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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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gibt es doch nicht!«
    Ulla nickte eifrig. »Ist das nicht unglaublich?«
    Greta schmunzelte. »Die Alander-Tochter arbeitet bei uns als ganz normale Bäckerin.«
    Sie nahm den Korb mit den Beeren auf und ging langsam zum nächsten Strauch. Ulla folgte ihr.
    »Ich habe es vom ersten Moment an gespürt«, sagte sie selbstzufrieden.
    »Was meinst du?« Greta schaute sie fragend an.
    »Sie passt einfach nicht zu uns«, sagte Ulla wie aus der Pistole geschossen. »Du weißt doch, wie das Zeug schmeckt, das bei Alander produziert wird.« Sie hörte selbst, wie überheblich ihre Worte klangen, verspürte aber tatsächlich Erleichterung. Selma, die Erbin des Alander-Backwaren-Imperiums, würde nicht bleiben.
    »Ich habe Lucias Torten sehr gerne gegessen«, sagte Greta.
    Ulla strich sich eine Strähne ihres Haars zurück. »Ich bin froh, dass endlich Klarheit herrscht«, sagte sie fröhlich. »Sie wird zurück nach Stockholm gehen, und hier ist endlich alles wieder so wie vorher.«
    Greta hielt in ihrer Arbeit inne und schaute Ulla an. Ihre Miene drückte Unverständnis aus. »Du tust gerade so, als wäre hier alles in Ordnung.«
    Ulla zuckte mit den Schultern. »Ohne ihre Torten waren wir auch nicht unglücklicher.« Sie lächelte. »Aber wenn dir das wichtig ist, lerne ich eben Torten zu backen«, fügte sie neckend hinzu.
    Greta ging nicht auf ihren leichten Ton ein. »Es geht nicht um die Torten, das weißt du genau«, sagte sie streng.
    Ulla spürte, wie eine Welle von Ärger in ihr aufstieg. Sie antwortete nicht, warf Greta lediglich einen trotzigen Blick zu.
    »Lucia hat ausgesprochen, was wir alle seit Jahren beobachten«, kam Greta auf den Punkt. »Sie war die Erste, die den Mut hatte, dir zu sagen, dass es nicht gut ist, wie es zwischen dir und deinem Vater läuft.«
    Ulla spürte, wie die Wut sich verstärkte. Das Gefühl der Erleichterung, das sie eben noch erfüllt hatte, war vollkommen verschwunden. Wütend warf sie den Kopf in den Nacken. »Was zwischen meinem Vater und mir ist, geht niemanden was an!«, zischte sie.
    »Das mag wohl sein«, sagte Greta und bedachte sie mit einem langen Blick, »aber deshalb muss es nicht richtig sein.«
    Ulla starrte sie mit einer Mischung aus Ärger und Erstaunen an. Außer Lucia hatte ihr noch nie jemand so direkt die Meinung gesagt, seit es zwischen ihr und ihrem Vater zum Zerwürfnis gekommen war.
    Greta zeigte deutlich, dass das Thema damit für sie abgeschlossen war. Sie wollte wissen, wo ihr Sohn jetzt war, und machte sich sofort auf den Weg, als Ulla ihr mitteilte, dass er ins Rathaus gegangen war.
    Für Lucia war Bernd Martedal immer noch ein Fremder, und der Name Alander sagte ihr ebenso wenig wie ihr richtiger Vorname Selma. Zum wiederholten Male schlug sie deshalb seine Bitte aus, mit ihm nach Stockholm zu fahren.
    »Lass uns wenigstens ein paar Schritte gehen«, bat er. »Du hast doch bestimmt eine Menge Fragen, und vielleicht kommt deine Erinnerung ja wieder, wenn ich dir etwas von dir und deinem Leben erzähle.«
    Sie nickte schwach und traute sich nicht, ihm zu sagen, dass sie eigentlich nichts aus ihrem früheren Leben wissen wollte. Das hier war ihr Leben. Die Bäckerei, die Backstube, und vor allem Magnus.
    Bernd war ein netter Mann. Ein bisschen smart vielleicht, aber sie konnte sich nicht so recht vorstellen, dass sie tatsächlich so verliebt ihn in gewesen war, dass sie ihn sogar heiraten wollte.
    Bald schon, fiel es ihr siedend heiß ein. Wie sollte sie in so kurzer Zeit einen Mann heiraten, der ihr völlig fremd war?
    Sie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Bernd ihr erzählte, und erfuhr, dass ihr Vater sich mit dem Tag der Heirat aus der Geschäftsleitung der Alander-Werke zurückziehen wollte.
    »Aber warum?«, fragte sie. »Ist er krank? Oder hat er keine Lust mehr?«
    »Du bist sein einziges Kind«, erklärte Bernd, »und er will dir damit zeigen, wie sehr er dir vertraut.«
    Auch das löste keine Erinnerung bei ihr aus, im Gegenteil, es machte ihr eher Angst. Nebeneinander gingen sie den Steg am Jachthafen entlang. Der blaue Himmel spannte sich über das Wasser. Die Schiffe schaukelten leicht auf den Wellen. Es roch nach Sommer, Salz und Meer. Für sie war es ein vertrauter Geruch, eine vertraute Umgebung, während alles, wovon Martedal sprach, in einer anderen Welt lag.
    Bernd gab nicht auf. »Wir sind eine der größten Backwarenfabriken Skandinaviens. Unsere Produktpalette umfasst mehr als hundert verschiedene Brot-, Brötchen- und

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