Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
auf eine Sache haben Sie alles berücksichtigt, was uns wichtig ist«, sagte Erik Sjöberg beruhigend, während sie auf Harald zuschritten. Lena registrierte, wie der Vorsitzende dessen Arm tätschelte. »Sie sind von hier und wissen, wovon ich rede.«
Harald schien in der Tat zu wissen, wovon er sprach.
»Die Seeadler«, sagte er und wandte sich erklärend an Kristina. »Es gibt seit ein paar Jahren einen Horst am See.«
»Diese Art wurde in Europa fast vollständig ausgerottet«, erklärte Erik Sjöberg. »Wir sind hier zu Recht stolz auf die Seeadler und wollen sie in die Kampagne einbeziehen.«
Kristina hob beide Hände. »Kein Problem«, versicherte sie professionell. »Wir sehen uns gleich morgen die Seeadler an.«
»Am besten setzt ihr euch mit Sören Sand in Verbindung«, schlug Harald vor. »Er betreut unser Seeadlerprojekt und kann euch alle Fragen beantworten.«
»Prima.« Kristina schaute Harald mit einem Lächeln an, das Lena noch nie in ihrem Gesicht gesehen hatte. Es war nicht dieses so vorhersehbare, unverbindliche, geschäftsmäßige Lächeln. In ihren Augen lag eine Wärme und Zuneigung, die Lena neugierig machte. Lena fragte sich, was die beiden miteinander verband. War er wirklich ein alter Freund, wie Kristina gesagt hatte? Oder mehr?
»Wo finden wir diesen Mann?«, wollte Kristina jetzt von Harald wissen.
»Ich kümmere mich darum«, sagte Lena schnell. Als Kristinas Assistentin war es ihre Aufgabe, solche Dinge in die Hand zu nehmen. Sie wusste, wie sehr Kristina diese lächerlichen Kleinigkeiten, wie sie sie nannte, hasste. »Wie heißt dieser Mann?«
»Sören Sand«, wiederholte Harald. »Er ist der Biologielehrer an unserer Schule und wohnt in der Ullegatan dreißig. Ich gebe Ihnen gleich seine Telefonnummer.«
Lena stutzte und dachte sofort an den Mann, den sie heute Morgen beinahe überfahren und später in der Schule wiedergetroffen hatte. War das etwa Sören Sand? Sie kam nicht dazu, sich weiter darüber Gedanken zu machen, weil Kristina auf sie einsprach: »Sieh zu, dass du diesen Sören Sand dazu bringst, mit Mikael morgen zu diesem Horst am See zu fahren.«
Lena nickte. Kristina wandte sich Erik Sjöberg zu. »In ein paar Tagen bekommen Sie den modifizierten Vorschlag.«
Erik Sjöberg wirkte zufrieden und ging zu seinen Kollegen, aber Mikael verzog ärgerlich das Gesicht. »Ich kann nicht. Nur diesen einen Tag, so war es abgemacht. Ich habe dir gesagt, dass ich morgen einen Termin in Stockholm habe«, sagte er.
»Verschieb diesen Termin«, verlangte Kristina ungerührt. »Ich will, dass du dabei bist.«
»Dieser Termin ist nicht verschiebbar.« Mikael blieb unnachgiebig, bis Kristina seufzend nachgab.
»Dann eben ohne Mikael«, sagte sie zu Lena. »Aber du musst auf jeden Fall erst checken, ob das Motiv etwas hergibt.«
Lena nickte und begann damit, den Tagungsraum aufzuräumen. Nur am Rande bekam sie mit, dass Harald einen Anruf erhielt, der ihm unangenehm zu sein schien. Auch Kristina, die kurz darauf den Hörer nahm, wirkte wenig erfreut, trotz des Lächelns, das sie zeigte.
Malin konnte sich auf nichts richtig konzentrieren. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, um bei Harald und Kristina zu verweilen. Die Angst wuchs, dass die Bilder ihrer Fantasie Wirklichkeit werden würden.
Dauerte eine Präsentation wirklich so lange? Waren Harald und Kristina noch mit anderen Menschen zusammen, oder waren sie längst alleine? Und wenn sie alleine waren, wo hielten sie sich dann auf? Womöglich in Kristinas Hotelzimmer?
An diesem Punkt hielt Malin es nicht mehr aus. Sie griff zum Telefon und wählte Haralds Handynummer. Der gereizte Unterton verriet ihr, dass er sich durch ihren Anruf gestört fühlte. Als sie ihn bat, Kristina und ihre Leute später einfach zum Essen mitzubringen, lehnte er sofort ab. »Das ist heute ganz schlecht.«
»Dann eben morgen.« Da würden zwar schon Clara und Sören zum Abendessen kommen, aber vielleicht würde ein Essen in großer Runde eine spannungsgeladene Atmosphäre gar nicht erst aufkommen lassen. Sie ignorierte die abweisende Stimme ihres Mannes. »Gib mir mal Kristina«, verlangte sie bestimmt.
Obwohl Harald kein Wort mehr sagte, spürte Malin, dass ihr Mann das Handy nur widerstrebend weiterreichte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Kristina sich am anderen Ende meldete.
»Hallo, du Liebe«, hörte sie Kristina sagen. »Es ist doch nicht nötig, dass du dir so viel Arbeit machst.«
»Du darfst mir das nicht abschlagen,
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