Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)
hinter dich bringen, ohne dass jemand etwas bemerkt. Danach wirst du Markus Hansen aus dem Weg gehen.
Es tat so unglaublich weh. Valerie biss sich auf die Lippen, als könne dieser kurze körperliche Schmerz den Schmerz in ihrer Seele zum Verstummen bringen. Es half nichts.
Valerie wusste, dass sie sich hier nicht ewig verstecken konnte. Sie musste raus, musste wieder an den Tisch und gute Miene zum bösen Spiel machen.
Nur diesen einen Abend, ermahnte sie sich noch einmal. Du schaffst es, und du wirst dir nichts anmerken lassen. Das bist du dir schuldig.
Valerie straffte die Schultern, nickte sich selbst im Spiegel zu, und dann ging sie nach draußen. Sie hatte gehofft, Markus wäre zurück ins Esszimmer gegangen, aber er hatte auf sie gewartet und stellte sich ihr gleich in den Weg.
Valerie brachte ein kühles Lächeln zustande. »Du hättest nicht warten müssen, ich finde den Weg schon alleine.«
Sie wollte an ihm vorbeigehen, doch Markus hielt sie an den Armen fest. »Bitte, Valerie, warte«, sagte er eindringlich. »Ich wollte es dir sagen! Ich habe ein paar Mal versucht, dir zu sagen, dass es Leonie gibt.«
»Jetzt weiß ich es ja«, erwiderte Valerie kalt. »Zum Glück habe ich es rechtzeitig erfahren.«
Markus ließ sie nicht los, sein Blick suchte ihren. »Valerie, ich habe es dir nicht gesagt, aber das bedeutet doch nicht, dass die Dinge zwischen uns nichts mehr wert sind.«
»Du meinst die Radtour?«, fragte Valerie von oben herab. »Ja, es war nett, dass du mir die Gegend gezeigt hast. Danke. Und jetzt lass uns beide einfach so tun, als wäre nie etwas geschehen.«
Markus’ Gesicht war kreidebleich. Der Schock über ihre Worte war ihm deutlich anzusehen. »Das meinst du doch nicht im Ernst!«, rief er entsetzt.
Valerie war nie etwas so ernst gewesen. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Meine Ehe ist kaputtgegangen, weil sich eine andere Frau zwischen meinen Mann und mich gedrängt hat«, stieß sie hervor. »Ich werde so etwas nie tun. Ich hätte mich nie mit dir getroffen, wenn ich gewusst hätte, dass du verheiratet bist!«
»Ich hatte vor, noch heute mit Leonie zu reden«, sagte Markus sichtlich aufgewühlt. »Ich wollte ihr sagen, dass es so nicht mehr weitergeht. Bitte, Valerie, versteh mich doch! Ich wollte die Sache zuerst mit ihr ins Reine bringen, und dann hätte ich sofort …«
»Du bist der Mann einer anderen Frau«, unterbrach sie ihn grob. »Mehr interessiert mich nicht.«
»Ich liebe dich, Valerie. Mir ist erst jetzt klar geworden, dass ich die ganze Zeit auf eine Frau wie dich gewartet habe«, sagte er flehend.
Valerie wollte es nicht hören, und noch weniger wollte sie, dass seine Worte etwas in ihr auslösten. Auch wenn es ihr schwerfiel, sich nach außen hin so hart und kalt zu zeigen. »Ich werde niemals der Grund dafür sein, dass eine Ehe in die Brüche geht«, sagte sie bestimmt und ging. Diesmal hielt Markus sie nicht zurück.
Valerie brachte den Abend nur unter größter Anstrengung irgendwie hinter sich. Das Essen war sicher ganz hervorragend, aber sie schluckte es nur mit Mühe herunter und lächelte dabei in die Runde, als hinge ihr Leben davon ab. Zum Glück erzählte Leonie so viel von ihrem aufregenden Arbeitsalltag, dass es niemandem auffiel.
Valerie spürte immer wieder, dass Markus sie anschaute, vermied aber jeden Blickkontakt.
Jetzt war es endlich vorbei, und sie konnte sich verabschieden. Valerie bedankte sich höflich: »Danke für den schönen Abend, Irma, und für das tolle Essen.«
»Ich freue mich, dass es Ihnen geschmeckt hat«, sagte Irma freundlich. Ihr Blick klebte förmlich an Valeries Gesicht. Hätte Olofs Frau sie nicht schon zu Beginn des Abends so gemustert, Valerie wäre davon überzeugt gewesen, dass Irma etwas von dem gemerkt hatte, was zwischen ihr und Markus vorgefallen war.
Valeries Blick fiel auf Leonie, die hinter ihren Eltern aus der Tür getreten war. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, sobald sie Markus’ Frau nur anschaute. Leonie tat ihr unglaublich leid! Sie war so fröhlich und unbefangen, hatte nicht die geringste Ahnung, dass sie den Abend in der Gesellschaft der Frau verbracht hatte, die um ein Haar eine Affäre mit ihrem Mann begonnen hätte.
Nur gut, dass ich rechtzeitig die Wahrheit erfahren habe, dachte Valerie bitter. Was nichts an ihrem Schmerz änderte. Es gelang ihr nur mit Mühe, die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.
Lasse kam ihr ungeahnt zu Hilfe. »Danke«, wandte auch er sich jetzt
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