Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Käsekuchen.«
Valerie musste ebenfalls lachen. Der Käsekuchen war eine reine Katastrophe gewesen. Sie hatte sich streng an das Rezept gehalten, im Backofen die richtige Zeit und Temperatur eingestellt, und dennoch – als sie die Kuchenform herausnahm und öffnete, war kein fester, schmackhafter Käsekuchen darin, sondern eine weiße, flüssige und sehr unappetitliche Masse, die sofort aus der Öffnung quoll.
Valerie ließ sich dadurch jedoch nicht entmutigen. »Die Blaubeeren auf dem Markt sahen so verlockend aus«, sagte sie. »Und von Johanna habe ich ein ganz tolles Rezept.« Ein bisschen wehmütig dachte sie an ihre Freundin und den schönen Nachmittag, den sie damals bei Blaubeertarte und Kaffee verbracht hatten.
Lasse lachte. »Du bist echt verrückt, Mama«, sagte er, »aber dir scheint es hier wirklich gut zu gehen.«
Valerie nickte und ging ins Haus. In der Küche hielt sie einen Augenblick inne, atmete tief durch. Ja, sie war glücklich. So glücklich wie schon lange nicht mehr, und dieses Gefühl hielt jetzt schon einen sehr, sehr langen Moment an.
Olof und Irma hatten ihre Mittagspause ziemlich ausgedehnt. Lange war es her gewesen, seit sie gemeinsam den Tag verbracht hatten. Schließlich hatte Olof seiner Frau erzählt, dass er zum Gasthof von Fred Waging hinausfahren wollte, um ihm die neue Biersorte vorzustellen. Irma hatte daraufhin beschlossen, noch einmal zur Galerie zu fahren.
Olof war froh, dass Irma ihm die Lüge abgenommen hatte. Er konnte ihr schließlich schlecht erklären, dass er noch einmal zum Haus am See wollte. Er hatte nicht vor, Valerie und ihren Sohn Lasse noch einmal zu besuchen, er hatte viel zu viel Angst, Valerie mit seinen ständigen Besuchen auf die Nerven zu gehen. Und eine Ausrede, mit der er einen zweiten Besuch an diesem Tag begründen könnte, fiel ihm auch nicht ein.
Trotzdem musste er sie sehen, seine Tochter und seinen Enkel, und wenn es nur von Weitem war. Noch heute.
Und nun stand er verborgen hinter einem Baumstamm und Sträuchern und schaute zum Haus hinüber. Er kam sich vor wie ein Einbrecher in eine fremde Welt und fühlte sich doch zugehörig, während er Lasse und Valerie auf der Terrasse beobachtete. Kurz darauf sah er seine Tochter ins Haus gehen. Wenig später öffnete sie das Küchenfenster und lehnte sich hinaus. Sie sah so glücklich aus.
»Das hast du verdient, mein Mädchen«, flüsterte er.
Er stand noch eine ganze Weile da, beobachtete die beiden und wünschte sich, er wäre Teil ihres Lebens. Aber das, das wusste er genau, würde niemals möglich sein.
Markus hatte den Termin wahrgenommen, den Olof seiner Frau genannt hatte. Er war bei Fred Waging gewesen, hatte ihm die neue Biersorte vorgestellt und war mit Freds Zusage zurückgekommen, den Gästen das Bier zumindest einmal anzubieten. Sollten sie es akzeptieren, würde er es in sein Sortiment aufnehmen.
Als Markus nach Hause kam, sah er zu seiner Überraschung Leonies Wagen vor der Tür stehen. Er hatte in dieser Woche nicht mehr mit ihr gerechnet, nach all den Terminen, die sie ihm aufgezählt hatte. Er stellte sein Fahrrad ab und wollte gerade ins Haus, als die Tür von innen aufgerissen wurde. Leonie, wie immer in Eile, stürmte hinaus.
»Da bist du ja!«, sagte sie fast vorwurfsvoll. »Ich habe dauernd versucht, dich anzurufen. Ist etwas mit deinem Handy?«
Markus schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich habe ich das Klingeln überhört. Musst du schon wieder weg?«
»Der Schiedsrichterverband tagt zum ersten Mal öffentlich. Ich muss darüber berichten.« Während sie sprach, ging sie zu ihrem Wagen, legte Notebook und Handtasche auf den Rücksitz und öffnete die Fahrertür. »Vielleicht gibt das ja eine heiße Story, die haben sich total in den Haaren. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder nach Hause komme.«
»Ich bin es so gewohnt.« Ihr gemeinsames Leben hatte nie anders ausgesehen, und sie waren beide zufrieden damit gewesen. Jetzt klang seine Stimme zum ersten Mal bitter, aber das schien ihr gar nicht aufzufallen.
Markus stand auf der anderen Seite des Wagens und schaute seine Frau über das Verdeck hinweg an. »Wir müssen unbedingt miteinander reden, Leonie«, sagte er ernst.
»Etwas Wichtiges?« Ihre Stimme klang ungeduldig. So wie immer, wenn er mit ihr reden wollte und sie es eilig hatte.
»Ja, es ist wichtig.« Markus kam um den Wagen herum, er war fest entschlossen, dieses Gespräch zu führen. »Wir müssen uns endlich darüber klar werden, ob wir das hier
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