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Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition)

Titel: Wind über den Schären: Liebesgeschichten aus Schweden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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bescheiden. Und irgendwie leblos.
    Als ihr Vater neben sie trat, hakte Selma sich bei ihm unter. »Wie ist es, wieder zurück zu sein?«, wollte er wissen. »Erinnerst du dich an das alles hier?«
    Selma horchte einen Moment in sich hinein. »Ja«, sagte sie knapp, verschwieg ihm aber, dass sie sich in dieser Umgebung nicht besonders wohlfühlte. War das früher schon so gewesen? Wenn ja, dann hatte sie das erfolgreich verdrängt.
    »Ich bin wieder ganz die Alte«, behauptete Selma, mehr zur Beruhigung ihres Vaters und damit er ihre wachsende Unruhe nicht bemerkte. Ihr Vater schien ihr zu glauben, er lächelte und drückte zärtlich ihren Arm, als sie nebeneinander zum Eingang gingen.
    Mit jedem Schritt wirkte das Gebäude größer und, wie Selma überrascht feststellte, bedrohlicher. Das alles war so groß, so viel, so schnell. Und sie sollte das alles übernehmen, und zwar schon bald, wenn sie Bernd richtig verstanden hatte. In ihr breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. »Ich kann mich allerdings nicht mehr daran erinnern, warum du dich aus der Firma zurückziehen willst. Hast du keine Lust mehr zu arbeiten, oder willst du etwas anderes machen?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ich habe einiges vor«, erwiderte ihr Vater hastig und wechselte sofort das Thema. »Und jetzt komm. Bernd freut sich sicher sehr, dich zu sehen.«
    Ihr Vater ließ ihren Arm los und öffnete die Tür. Selma hatte durchaus bemerkt, dass das Thema ihrem Vater unangenehm war, und beschloss, es im Moment nicht zu vertiefen. Die Situation war auch für ihn nicht einfach. Auf der Türschwelle kam ihr ein Gedanke, es war wie ein Blitz, der durch ihren Kopf zuckte. »Stimmt es, dass ich eine Bäckerlehre gemacht habe?«
    Evert lachte amüsiert. »Du hattest schon als kleines Mädchen die gleiche Lust am Backen wie damals mein Großvater. Er war ein einfacher Bäcker in Uppsala. Seine Torten wurden berühmt, und er fing an, zu expandieren.« Evert machte eine ausholende Handbewegung zum Firmengebäude und lächelte dabei stolz. »Und dann wurden wir vom Erfolg überrumpelt.«
    Er schenkte ihr einen liebevollen Blick und streckte die Hand nach ihr aus. Sie ergriff sie, und beide betraten gemeinsam die Firma. Das Unbehagen, das Selma die ganze Zeit über empfunden hatte, verstärkte sich sofort. Tapfer hielt sie sich an der Hand ihres Vaters fest, in dem Vertrauen, er würde sie führen.
    Es war schlimmer, als er befürchtet hatte. Selma fehlte ihm überall und in jeder Sekunde. Ihr Lächeln, ihre Begeisterungsfähigkeit für alles, was mit dem Backen zu tun hatte, und ganz besonders ihre Nähe. Es fiel ihm nicht einmal schwer, sich an ihren richtigen Namen zu gewöhnen, aber diese Erkenntnis kam zu spät. Er hatte Selma selbst weggeschickt.
    Immer noch sah er ihren verletzten Gesichtsausdruck vor sich. Es war das Erste, woran er morgens dachte, wenn er aufwachte, und das Bild verfolgte ihn bis in den Schlaf. Immerhin war es der Gedanke an Selma, der ihn bewog, einiges in seinem Leben zu ändern.
    Als er aus der Backstube kam, mit einem Blech voller frisch gebackener Brote, entsorgte Ulla gerade das Tortenschild. Es stand an der Tür, seit Selma nicht mehr da war, und inzwischen hatten die Kunden die Aufschrift widerstrebend akzeptiert. Ulla war ganz offensichtlich die Einzige, die sich über die fehlenden Torten freute.
    »Jetzt ist alles wie früher«, sagte sie zufrieden. »In der Bäckerei Sigge gibt es wieder nur Brot und Brötchen.«
    Magnus hatte das Blech mit den Broten abgestellt und war auf dem Weg zurück in die Backstube. »Die Kunden werden sich daran gewöhnen«, sagte er. »So wie sie sich an die neue Verkäuferin gewöhnen werden.«
    Ulla war schon dabei, die frischen Brote in die Körbe auf dem Regal zu verteilen. Jetzt hielt sie überrascht inne. »Wir bekommen eine neue Verkäuferin?«
    Magnus fühlte sich unbehaglich, aber irgendwann musste er es ihr sagen, und das schien der richtige Zeitpunkt zu sein. »Nicht wir. ICH bekomme eine neue Verkäuferin, Ulla.«
    »Was meinst du damit, Magnus?« Ulla schaute ihn arglos an und arbeitete weiter. Magnus seufzte tief auf und kam zu ihr hinter den Tresen.
    »Das soll bedeuten, dass ich dir kündige. Zum nächsten Ersten musst du gehen.«
    Ulla hielt mitten in der Bewegung inne. Er sah das Entsetzen in ihren Augen, als sie ihm den Blick zuwandte. »Das kannst du nicht machen!«, rief sie. »Warum wirfst du mich raus? Was habe ich denn falsch gemacht?«
    Magnus hatte gewusst, dass es nicht

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