Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Blüten, alle in ihrer Lieblingsfarbe Gelb. Dazwischen steckte eine Karte, die Lena neugierig herauszog und auseinanderfaltete.
Gib mir wenigstens eine Chance, stand da. Die Karte war nicht unterschrieben, aber Lena erkannte Mikaels Schrift auch so. Sie musste lachen, aber als sie Mikael kurz darauf anrief, bemühte sie sich, ihre Stimme ernst klingen zu lassen.
»Du sollst das lassen«, sagte sie streng. »Hör zu, Mikael, ich habe mich doch deutlich genug ausgedrückt. Ich will keine Beziehung.«
Doch bevor Mikael antworten konnte, klopfte es. »Moment«, sagte Lena ins Handy und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Mikael grinste sie frech an, das Handy immer noch ans Ohr gepresst. »Wer redet denn von Beziehung?«, sprach er ins Telefon, obwohl er direkt vor ihr stand. »Lass uns essen gehen oder ins Kino.« Er wies auf das Himmelbett. »Oder wir verbringen einfach mal ein Wochenende miteinander und schauen, was sich daraus entwickelt.«
»Ich will aber nicht, dass sich etwas entwickelt«, sagte Lena genervt. Sie wandte ihm den Rücken zu und ging ein paar Schritte ins Zimmer. Mikael folgte ihr.
»Ach Lena, jetzt sei doch mal ein bisschen spontan.«
Lena fuhr herum. »Ich mag dich, Mikael, aber hör endlich auf damit. Ein Mann kommt in meiner Lebensplanung gerade einfach nicht vor.« Sie wandte ihm wieder den Rücken zu und setzte sich an den kleinen Schreibtisch. Vor ihr lagen die Unterlagen für das Meeting mit dem Naturschutzbund.
»Machst du bitte die Tür zu, wenn du gehst?«, bat Lena und tat so, als wäre sie konzentriert mit den Unterlagen beschäftigt.
Hinter ihr blieb es sekundenlang still. Dann beugte Mikael sich zu ihr hinunter, sodass sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte.
»Ich gebe nicht auf«, sagte er, bevor er sich abwandte und das Zimmer verließ.
Lena schüttelte den Kopf. Er war hartnäckig, das musste man ihm lassen, obwohl er genau wusste, dass sie nach New York gehen würde. Sie wusste genau, dass sie ihm nicht das Herz brach, indem sie ihn immer wieder abwies, aber selbst wenn es anders wäre, würde das nichts an ihrer Entscheidung ändern. Sie wollte Karriere machen, nur das war ihr wichtig. Emotionale Verwicklungen waren das Letzte, was sie im Augenblick gebrauchen konnte.
Kristina und Harald schlenderten durch Söderholm. Sie hatte sich immer noch bei ihm untergehakt, und ihre Körper berührten sich leicht bei jedem Schritt. Harald, der einen ganzen Kopf größer war als sie, hatte sein Tempo dem ihren angepasst. Sie wirkten wie ein Paar, vertraut und innig. Sie sagten lange nichts, brauchten keine Worte.
»Deine Welt ist mir sehr fremd«, sagte Harald plötzlich. »Ich weiß nicht einmal, wie deine Tage aussehen.«
Kristina lächelte. »Eigentlich ist es immer das Gleiche. Arbeit, nichts als Arbeit.« Sie drückte seinen Arm und schaute lächelnd zu ihm auf. Ihre Pupillen schienen groß und dunkel. »Hättest du gedacht, dass aus der Ausreißerin einmal die Besitzerin einer erfolgreichen Werbeagentur wird?«
»Ich habe dir damals alles zugetraut«, sagte Harald fast ehrfurchtsvoll. »Du hattest so viel Power. Du warst so überzeugt davon, dass die Welt nur auf dich wartet.« Seine Stimme klang in diesem Moment so mitreißend, als hätte er all das selbst empfunden, was sie damals angetrieben hatte. »Dein Elan war fast schon beängstigend«, schloss er.
»Ihr habt mich doch alle nur für verrückt gehalten«, widersprach Kristina, aber ihre Stimme verriet, dass sie sich geschmeichelt fühlte. »Ich dachte …« Sie brach ab, als sie einen jungen Mann erblickte, der vor der Dekoration eines Blumenladens in die Knie ging, um sie zu fotografieren.
Kristina löste sich hastig aus Haralds Arm, als wolle sie nicht in dieser vertrauten Haltung mit ihm gesehen werden. Sie beschleunigte ihren Schritt und trat zu dem jungen Mann, der völlig vertieft in das Motiv schien, das er gerade aufnahm.
»Hej, Mikael«, sagte Kristina. »Wie ich sehe, arbeitest du schon.«
Mikael stand auf. »Für dich«, erwiderte er grinsend.
Harald war inzwischen ebenfalls näher gekommen. »Das ist Harald Bengtsson, ein alter Freund von mir«, stellte Kristina die beiden Männer einander vor. »Frag ihn, falls du noch nicht genügend Motive hast. Er ist hier aus der Gegend. Und das ist Mikael, mein Fotograf«, sagte sie jetzt zu Harald. Sie machte eine kurze Pause, bevor sie hinzufügte: »… und mein Sohn.«
Haralds Überraschung war greifbar. Sein Mund stand offen, während sein Blick zwischen
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