Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
wirklich alles so wollen.«
Er ging ihr auf die Nerven, das war ihr deutlich anzusehen. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie mit erhobener Stimme. »Alles läuft doch gut. Es tut mir leid, aber ich habe jetzt keine Zeit mehr.« Versöhnlich küsste sie ihn auf die Wange und stieg in den Wagen. »Ich rufe dich an!«, rief sie ihm noch zu, während sie bereits den Motor startete.
Dann war sie weg.
Markus starrte ihr hilflos nach. Er musste mit Leonie reden, aber sie wollte ihm offensichtlich überhaupt nicht zuhören. Für sie gab es nichts, das wichtiger war als ihre Arbeit.
Er ging nachdenklich in Richtung Haus, überlegte es sich dann aber anders und stieg auf sein Fahrrad. Ein Ziel hatte er nicht. Er wollte einfach nur ein bisschen umherfahren und dabei nachdenken.
Als er an der Galerie vorbeikam, schloss Irma gerade ab. Markus bremste und stieg vom Rad.
»Du arbeitest zu viel.« Er beugte sich zu ihr hinab und küsste sie auf die Wange.
»Nein.« Irma schüttelte lachend den Kopf. »Ich habe heute nur eine sehr lange Mittagspause gemacht, und weil Olof unbedingt noch zu Fred Waging hinausmusste, wollte ich ein bisschen Arbeit nachholen.«
»Olof ist zu Fred gefahren?«, fragte Markus überrascht. »Aber da war ich doch eben …« Er brach ab, als er Irmas Gesichtsausdruck sah. Sie hatte misstrauisch die Augenbrauen zusammengezogen. Irgendetwas stimmte nicht.
»Na ja«, wiegelte er hastig ab, »wahrscheinlich gab es noch etwas Wichtiges zu besprechen.«
Irma nickte, schien aber irritiert. Als sie seinem Blick begegnete, lachte sie unsicher auf und gab sich sichtlich Mühe, sich zu sammeln.
»Habt ihr Lust, morgen Abend zu uns zu kommen? Ich würde gerne mal wieder ein großes Essen machen. Meinst du, Leonie kann es einrichten?«
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht«, sagte Markus.
»Sie ist einfach zu viel unterwegs«, sagte Irma.
»Sie liebt ihren Job nun einmal.« Markus lächelte nachsichtig, obwohl er gerade zum ersten Mal selbst unzufrieden gewesen war. Was weniger an ihrer Abwesenheit, sondern vielmehr an der fehlenden Möglichkeit lag, wichtige Themen mit Leonie zu besprechen.
»Sie war schon als Kind ständig auf Achse.« Irma seufzte.
»Ich rufe sie an«, sagte Markus. »Vielleicht kann sie es ja irgendwie einschieben. Ich habe nämlich richtig Lust auf einen deiner Braten.«
»Dann machen wir das Essen auf jeden Fall«, sagte Irma entschlossen. »Olof und ich, wir freuen uns auch, wenn du alleine kommst. Ich hoffe, das weißt du.«
Markus nickte und verabschiedete sich von seiner Schwiegermutter. Er wollte Leonie eigentlich sofort anrufen, verschob es dann aber. Wahrscheinlich würde er sie doch nur stören. Leonie konnte sehr ungehalten reagieren, wenn er sie während eines wichtigen Termins anrief, das Risiko wollte er nicht eingehen.
Markus schwang sich auf sein Rad und fuhr weiter. Ziel- und rastlos. An Leonie dachte er nach ein paar Minuten nicht mehr.
Das Abendessen war köstlich gewesen, und Johannas Blaubeertarte war ihr gelungen. Ihnen beiden hatte es geschmeckt.
Lasse hatte es sich jetzt auf der Bank im Wintergarten gemütlich gemacht und telefonierte mit einem seiner Freunde in Stockholm.
»… und morgen reite ich auf einem richtigen Pferd«, hörte Valerie ihn begeistert sagen. Sie wartete, bis er das Gespräch beendet hatte, und trat dann zu ihm.
»Ich fahre noch eine Runde mit dem Rad«, sagte sie. »Willst du mit?«
Lasse schüttelte den Kopf.
»Dann bis später«, verabschiedete sich Valerie. Gerade als sie aus der Tür schritt, fiel ihr etwas ein und sie machte noch einmal kehrt.
»Was ist los mit dir?«, neckte sie ihren Sohn. »Du hast gar nicht gesagt, dass ich mich nicht ansprechen lassen soll.«
»Muss ich doch auch nicht.« Lasse grinste. »Wir sind hier auf dem Land, wer soll dich da schon anquatschen?«
Valerie lachte laut auf und warf ihm einen liebevollen Blick zu, bevor sie das Haus verließ. Draußen schwang sie sich auf ihr Rad. Sofort kam ihr der Gedanke an die Mittagspause, an ihr Treffen mit Markus. Verrückt, wie sehr sie sich nach einem Menschen sehnte, den sie erst ein paar Tage kannte.
Valerie überlegte, welchen Weg sie einschlagen sollte. Das Wiehern eines Pferdes, das auf einer Weide in der Nähe graste, brachte sie auf die Idee, an den Stallungen vorbeizufahren, die nicht weit von ihrem Haus entfernt lagen. Sie vermutete, dass es sich um Olofs Stallungen handelte. Tatsächlich traf sie ihn dort an. Er schien sich zu freuen,
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