Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
Gemütsbewegung.
»Ja«, bestätigte Markus sofort. »Und hatten wir es nicht einmal so abgesprochen? Wenn einer von uns beiden jemanden trifft, auf den er sich einlassen will …« Markus brach ab.
»… dann soll er sich frei fühlen können, um zu gehen«, ergänzte Leonie.
Sie schauten sich an, sagten beide eine ganze Weile nichts.
»Ich hatte nicht erwartet, dass es mir passiert«, sagte Markus schließlich. »Ich weiß noch nicht, wie es weitergehen soll, ich weiß nur, dass es so wie bisher nicht mehr geht. Ich will frei sein.« Er machte eine kurze Pause, bevor er leise hinzufügte: »Für eine andere Frau.«
Einen Moment lang hatte er das Gefühl, dass Leonie doch verletzt war. Ihre Augen glänzten verdächtig. »Es ist Valerie, nicht wahr?«
»Ja.« Markus nickte.
Leonie wandte sich ab, ging wieder um den Tisch herum und nahm auf der anderen Seite Platz. Auch Markus setzte sich, streckte die Hand nach ihr aus. »Ich wollte dich nie verletzen, Leonie.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin nicht verletzt«, versicherte sie. »Ich bin einfach nur traurig, weil es sich nicht so entwickelt hat, wie wir es uns einmal vorgestellt hatten. Anfangs, da habe ich wirklich geglaubt, dich zu lieben, und umgekehrt war es bei dir doch genauso.«
Markus lächelte sie liebevoll an. »Ja, ich war auch davon überzeugt, dich zu lieben. Ich liebe dich auch, Leonie, aber eben nicht so, wie ein Mann eine Frau lieben sollte. Für mich bist du eher wie eine Schwester. Richtiges Begehren, richtige Leidenschaft hat es doch nie zwischen uns gegeben.«
»Du wirst mir fehlen«, sagte Leonie leise, »und das ist es, was mich gerade so traurig macht.«
Markus ergriff über den Tisch hinweg ihre Hände. »Ich werde immer für dich da sein, Leonie«, versicherte er.
Sie lächelte dankbar, doch dann musterte sie prüfend sein Gesicht. »Dieser Abend muss seltsam für dich gewesen sein«, sagte sie. Ihre Stimme klang fast zärtlich. »Und es war bestimmt nicht leicht, so zu tun, als ob nichts wäre.« Leonie dachte einen Augenblick nach und meinte dann mit einem kleinen Lächeln: »Aber ich finde Valerie sehr sympathisch.«
Markus lächelte auch knapp, gleich darauf wurde sein Gesicht wieder ernst. »Ich will auch deine Eltern nicht mehr anlügen. Sie haben es nicht verdient.«
Leonie seufzte. »Ich weiß ja auch schon lange, dass da nichts zwischen uns ist und eigentlich auch nie war, außer Freundschaft. Aber wir dürfen meine Eltern nicht vor den Kopf stoßen. Für sie bist du wie ein Sohn, und mein Vater braucht dich. Mehr als ich, vielleicht. Wir müssen jetzt einfach den geeigneten Zeitpunkt finden, um es ihnen zu erklären.« Leonie schaute ihn fragend an. »Warst du sehr unglücklich mit mir?«
Markus schüttelte den Kopf. »Ich war überhaupt nicht unglücklich. Ich wusste bisher nur nicht, dass mir etwas fehlt.«
»Aber jetzt weißt du es?«
Markus nickte. Als Leonie aufstand, erhob er sich ebenfalls. Sie kam um den Tisch zu ihm, legte beide Hände auf seine Schultern und blickte ihm tief in die Augen. »Ich freue mich für dich, und ich wünsche dir sehr, dass du glücklich wirst.«
»Danke, Leonie«, sagte Markus bewegt und schloss sie ganz fest in die Arme. »Das bedeutet mir sehr viel.«
Leonie wirkte befreit.
»Ich danke dir«, sagte sie herzlich. »Vielleicht hätten wir uns schon längst trennen sollen. Ich spüre, dass es auch eine Chance für mich sein wird.«
Sie umarmten sich lange, und Markus spürte beglückt, dass er zwar seine Frau verloren, dafür aber eine gute Freundin behalten konnte.
Valerie saß auf ihrem Bett. Ihr Handy hatte mehrfach geklingelt, und auf dem Display war jedes Mal Markus’ Name aufgeleuchtet. Sie hatte keinen seiner Anrufe angenommen, jede SMS ungelesen gelöscht, ebenso wie seine Nachrichten auf der Mailbox.
Valerie hing ihren schweren Gedanken nach. Ihr fehlte die Kraft, sich auszuziehen und für die Nacht fertig zu machen. Dabei war es schon spät, weit nach Mitternacht. Nur das Licht des Vollmondes beleuchtete ihr Zimmer, die kühle Nachtluft strich durch das weit geöffnete Fenster.
»Valerie!«
Valerie erkannte Markus’ Stimme, wollte ihn aber nicht sehen. Als er ein weiteres Mal nach ihr rief, stand sie schwerfällig auf und ging ans Fenster. Sie sah Markus unten im Licht des Mondes stehen und zu ihrem Fenster hinaufschauen. Sein Anblick versetzte sie in ein tiefes Gefühlschaos. Sie wollte ihn nicht sehen, wollte ihm nicht zuhören, und gleichzeitig zog
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