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Windbruch

Windbruch

Titel: Windbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Mappe an den Besprechungstisch.
    „Und?“, fragte Büttner forschend.
Er hoffte noch immer, dass er sich getäuscht hatte.
    „Tod durch verbluten“, sagte
Hasenkrug knapp.
    „War klar. Sonst nichts?“
    „Sie hatte kurz vor ihrem Tod
Geschlechtsverkehr.“
    Büttner pfiff durch die Zähne.
„Vergewaltigung?“, fragte er dann und warf Tomke, die bei diesem Wort zusammengezuckt
war, einen entschuldigenden Blick zu.
    „Deutet nichts darauf hin. Man
muss von einvernehmlich ausgehen, steht hier.“
    „Der Herr mit den parfümierten
Zetteln wahrscheinlich“, sagte Büttner nachdenklich.
    „Welche parfümierten Zettel?“,
fragte Maarten neugierig, der Kommissar aber schnitt ihm mit einen Handbewegung
das Wort ab.
    „Und da ist noch was.“
    „Ja?“
    „Sie hat vor ihrem Tod starke
Beruhigungsmittel genommen.“
    „Hm. Also Mord. Eindeutig.“
    Tomke schüttelte heftig den Kopf.
„Unbegreiflich“, flüsterte sie, „hört das denn nie auf!?“
    Maarten seufzte. „Ich glaube, wir
waren alle auf dem falschen Dampfer“, sagte er. „Inka war augenscheinlich eher
Opfer als Täter. Nun fangen wir also wieder von vorne an.“

75
    Ha! Nun hatte er sie alle
ausgetrickst! Da dachten die doch tatsächlich, sie könnten ihn klein kriegen!
Aber nicht mit ihm! Nicht mit Georg Hufschmidt! Still vor sich hingrinsend saß
er auf seinem Stuhl und dachte an das, was in der letzten Zeit geschehen war.
Sie hatten ihn verprügelt, diese Schweine, einfach so. Dabei hatte er doch gar
nichts getan! Die anderen waren doch schuld, nicht er! Aber nun hatten sie sie
ihm weggenommen. Sie hatten seine Prinzessin entführt. Aber er würde sie sich
wiederholen. Er würde seine Tomke aus ihren Klauen befreien, koste es, was es
wolle!
    Fast hätten sie ihn tot geprügelt,
aber nur fast. Denn er war stärker gewesen, wie immer. Gegen ihn hatte einfach
keiner eine Chance. Nun gut, er hatte ein paar leichte Verletzungen
davongetragen. Peanuts. Aber nun war Tomke weg. Und das schmerzte. Ja, damit
hatten sie ihm wehgetan. Aber er würde es ihnen heimzahlen. Mit dieser Schlampe
hatte er angefangen. Der hatte er es ordentlich gegeben. Es hatte Spaß gemacht.
Ja, das hatte es. Und jetzt würde er weitermachen. Nein, sie würden vor ihm
keine Ruhe haben. Nicht, bevor Tomke in Sicherheit war.

76
    Büttner sah sein Gegenüber voller
Abscheu und mit hochrotem Kopf an. Wie konnte man angesichts dieser furchtbaren
Ereignisse, die so gar kein Ende nehmen wollten, nur so kalt und abgebrüht
sein? Soeben hatte er Hayo Rhein mitgeteilt, dass seine langjährige
Mitarbeiterin Inka Henzler in ihrer Wohnung verstorben war. Ganz bewusst hatte
er ihm nichts von seinem Verdacht gesagt, dass die junge Ingenieurin, die er
selbst gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt hatte, vermutlich das Opfer eines
Verbrechens geworden war. Nein, er hatte sich mit den wenigen Leuten, die in
seinen Verdacht eingeweiht waren, vereinbart, dass man nach außen die
Selbstmordtheorie vertreten würde, in der Hoffnung, dass der Täter sich in
Sicherheit wähnen und dann eventuell einen Fehler machen würde.
    Nun versuchte er herauszufinden,
wer dieser ominöse Fremde war, mit dem Inka Henzler ganz offensichtlich ein Liebesverhältnis
gehabt hatte. Ein geheim gehaltenes Liebesverhältnis. Denn inzwischen hatten
sie jede einzelne Kontaktperson, mit der die junge Frau bekanntermaßen zu tun
gehabt hatte, kontaktiert. Aber auch nicht eine von ihnen hatte hierzu Angaben
machen können. Vielmehr war jeder, den sie danach fragten, aufs Äußerste
erstaunt gewesen. Inka , hatten sie verdutzt gefragt, ein Liebesverhältnis?
Das ist das erste, was ich höre . Was diese Menschen allerdings ganz eklatant
von ihrem Chef, Hayo Rhein, unterschied, war die ehrliche Betroffenheit, die
sie zeigten, wenn sie vom vermeintlichen Freitod Inkas hörten.
    Rhein aber hatte nur kurz
aufgeschaut, den Kopf geschüttelt und gesagt: „Nun, wenn jemand meint, er müsse
freiwillig aus diesem Leben scheiden, dann sollte man ihn nicht aufhalten.“
Doch damit nicht genug. Was dann kam, hatte Büttner erstmals in seiner
polizeilichen Laufbahn den Wunsch verspüren lassen, der Himmel möge Gerechtigkeit
walten lassen und ihm Zauberkräfte verleihen, die es ihm ermöglichten, sein
Gegenüber auf bestialische Weise zu foltern und zu quälen. „Natürlich ist der
Tod von Inka Henzler in gewisser Weise bedauerlich“, hatte Rhein verkündet,
„denn wie Sie ja wissen, haben die Vorfälle der letzten Wochen doch die

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