund durch die Gitterstäbe zu. »Lass mich rein, wenn ich zurückkomme.«
    Der dicke Hilfssheriff mit dem schwarzen Hut hieß Strother. Der andere, der mit dem fliehenden Kinn, Pickens. Sie betrachteten mich zurückhaltend und misstrauisch, was ich für eine gute Kombination hielt, wenn es Leute wie sie taten. Mit Zurückhaltung und Misstrauen kam ich zurecht.
    »Wenn ich nach einem Mann mit einem tätowierten blauen Ring am Fußgelenk fragen würde, Leute … Würde da bei euch was klingeln?«
    Sie wechselten einen Blick, dann sagte Schwarzer Hut – Strother – widerstrebend: »Militärknast.«
    »Und welcher Knast käme da infrage?« Allein der Klang dieses Worts gefiel mir nicht.
    »Das Militärgefängnis Beelie«, sagte Pickens mit einem Blick, als wäre ich der dümmste aller Dummköpfe. »Kennt Ihr das etwa nicht, obwohl Ihr ein Revolvermann seid?«
    »Beelie ist westlich von hier, stimmt’s?«, sagte ich.
    »War«, sagte Strother. »Heute ist das nur noch ’ne Geisterstadt. Vor fünf Jahren haben die Verwüster es geplündert. Manche sagen, dass es John Farsons Männer waren, aber das glaub ich nicht. Nie im Leben! Das waren ganz ordinäre Banditen. Früher hat’s in Beelie eine Milizgarnison gegeben – in früheren Zeiten, als es noch ’ne Miliz gab –, und das Militärgefängnis hat dazugehört. Dort haben die Bezirksrichter Diebe und Mörder und Falschspieler

Weitere Kostenlose Bücher